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Der Pakt mit dem Teufel

von CAMIR

XV

Und dann kam der Tag, als der Doktor sie alle einbestellte. Er hatte wohl einen Durchbruch erzielt.

Voller Neugier und Erwartung begab Kathryn Janeway zur Krankenstation und stellte fest, die Erste zu sein.

„Ah Captain!“ Der Doktor wandte sich um, als sich die Türen hinter ihr schlossen. Er arbeitete gerade an einem Hypospray.

„Doktor,“ begrüßte sie ihn und sah sich dann um.

Er näherte sich ihr und begutachtete sie ganz mit dem Blick des Mediziners. Dann stellte er sachkundig fest: „Wie ich sehe, hat Ihnen die Rückkehr von Commander Chakotay gutgetan.“

Janeway stemmte die Hände in die Hüften und runzelte die Stirn.

„Wie meinen Sie das?“ fragte sie so neutral wie möglich.

Ihre neu gefundene Intimität war zwar nicht unbedingt ein Geheimnis, trotzdem war sie es gewohnt, zunächst zurückhaltend mit persönlichen Informationen zu sein.

Der Doktor zog eine Augenbraue hoch.

„Seit er an Bord ist, gehen die Reparaturen viel besser voran. Zudem wirken Sie entspannter und weniger bedrückt. Seine Anwesenheit ist gut für Ihre Moral.“

Ihre Freundschaft mit Chakotay war tatsächlich kein Geheimnis. Sie lächelte. Der Doktor hatte einige einfach zu beobachtende Dinge festgestellt und seine Schlüsse gezogen.

Sie lächelte.

„Sie haben recht. Außerdem gibt er mir das Gefühl, dass es möglich sein muss, auch die anderen zurückholen zu können.“

„Genau deshalb wollte ich Sie sprechen.“

Bevor Janeway etwas erwidern konnte, öffneten sich die Türen zur Krankenstation und Chakotay und Sól’Dis traten zeitgleich ein. Chakotay wirkte verschwitzt und hatte seine Uniformjacke ausgezogen. Um seinen Oberkörper war ein Werkzeuggurt geschlungen. Sól’Dis wirkte wie immer kühl und unberührt.

„Sie haben uns herbestellt?“ fragte ihr Erster Offizier. Er wirkte etwas außer Atem.

Der Doktor hatte eine Aura der Zufriedenheit um sich, wie immer, wenn er der Meinung war, etwas sehr gut gemacht zu haben.

„Das habe ich in der Tat. Wenn Sie mir bitte folgen würden!“

Er wies zu einer Konsole in der Mitte der Krankenstation. Dort befand sich unter einer Glaskuppel jener Chip, den er aus Chakotay herausoperieren hatte können.

Die Anwesenden stellten sich um die Konsole herum auf, dann begann der Doktor zu erklären. Er sprühte geradezu vor Stolz.

„Wie Sie sehen können, ist dies der Chip, den ich aus Ihnen, Commander, herausoperieren konnte.“

Unbewusst kratzte Chakotay sich am Kopf. Janeway legte ihm sanft eine Hand auf den Arm und sie sahen sich an.

Der Doktor bekam von der Interaktion nichts mit.

„Mithilfe von Inspektor Sól’dis ist es mir gelungen, diesen Chip zu unserem Vorteil zu nutzen.“

Er blickte die Kitani an und diese bedeutete ihm weiterzusprechen.

„Durch eingehendes Studium des technischen Aufbaus ist es uns gelungen, aus ihm eine Art Gegenmittel zu konstruieren.“

„Gegenmittel?“

Janeway horchte auf.

Sól’Dis übernahm an dieser Stelle und ging an die gegenüberliegende Wand, wo sie ein Terminal einschaltete. Darauf war ein winziges Gerät zu sehen.

„Wir konnten die Prozessorstruktur des Chips nachvollziehen und darauf aufbauen. Leider wissen wir noch immer nicht, woher er stammt. Es handelt sich nicht um Kitani-Technologie und auch von unseren benachbarten Rassen wäre mir dergleichen nicht bekannt. Aber das ist ein Rätsel für einen anderen Tag.“

Sie deutete auf den Bildschirm und zoomte einige Schemata näher heran.

„Mit dem Chip konnten wir dieses Gerät bauen.“

Janeway sah sich die Konstruktion näher an. Sie glaubte, langsam verstehen zu können.

„Es sendet einen Impuls aus, nicht wahr?“

Sól’Dis nickte.

„Ganz genau. Sie haben die Daramor mit einem EM-Impuls ausgeschaltet. Krude, aber wirkungsvoll. Wir nahmen uns Ihre Idee zum Vorbild und verfeinerten das Verfahren. Es ist nun auf die Konstruktion dieser Art von Chips abgestimmt. Und anstatt das Nervensystem der Opfer zu überlasten, schaltet es die Funktionsweise der Kontrollchips aus. Wer immer von ihnen gesteuert wird, erhält sein Bewusstsein zurück.“

„Beeindruckend. Gute Arbeit.“

Der Doktor grinste zufrieden und auch Sól’Dis schien sich über das Lob zu freuen.

„Was aber geschieht, wenn der Träger einen neuen Befehl erhält?“ schaltete sich Chakotay ein.

„Das wissen wir nicht ganz genau – mangels Testmöglichkeiten,“ schaltete sich der Doktor ein. „Aber es besteht eine relativ große Wahrscheinlichkeit, dass das Bewusstsein des Trägers erhalten bleibt. Er erhält zwar einen Befehl, kann diesen vielleicht sogar verstehen, aber muss ihn nicht mehr zwingend ausführen.“

Nachdenklich nickte der Commander.

„Eine mächtige Waffe gegen diese Art von Gegner. Indem wir den Opfern ihr Bewusstsein wiedergeben, verliert Duraugur seine Schergen.“

„Gibt es irgendwelche Nachteile?“ wollte Janeway als nächstes wissen.

Sól’Dis rief ein anderes Schema auf.

„Keine für die Träger. Aber es gibt einen entscheidenden Nachteil in der Anwendung. Die Reichweite des Impulses ist stark begrenzt. Die Waffe kann nur aus unmittelbarer Nähe eingesetzt werden. Und natürlich haben wir nur ein einziges Exemplar, weil wir nur einen einzigen Chip haben.“

„Den Replikatoren ist es nicht möglich etwas derart Komplexes herzustellen,“ ergänzte der Doktor.

„Ich verstehe.“

Janeway blickte vom Doktor zu Sól’Dis und dann zu Chakotay. Dann ging sie nachdenklich hinüber zu den Schemata und besah sich alles noch einmal in aller Ruhe.

Als sie eine Weile nachgedacht hatte, wandte sie sich an die Anwesenden.

Zuerst nickte sie dem Doktor und Sól’Dis zu.

„Ich kann es nur noch einmal betonen: Gute Arbeit. Sie haben aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste gemacht. Etwas Besseres werden wir mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht bekommen können. Das bedeutet, jetzt die nächste Phase unserer Rettungsmission einleiten zu können.“

Sól’Dis nickte entschlossen. Einen kurzen Moment kreuzten sich Janeways und Chakotays Blicke. Bevor sie weitersprechen konnte, ergriff er das Wort.

„Ich nehme an, du hast einen Plan, Kathryn?“

Sie warf die Arme hoch, ertappt dass dem nicht so war.

„Noch nicht direkt, nein. Aber ich glaube, allzu viele Möglichkeiten gibt es nicht. Jemand von uns muss sich erneut in Duraugurs Schlupfwinkel einschleichen und versuchen, die Waffe in der Nähe möglichst vieler willenloser Opfer auszulösen. Dies gilt es so oft zu wiederholen, bis wir genügend Personen auf unserer Seite haben, um Duraugur und seine Streitkräfte zu überwältigen. Sól’Dis, was sagen Sie?“

Die Kitani lächelte ein gefährliches Lächeln.

„Dieser Plan ist typisch für Sie, Captain: Waghalsig und krude, aber wirksam. Ich sehe auch kaum andere Möglichkeiten, unser neu gewonnenes Spielzeug sinnvoll einzusetzen. Für einen Frontalangriff ist es zu schwach und wir sind zu wenige.“

Der Doktor verfolgte den Austausch zwischen den beiden Frauen.

„Wenn ich kurz etwas einwerfen darf? Es sollte mir möglich sein, die Waffe so anzubringen, dass sie bei einer Durchsuchung nicht zwangsläufig entdeckt werden kann.“

„Durchsuchung?“ Chakotay blickte seinen Captain besorgt an. „Hast du nicht gesagt, du konntest dich unentdeckt einschleichen, Kathryn?“

Janeway blickte vom Doktor zu Chakotay.

„So war es. Und ich hoffe, es wird auch dieses Mal so sein. Aber wir sollten auf alle Eventualitäten gefasst sein. Tun Sie’s, Doktor!“

„Jawohl Captain. Das dürfte nicht allzu lange dauern.“ Zielstrebig ging er mit dem Chip in sein Büro und machte sich an die Arbeit.

„Dann wäre jetzt nur noch eine Sache zu klären,“ sagte Sól’Dis. „Wer von uns geht diesmal?“

„Ich,“ entgegnete Janeway sofort. „Aus demselben Grund, wieso ich schon beim ersten Mal ging. Zudem kenne ich inzwischen das Terrain.“

Sól’Dis nickte.

„Das sehe ich genauso. Wenn Sie mich dann entschuldigen. Ich muss noch einige letzte Vorbereitungen treffen.“

Somit blieben Janeway und Chakotay alleine zurück.

„Ich vertraue dir die Voyager an, solange ich fort bin,“ versuchte sie Chakotay aufzuheitern, dessen Gesichtsausdruck sich immer mehr verdunkelt hatte. „Du weißt, sie ist das wertvollste, das ich habe. Aber ohne ihre Crew ist sie nichts wert.“

Er legte beide Hände auf ihre Schultern.

„Ich werde gut auf sie aufpassen, damit ich sie dir bei deiner Rückkehr in einwandfreiem Zustand zurückgeben kann. Kathryn, pass auf dich auf!“

Sie legte seine Hände auf die seinen und drückte sie.

Seine Sorge war deutlich, aber zugleich wusste er, dass es keine Alternative gab.

Sie musste diesen Weg alleine gehen.

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