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Der Pakt mit dem Teufel

von CAMIR

XI

Sekunden wurden zu Minuten, Minuten wurden zu Stunden und immer noch gab es keine Nachricht von Chakotay. Kathryn Janeway musste sich regelrecht zwingen, ihre Hand vom Kommunikator zu nehmen, um nicht schon wieder einen Statusbericht vom Doktor zu verlangen.

Dieser war sehr deutlich in seinen Anweisungen gewesen und es hätte seine Arbeit eher behindert, wenn er ständig Janeway Anfragen hätte beantworten müssen. Dennoch hatte sich die Sorgen um Chakotay wie eine kalte Klaue um ihr Herz gelegt und sie wurde das Gefühl der Beklemmung nicht los, das sie das erste Mal gespürt hatte, als sie ihn dort hatte liegen sehen. Ja, sein Körper war noch am Leben, aber galt das auch für seinen Geist? Und darüberhinaus: Wenn sie schon Chakotay so vorgefunden hatte, in welchem Zustand mochte sich dann erst ihre Crew befinden?

Sól’Dis war ganz außer sich gewesen, als Janeway mit ihrem ersten Offizier auf das kleine Schiff der kitanischen Inspektorin zurückgekehrt war.

„Captain, das ist die erste wirkliche Spur! Ist Ihnen das bewusst!“

Abwesend hatte Janeway genickt, unfähig, Sól’Dis Aufregung zu teilen. Zu schal hatte sich der Erfolg angefühlt, besonders im Hinblick auf Chakotay und das nach wie vor unbekannte Schicksal ihrer Crew. Dennoch hatte zumindest ein wenig Erleichterung darüber gespürt, dass sie nun wusste, wo sie suchen musste.

Sie würde an diesen schrecklichen Ort zurückkehren. Und bei einem nächsten Mal wäre sie auch besser vorbereitet.

Ein halber Tag war seither vergangen in denen Janeway mit kaum jemandem gesprochen hatte. Sól’Dis war auf ihr Schiff zurückgekehrt und wollte die Daten auswerten, die Janeway gesammelt hatte. Sie hatte versprochen, sich wieder zu melden, sobald das geschehen war. Der Doktor hatte sich sofort Chakotays angenommen und konnte dabei keinerlei Störungen gebrauchen. Das ließ Janeway alleine zurück.

Sie hatte erst damit begonnen die Zeit dafür zu nutzen, kleinere Reparaturen an der Voyager durchzuführen, hatte aber schnell gemerkt, dass ihr dafür momentan die Konzentration fehlte. So war sie in ihr Quartier zurückgekehrt, hatte sich vom Computer verschiedene Statusberichte geben lassen und versucht, sich damit die Zeit totzuschlagen.

„Doktor an Janeway!“ riss die Stimme ihres Leitenden Medizinischen Offiziers die Stille entzwei.

Janeway konnte garnicht schnell genug antworten.

„Janeway hier!“

„Bitte kommen Sie auf die Krankenstation, es gibt Neuigkeiten!“

Der Doktor hatte den Satz nicht schnell genug beenden können, da war sie bereits zur Tür ihres Quartiers hinaus.

 

Auf der Krankenstation war gedämpftes Licht und Janeway registrierte, dass Inspektorin Sól’Dis fehlte.

Der Doktor stand an Chakotays Biobett und von ihrem Blickwinkel aus konnte Janeway erkennen, dass die Vitalparameter, die auf dem medizinischen Computer neben dem Biobett angezeigt wurden, im normalen Bereich zu sein schienen.

Bevor sie ansetzen konnte, zu sprechen, hatte der Doktor bereits das Wort ergriffen.

„Captain, ich freue mich sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass Commander Chakotay wieder voll gesunden wird.“

Janeway atmete erleichtert aus und ihr wurde erst in diesem Moment bewusst, dass sie die Luft angehalten hatte. Das waren wirklich gute Neuigkeiten.

„Ich danke Ihnen, Doktor.“

Es schien, als hätte der Doktor ihre Gedanken gelesen, denn bevor sie die nächste Frage formulieren konnte, hatte er bereits ein PADD ergriffen und sich wieder seinem Patienten zugewandt. Dabei sprach er weiter mit dem Captain.

„Er wird allerdings noch einige Tage im künstlichen Koma bleiben müssen, damit sich seine neuralen Netzwerke erholen. Sehen Sie Captain, wie unsere Freunde die Daramor hatte auch der Commander einen Chip implantiert, der in Bauweise und offensichtlicher Funktion dem der Daramor nicht nur ähnelt, sondern komplett gleich ist.“

Janeway sah den Doktor besorgt an.

„Was bedeutet das?“

„Ich bin mir darüber noch nicht vollständig im Klaren und hoffe, der Commander wird mir darüber Auskunft erteilen können, wenn er wieder erwacht ist. Momentan sieht es allerdings stark danach aus, als könnten Träger dieser Implantate über den Chip kontrolliert, ich möchte fast sagen, ferngesteuert werden. Zumindest schließe ich das aus seiner beobachteten Funktionsweise. Deswegen kann ich den Chip auch nicht so einfach entfernen ohne einen irreparablen Gehirnschaden auszulösen.“

„Wie gedenken Sie, vorzugehen?“

„In Anbetracht der mir vorliegenden Informationen werde ich die Biofunktionen von Commander Chakotay langsam so weit herunterfahren, dass dem Chip der Tod vorgegaukelt werden kann. Das eigentliche Entfernen ähnelt dann sehr dem Entfernen von Borgimplantaten und damit habe ich inzwischen einige Erfahrung.“

„Und das funktioniert?“

„Ich denke schon. Während Sie mit Inspektor Sól’Dis unterwegs waren, habe ich die Implantate der toten Daramor ein wenig eingehender untersucht. Keiner der Chips war nach Eintritt des Todes noch aktiviert, allerdings setzte bald darauf eine Selbstzerstörung ein, vermutlich gekoppelt an den Todesbefehl. Ich hoffe, dass es mir gelingt, den Chip des Commanders unversehrt zu extrahieren, damit wir ihn noch eingehender untersuchen können. Irgend etwas sagt mir, dass dieses Wissen für uns noch wertvoll wird.“

Janeway sah den Doktor lange und nachdenklich an.

„Damit könnten Sie recht haben. Es ist natürlich noch zu früh für Spekulationen, aber es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Rest meiner Crew ebenfalls Opfer dieser Implantate geworden ist.“

„Genau dieser Gedanke kam mir auch. Und darauf sollten wir vorbereitet sein.“

Janeway nickte knapp.

„Diese Informationen waren sehr wertvoll, Doktor.“

Unausgesprochen blieb ihre grenzenlose Erleichterung, dass Chakotay wieder zu sich kommen würde. Nicht nur, dass sie damit die Sorge um ihn getrost zur Seite schieben konnte, es bedeutete auch, dass in absehbarer Zeit ein weiteres Crewmitglied zur Verfügung stand, das tatkräftig mithelfen konnte, diese Misere zu beenden. Und darüber hinaus auch noch ein Crewmitglied, dem sie blind vertraute.

„Das freut mich, Captain!“ ließ sich der Doktor noch einmal vernehmen, dem das Lob gutzutun schien.

„Informieren Sie mich, wenn es Neuigkeiten gibt. Ich werde in der Zwischenzeit Kontakt zu Sól’Dis aufnehmen und ihr unsere Erkenntnisse berichten. Es wird Zeit, dass wir uns um die Befreiung meiner Crew kümmern!“

 

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