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Der Pakt mit dem Teufel

von CAMIR

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Die Stille um Janeway herum war gespenstisch und der Gang schien kein Ende zu nehmen. Ihre Helmlampe warf unruhige Schatten auf die metallenen Schotts, die sie umgaben. Es ging nur geradeaus und niemals gab es Abzweigungen. Die Anzeigen des Tricorders waren widersprüchlich und halfen ihr in diesem Moment nicht. Mit jedem Meter, den sie hastig zurücklegte wurden die Zweifel größer. Was, wenn all das eine riesige Sackgasse war? Sie war zwar bewaffnet, aber wohin sollte sie fliehen wenn man sie angriff? Und was, wenn Duraugur die absolut falsche Spur sein sollte? Bisher hatte sie nur die Finsternis, die sie umgab, aus der Nähe sehen können. Das war nicht sehr überzeugend – weder in die eine noch in die andere Richtung. Auch wenn sie versuchte leise zu sein hörte man ihre Schritte auf dem Gitterboden und in ihrem Kopf wurden sie immer lauter. Was, wenn sie mitten in eine riesige Falle lief? Hineingelockt von Sól'Dis, die mit Duraugur unter einer Decke steckte? Nein, diesen Aufwand hätte die Kitani nicht betreiben müssen! Wenn sie Janeway hätte hintergehen wollen, hätte sie so viele besser Gelegenheiten gehabt! Und dieser Gang musste auch irgendwann einmal ein Ende nehmen. Vorher konnte sie keine endgültigen Schlüsse ziehen. Mit diesem Mantra der Vernunft versuchte sie die negativen Emotionen im Zaum zu halten. Sie wusste nicht, wie lange sie gelaufen war, als der Gang sich schließlich weitete und zu einem riesigen Frachtraum wurde, der ebenfalls durch ein Kraftfeld geschützt war.

 

Mit einigen geschickten Handgriffen hatte sie auch dieses deaktiviert und hinter sich wieder reaktiviert. Dann sah sie sich aufmerksam in dem Raum um, während sie weiterlief. Eilig ließ sie den Tricorder den Raum scannen, aber auch hier waren die Daten, die sie erhielt rätselhaft. Es schien, als gäbe es unzählige Lebenszeichen in der Nähe, darunter auch menschliche und gleichzeitig gab es kein einziges Lebenszeichen. Die Fluktuationen waren zum jetzigen Zeitpunkt unerklärlich doch gleichzeitig bedeutete dieses Mysterium, dass Sól'Dis' Spur nicht ganz falsch gewesen sein musste. Neben dem Scan kartographierte das Gerät auch die Umgebung, was ein weiterer Grund war, den Raum damit abzusuchen. Janeway konnte von ihrem jetzigen Standpunkt nicht einmal die Decke sehen, die in undurchdringlicher Schwärze verschwand, genau wie die hier gelagerten Kisten.

 

Sie war von diesem Anblick so fasziniert, dass sie nicht auf den Boden achtete während sie weiterging. Ihre Füße blieben an etwas weichem hängen und bevor sie ihre Unachtsamkeit korrigieren konnte, war es bereits geschehen. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte, im letzten Moment noch einen erschreckten Aufschrei unterdrückend. Sie erwartete den kalten, harten Metallboden doch stattdessen landete sie auf etwas, das genauso weich war, wie das, was sie gespürt hatte als ihre Füße sich verhakt hatten.

 

Sie holte tief Luft und sammelte sich, dann setzte sie sich auf und richtete ihre Lampe auf die Stolperfalle.

 

Es handelte sich um einen Körper in schwarzer Kleidung, humanoid vom Körperbau aber vollkommen regungslos.

 

Sie unterdrückte einen Fluch und stand auf, dann kletterte sie über den Körper, um ihn näher zu untersuchen.

 

Sternenflottenuniform! Eindeutig männlich! Sie hatte diese Statur schon so oft gesehen, dass es ihr kalt den Rücken hinunterlief.

 

Auch wenn sie genau wusste, was als nächstes kommen würde, gab es einen inneren Zwang für sie weiterzumachen. Die Vermutung musste Gewissheit werden, doch als sie in das Gesicht des Reglosen blickte, krampfte sich alles in ihr zusammen und sie wünschte sich die Unsicherheit zurück.

 

„Chakotay!“ entfuhr es ihr und sie sank neben seinem Gesicht auf die Knie.

 

Dann schüttelte sie ihn, doch er bewegte sich nicht.

 

„Chakotay, bitte antworte mir!“ zischte sie und versuchte die aufkommende Übelkeit zurückzuhalten.

 

Bitte, bitte er darf nicht tot sein!

 

Vor ihr lag ihr bester Freund, ihr treuester Begleiter in den vergangenen sechs Jahren und starrte sie aus leeren Augen an. Er würde sie niemals anklagen, aber in diesem Moment fühlte sie sich so schuldig, dass es keine Rolle spielte.

 

Ich habe dich in diese Situation gebracht!

 

Sie scannte ihn mit dem Tricorder, doch das Gerät blieb so unklar wie zuvor. Es war leider keine medizinischer.

 

„Verdammt!“ Frustriert schleuderte sie den Tricorder zu Boden und legte hastig ihr Ohr auf Chakotays Gesicht. Wenn die Technik versagte, musste sie es eben auf althergebrachte Art und Weise versuchen und wenn es das Letzte war, das sie tat.

 

Sie konzentrierte sich und glaubte eine schwache Atmung wahrzunehmen.

 

Bitte lass es nicht meine Einbildung sein!

 

Sie schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch, um sich ein wenig zu beruhigen und besser konzentrieren zu können. Sie wartete außerdem, bis das Pochen in ihrem Kopf abgeklungen war, dann versuchte sie es erneut.

 

Ja, die Atmung war definitiv vorhanden – sie konnte sie sowohl hören, als auch spüren, aber sie war sehr schwach.

 

Ihr fiel ein Stein vom Herzen und für einen kurzen Moment spürte sie das Brennen aufkeimender Tränen in ihren Augen. Sie unterdrückte den Impuls und setzte sich neben Chakotay auf den Boden um noch einmal durchzuatmen und die grenzenlose Erleichterung auf sich wirken zu lassen. Er schien zu leben, aber er war definitiv nicht ansprechbar und brauchte definitiv medizinische Hilfe.

 

Langsam kam auch die Erkenntnis zu ihr: Wenn Chakotay dort lag konnte ihre restliche Crew nicht weit sein. Zumindest dieser Verdacht hatte sich bewahrheitet t.

 

Hin- und hergerissen zwischen dem leblosen Chakotay und der Möglichkeit noch mehr zu erfahren stand sie schließlich auf und sammelte den Tricorder ein. Für Chakotay konnte sie erst wieder etwas tun, wenn sich Sól'Dis meldete. Bis dahin galt es, noch so viele Informationen zu sammeln wie möglich.

 

Sie sprintete los und gelangte von dem Frachtraum in einen weiteren langen Gang.

 

Bevor sie die Möglichkeit hatte auch diesen zu durchqueren, piepte ihr Kommunikator.

 

„Sól'Dis an Janeway! Wie ist die Lage!“

 

„Ich habe viel zu erzählen! Vor allem aber zwei zum Herausbeamen!“

 

„Zwei?!“

 

„Wie schon gesagt, es gibt viel zu erzählen!“

 

„Halten Sie sich bereit!“

 

Im Laufschritt sprintete Janeway zu ihrem bewusstlosen Ersten Offizier zurück und gab erleichtert das Kommando.

 

Bald darauf lösten sich beide in blauem Licht auf.

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