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Der Pakt mit dem Teufel

von CAMIR

XII

XII

 

Der Türpieper ließ Kathryn Janeway von der Lektüre einiger PADDs über den momentanen Zustand der Voyager aufsehen. Wer konnte etwas von ihr wollen?

„Herein!“ rief sie beinahe automatisch und legte die PADDs zur Seite.

Die Türen glitten auf und sie wusste, dass sie diese Silhouette überall erkennen würde.

„Chakotay!“ und dann „Wieso hat mich der Doktor nicht informiert?“

Die vollen Lippen ihres Ersten Offiziers kräuselten sich zu einem warmen Lächeln.

„Weil ich es ihm untersagte.“

Er trat in ihr Quartier und die Tür schloss sich hinter ihm.

Ohne darüber nachzudenken, war Janeway aufgestanden und umarmte Chakotay herzlich.

„Ich bin so froh, dass es dir gutgeht,“ flüsterte sie. Wenigstens eines meiner Crewmitglieder ist zurück! Sie schob den Gedanken zur Seite, dass sie besonders froh darüber war, dass es Chakotay war.

Er erwiderte ihre Umarmung und drückte sie an sich.

„Es tut gut, wieder zurück auf der Voyager zu sein. Zuhause zu sein!“

Als sie sich voneinander lösten, sah er sie ernst an.

„Danke, dass du mich nicht aufgegeben hast, Kathryn.“

„Das war doch selbstverständlich. Du hättest dasselbe für mich getan.“

Er nickte knapp, mehr musste er dazu nicht sagen und sie lächelte. Mit einer einladenden Geste wies sie auf ihre Sitzgruppe.

„Wollen wir uns setzen? Ich muss gestehen, dass ich einige Fragen an dich habe und die klären wir doch besser, wenn wir es uns gemütlich machen.“

„Damit habe ich bereits gerechnet und deswegen bin ich hergekommen. Ich wollte nicht, dass der Doktor dich auf die Krankenstation holt, du hattest sicher genug zu tun.“

„Ich wäre gekommen.“

„Das weiß ich.“ Er nahm auf ihrem Sofa Platz und sah sie an. Sie hatte sich noch nicht hingesetzt, sondern sah ihn fragend an.

„Kann ich dir etwas anbieten?“

„Das ist sehr lieb von dir, aber ich habe bereits gegessen bevor ich zu dir kam. Nach all dem was passiert ist, habe ich einen kurzen Moment die Stille meines Quartiers gebraucht. Noch ein Grund, dich nicht auf die Krankenstation zu holen.“

Sie setzte sich neben ihn.

„Ich verstehe. Ich glaube es wäre mir genauso gegangen.“

Sie sahen sich einen Moment lang an, dann begannen sie beide gleichzeitig zu sprechen.

„Du willst sicher-…“

„Jetzt, da das-…“

Sie grinsten sich an und unterbrachen sich. Mit einer ausladenden Geste war es jetzt Janeway, die das Wort ergriff.

„Wir haben wohl dasselbe gedacht. Chakotay, es ist unglaublich wichtig, dass du mir alles erzählst, an was du dich von deinem Aufenthalt bei Duraugur noch erinnerst. Du weißt, was davon abhängt.“

Er blickte zu Boden.

„Ja.“ Dann machte er eine Pause, bevor er sie ansah und sich am Kopf kratzte.

„Das ist es ja. Ich kann mich an nichts erinnern. Das ist sicher nicht das, was du hören wolltest, aber es ist die Wahrheit. Es tut mir leid, Kathryn.“

Sie spürte einen Knoten in ihrer Magengrube als sie Chakotays Worte hörten. Sie hatte sich so sehr darauf verlassen, von ihm noch wertvolle Informationen zu bekommen, dass es ein herber Rückschlag war, dass dem nicht so war. Ganz unerwartet kam es aber nicht für sie und sie wusste auch, dass es für ihn selbst am schlimmsten war, ihr nicht helfen zu können.

„Es muss dir nicht leid tun, es ist nicht deine Schuld.“

„Ich habe mir vom Doktor über das Geschehene berichten lassen und vieles davon war auch mir neu. Den Namen „Duraugur“ habe ich vorhin zum ersten Mal gehört, genau wie die Tatsache, dass man mir einen Chip eingepflanzt hat und der Doktor davon ausgeht, dass dieser benutzt wird, um Personen fernzusteuern. Scheinbar hat man auch mich ferngesteuert und mein Bewusstsein ausgeschaltet. Es besteht also Anlass zu der Vermutung, dass es der restlichen Crew genauso geht.“

Janeway knirschte mit den Zähnen und starrte nun ebenfalls zu Boden. Der Gedanke daran, dass irgendjemand ihre Crew als willenlose Marionetten missbrauchte löste in ihr größtes Unbehagen aus. Die medizinischen Implikationen waren ebenfalls nichts, was sie ignorieren sollten. Bei Chakotay hatte die Extraktion des Chips gut funktioniert, aber würde es immer so einfach sein? Gab es vielleicht Langzeitschäden?

„Wie äußert sich der Doktor eigentlich zu deinem Gesundheitszustand?“

„Die endgültigen Ergebnisse liegen noch nicht vor, vorläufig scheint es aber danach auszusehen, dass es keine Langzeitschäden geben wird. Ich weiß, was du denkst, Kathryn, aber wenn ich ein Beispiel sein kann, besteht Hoffnung, dass es auch bei den anderen keine langfristigen Beeinträchtigungen geben wird.“

Sie seufzte.

„Dazu müssen wir die anderen erst einmal zurückholen. Je nachdem, wie lange das dauern wird, sind sie den Auswirkungen des Chips vielleicht noch Wochen oder Monate ausgesetzt.“

„Daran habe ich nicht gedacht. Aber, schau uns doch an: dich, diese Sól’Dis, den Doktor und mich - sind wir keine professionelle Heldentruppe? Was kann da noch schiefgehen?“

Ein schiefes Lächeln umspielte ihr Mundwinkel und sie wollte ansetzen, etwas zu erwidern. Chakotay unterbrach sie.

„Du kannst doch sogar mit weniger Wunder bewirken!“

Dieses Mal funktionierte seine Aufmunterung nicht.

„Du überschätzt mich. Chakotay, du willst nicht wissen, wie oft ich in den letzten Tagen Zweifel hegte.“

„Aber du hast nicht aufgegeben und ich bin das lebende Beispiel dafür. Und wenn du mich da rausholen kannst, dann kannst du auch die anderen befreien. Überleg doch, wo du am Anfang standest und wo du jetzt bist. Du weißt inzwischen wo die Crew sich aufhält und vermutlich wie es ihr geht. Du hast Informationen zu deinem Gegner gesammelt, die du gegen ihn verwenden kannst. Du weißt noch nicht, wie es ihm gelungen ist uns zu entführen und du hast nur Vermutungen warum er es tat. Aber das ist eine ganze Menge, dafür dass du alleine auf dem Schiff zurückgeblieben bist. Sól’Dis kennt die Umstände und dem Doktor ist mit meinem Chip ein nicht zu unterschätzendes Stück Technologie in die Hände gefallen. Er ist zwar kein Ingenieur, aber um kreative Lösungen war auch er nie verlegen. Wenn es eine schaffen kann, dann du!“

Sie sah ihn lange an.

„Jetzt weiß ich, was mir die ganze Zeit gefehlt hat.“

„Was denn?“

„Deine Aufmunterung und deine Sichtweise auf die Dinge. Es ist gut, dich wiederzuhaben.“

Sie umarmte ihn erneut und ihm schien diese Nähe nicht unwillkommen zu sein.

Sie blieben für einen kurzen Moment so, bis Janeway genug Kraft gesammelt hatte, wieder die Captainmaske aufzusetzen.

Sie nahm eines der PADDs und reichte es Chakotay.

„Dies ist der momentane Stand der Reparaturen aber mit dir an Bord haben wir die Anzahl der Sternenflottenoffiziere schon um ein Drittel erhöht.“ Der Doktor zählte inzwischen als vollwertiges Crewmitglied. „Damit können wir uns um einige Systeme kümmern, die bisher liegen geblieben sind. Vielleicht kann Sól’Dis auch noch Ressourcen zur Verfügung stellen. Früher oder später müssen wir zu Duraugur zurückkehren und versuchen, weitere Crewmitglieder zu befreien. Wenn es soweit ist, will ich sicherstellen, dass die Voyager während unser Abwesenheit nicht wehrlos ist. Duraugur könnte in der Zwischenzeit mehr Energie darauf verwendet haben, uns zu suchen. Jetzt, da du da bist, kann ich das Schiff ja auch deinen fähigen Händen überlassen. Das macht es mir gleich viel leichter, noch einmal mit Sól’Dis aufzubrechen.“

Er hob die Hand zu einem Einwand, aber Janeway ließ ihn garnicht erst zu Wort kommen.

„Chakotay, es muss jemand an Bord bleiben. Nach Möglichkeit jemand anderes als der Doktor. Nachdem du dich an nichts aus deiner Gefangenschaft erinnern kannst, fällt ein wichtiger taktischer Vorteil deiner Anwesenheit weg. Ich hatte indes Gelegenheit, das Terrain zu erkunden. Und wer weiß ob es nicht doch noch Nachwirkungen des Chips gibt, wenn du zurückkehrst. Ich fürchte ich muss vom Vorrecht des Captains Gebrauch machen. Du kannst viel mehr bewirken, wenn du zurückbleibst.“

„Es muss mir aber nicht gefallen!“

„Du änderst dich nie. Ich weiß deine Sorge zu schätzen. Aber es ist die vernünftigste Lösung. Du kannst mich zwar vor Ort nicht beschützen, aber vielleicht noch etwas unternehmen, wenn Sól’Dis und ich dieses Mal scheitern.“

Er blickte sie geschlagen an und sie wusste, dass er ihr im Stillen Recht gab.

„Während wir die Voyager reparieren, kann der Doktor vielleicht noch etwas aus dem Chip herausbekommen und Sól’Dis kann meine auf der letzten Außenmission gesammelten Daten auswerten.“

„Wie lange hast du an diesem Plan gesessen?“

„Ich habe mir die ersten Gedanken dazu gemacht, als du an Bord kamst. Der Doktor lieferte weiteren nötigen Einzelheiten. Der Plan ist nicht perfekt, aber er ist das beste, was wir mit unseren Ressourcen tun können.“

„Wissen die anderen schon davon?“

„Mir fehlen noch ein paar Details. Aber dass wir die Crew retten müssen, steht ja außer Frage. Ich hatte wie du siehst, viel Zeit zum Nachdenken. Ich habe nur Angst, dass es nicht funktioniert. Wir haben nicht viele Versuche und der Gedanke, dass wir bis an unser Lebensende zu willenlosen Sklaven gemacht werden treibt mich um. Es muss einfach gelingen, Chakotay. Es muss!“

Er sah sie ernsthaft an und aus seinen Augen war jeglicher Humor gewichen.

„Und es wird. Es gibt niemandem, dem ich da mehr vertraue, als dir!“

 

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