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Der Pakt mit dem Teufel

von CAMIR

XVI

Milde Triggerwarnung für dieses Kapitel. Leichte Gewalt.


„Wie fühlen Sie sich, Captain?“ Sól’Dis blickte nicht von ihren Anzeigen auf, dennoch war deutlich, dass sie die Frage ernstmeinte.

Janeway saß neben ihr und blickte aus dem Fenster. Sie hatte den Helm ihres Raumanzugs auf dem Schoß und zwang sich mit aller Kraft, nicht darauf herumzutrommeln.

„Nervös,“ entgegnete sie schließlich. „Wir haben nur diese eine Chance. Ich darf keinen Fehler machen. Aber zeitgleich gibt es keinen Ort, an dem ich jetzt lieber wäre. Schließlich möchte ich meine Besatzung wiederhaben.“

„Und Duraugur dafür bezahlen lassen?“ hakte Sól’Dis nach.

„Ich bin kein rachsüchtiger Mensch. Mir ist es vor allem wichtig, alle gesund zurückzubekommen und dann meiner Wege zu ziehen. Wenn ich das friedlich erreichen kann, ist es mir lieber.“

Eine Zeitlang schwieg die Kitani.

„Wie Sie wissen, verfolge ich diesen Schurken schon seit geraumer Zeit. Sie kennen ihn nicht so wie ich. Deswegen möchte ich Ihnen folgende Warnung mit auf den Weg geben: Er schreckt vor nichts zurück, er ist skrupellos und ohne Gewissen.“

„Ich weiß,“ erwiderte Janeway. „Ich habe gesehen, wozu er fähig ist. Aber ich vertraue darauf, dass Sie ihn seiner gerechten Strafe zuführen werden, wenn es soweit ist. So bekommt jede von uns, was sie will. Ich meine Besetzung und Sie Ihren Verbrecher.“

Sól’Dis grinste.

„Es wird mir eine Ehre sein. Captain, ich danke Ihnen für diese gute Zusammenarbeit. Ohne Sie hätte ich diese Durchbrüche bei weitem nicht erzielen können.“

„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Ohne Sie wäre ich verloren gewesen.“

Eine Zeitlang schwiegen die beiden Frauen, bis Sól’Dis erneut die Stille durchbrach.

„Ich denke, wir sollten den Plan ein letztes Mal durchgehen.“

„Einverstanden.“ Janeway legte den Helm zur Seite und begann, ihre Ausrüstung zu überprüfen.

„Ich werde Sie an derselben Stelle absetzen wie zuvor. Dann werde ich, solange es geht in der Nähe bleiben. Aber ich gehe kein unnötiges Risiko ein. Sollte es brenzlig werden, trete ich lieber den Rückzug an. Ich bin die einzige, die Sie da rausholen kann. Das setze ich nicht leichtfertig aufs Spiel.“

„Verstanden.“ Sie waren den Plan schon mehrfach durchgegangen, aber Janeway tat die mentale Übung gut. Sie bereitete sie innerlich auf alles vor. „Ich schleiche mich also ein wie beim letzten Mal und versuche weiter vorzudringen. Wachen und willenlose Arbeiter kann ich mit unserer Waffe ausschalten und auf unsere Seite ziehen.“

„Wie Sie wissen habe ich inzwischen Verstärkung angefordert. Mit der Beweislast, die ich nun gegen Duraugur vorbringen konnte, konnte auch die Ordnung kein Auge mehr zudrücken. Die Inspektoren kenne ich alle persönlich. Sie sind rechtschaffen. Aber es wird einige Zeit dauern, bis sie hier sind. In der Zwischenzeit hoffe ich, dass Sie genug Unfrieden stiften können, damit es ein Leichtes sein wird, diesen Verbrecher zu verhaften.“

Janeway verzog den Mund zu einem grimmigen Grinsen.

„Glauben Sie mir, das habe ich vor.“

Von Anfang an, selbst mit der Möglichkeit Verstärkung von der kitanischen Ordnung einzufordern, hatten sie keinen Frontalangriff in Betracht gezogen. Das Risiko, die Crew der Voyager und andere arme Opfer zu verletzen wäre einfach zu groß gewesen. Was sie nun im Begriff waren zu tun war die beste aller Lösungen! Das versuchte Janeway sich immer wieder einzureden. Aber wieso ging das ungute Gefühl in ihrer Magengrube dann nicht weg? Hatten Sie wirklich nichts übersehen?

„Es wird schon alles gutgehen,“ sagte die Inspektorin zuversichtlich. „Ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, Captain. Nicht nur, dass Sie bis zum heutigen Tag in einer fremden Umgebung überlebt haben, nein ich habe Sie persönlich bei der Arbeit beobachtet. Wenn es jemand schaffen kann, dann Sie. Ich durfte viel von Ihnen lernen.“

„Danke,“ murmelte Janeway, aber ganz so sicher fühlte sie sich nicht. Dennoch versuchte sie, aus Sól’Dis‘ Worten Stärke zu ziehen und sich Mut zuzusprechen. Bald ging es los und dann gab es kein Zurück mehr!

 

 

Als Janeway sich erneut in Duraugurs dunklem Gang befand, erschien ihr alles, wie beim letzten Mal auch. Soweit war also alles gutgegangen.

Sie atmete tief durch und kletterte aus ihrem Raumanzug. Zumindest wusste sie, was sie erwartete, sie war vorbereitet. Unbewusst strichen ihre Hände über ihren rechten Unterarm. Dort war die Waffe unter einer Manschette aus Hautimitat versteckt. Ein sanfter Druck darauf würde sie auslösen. Sie konnte nur hoffen, dass sie auch funktionierte. Natürlich hatte sie vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten des Doktors. Aber ein Restrisiko bestand immer.

Sofort rief sie sich die letzten Worte von Sól’Dis bevor sie sich trennten ins Gedächtnis. Es würde gutgehen. Es musste. Damit setzte sie sich in Bewegung.

Der Gang war noch immer so lang und dunkel und unheimlich wie bei ihrem letzten Besuch. Aber dieses Mal wusste sie, dass er enden würde und so kam ihr der Weg nicht mehr so lang vor.

Sie gelangte erneut in den dunklen Frachtraum, aber niemand befand sich darin. Sofort musste sie an Chakotay denken, den sie dort gefunden hatte. Und retten konnte. All die Angst und Sorge um ihn kamen zu ihr zurück, vermengten sich aber mit Dankbarkeit für die gemeinsamen Stunden.

„Ich werde niemanden zurücklassen,“ flüsterte sie entschlossen und packte ihre Ausrüstung fester.

Dann ging sie weiter in die verschlungenen Tiefen von Duraugurs Labyrinth.

Der dunkle Gang erschien ihr bedrohlicher und unheimlicher, je weiter sie lief. Und auch die Geräusche ihrer Schritte kamen ihr immer lauter vor. Vor allem aber war sie noch immer alleine. Ihr Tricorder zeigte zwar Lebenszeichen an, doch noch immer waren diese schwer zu entziffern.

Nach einigen Minuten kam sie an eine Abzweigung. Der Weg teilte sich in zwei absolut gleich aussehende, dunkle Metallgänge. Ihr Ende wurde von der Schwärze verschluckt. Auch sonst gab es keine Anhaltspunkte, wohin die Korridore führten.

Sie blieb stehen und zückte ihren Tricorder. Sie hielt ihn zunächst in die eine, dann in die andere Richtung, in der Hoffnung, hierdurch eine Entscheidungshilfe zu erhalten.

Die Anzeigen waren jedoch wenig hilfreich. Frustriert steckte sie das Gerät wieder weg. Sie mochte es nicht, wenn Technik, auf die sie normalerweise vertraute, ihr nicht weiterhelfen konnte. Es bedeutete meistens, dass irgendetwas nicht stimmte.

Sie schloss die Augen und atmete mehrmals ein und aus. Da sie nicht umkehren wollte, konnte sie nur vorwärts gehen. Intuitiv wählte sie den den rechten Weg… und kollidierte mit einem Kraftfeld.

Überrascht rieb sie sich den Arm, der an das Kraftfeld geraten war und stieß einen leisen Fluch aus. Dieses Kraftfeld stellte eine Sicherheitsvorkehrung dar, mit der nicht zu rechnen war und die auch der Tricorder nicht erkannt hatte. Das gefiel ihr ganz und garnicht. Aber zumindest wurde ihr eine Entscheidung abgenommen.

Sie drehte sich um, um die linke Abzweigung zu nehmen und stieß erneut an ein Kraftfeld, das Augenblicke zuvor noch nicht da gewesen war.

In diesem Moment ging ein Alarm los.

„Verdammt,“ zischte Janeway. Sie war mitten in die Falle gelaufen. Jetzt konnte sie nur noch Schadensbegrenzung vornehmen.

Sie tippte an ihren Kommunikator.

„Janeway an Sól’Dis!“

Jedoch blieb das Gerät stumm. Irgendetwas setzte ihre Ausrüstung außer Kraft und ihr blieb keine andere Möglichkeit, die Kitani zu warnen.

In einem letzten Moment der Verzweiflung zückte sie ihren Phaser, doch auch dieser war wirkungslos.

„Verdammt, verdammt, verdammt!“

Janeway spürte Panik in sich hochsteigen. Was hatten sie übersehen? Wo hätten sie vorsichtiger sein müssen?

Egal was es war, es nützte ihr jetzt auch nichts mehr. Ihr blieb nichts weiter übrig, als zu warten.

Nach einiger Zeit verstummten die Alarmsirenen und kurze Zeit später blendeten sie Lichter, die sich ihr von beiden Seiten näherten und es ihr unmöglich machten zu erkennen, wer sich ihr näherte. Erst als die Neuankömmlinge ganz nahe bei ihr standen, konnte sie sie als Kitani erkennen. Janeway kniff die Augen zusammen, um die Gestalten besser zu ausmachen zu können, doch in dieser Beleuchtung war das kaum möglich.

Die meisten von ihnen trugen Uniformen, ein männlicher Kitani jedoch stand etwas abseits. Er wirkte vornehm gekleidet und war sehr beleibt.

Die Kraftfelder um sie herum wurden deaktiviert und sie spürte, wie sich zwei Wächter von hinten näherten.

So unauffällig wie möglich griff sie an ihren Unterarm. Wenn die Waffe hielt, was sie versprach, konnte sie sich vielleicht einen Vorteil verschaffen.

Doch auch nach mehrmaligem Drücken gab es keine Veränderung im Verhalten der Wächter.

Sie spürte, wie man ihr die Arme schmerzhaft auf den Rücken drehte und in eine Art Fessel steckte. Unter großen Anstrengungen konnte sie ein Aufkeuchen verhindern. Sie wollte keine Schwäche zeigen.

Die Wächter, die sich ihr von vorne näherten nahmen ihr betont langsam die Ausrüstung ab: den Kommunikator, den Phaser und den Tricorder.

Dann erst trat der beleibte Kitani in ihr Blickfeld.

„Du bist also Captain Kathryn Janeway?” fragte er amüsiert. „Du hast mir eine Menge Ärger bereitet, aber ich wusste, dass du früher oder später zu mir kommen würdest.“ Janeway schwieg. Sie wollte sich nicht provozieren lassen.

Verächtlich warf der Mann einen Blick auf ihre Ausrüstung, die nun im Gewahrsam seines Schergen war.

„Du hast tatsächlich gedacht, damit gegen mich ankommen zu können? Du bist entweder mutiger oder dümmer, als ich gedacht habe. Aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.“

Er trat näher zu ihr heran und griff unsanft nach ihrem Kinn, damit er sie zwingen konnte, sie anzusehen.

„Du gehörst jetzt mir. Und das erste, was du mir sagen wirst, ist wo dein verdammtes Schiff ist.“

„Niemals,“ zischte Janeway. Sie hoffte, mutiger zu klingen, als ihr in diesem Moment zumute war. Wie schnell Technik einen Willen brechen konnte, hatte sie gerade erlebt.

Erneut lachte ihr Gegenüber.

Er kam mit seinem Mund gefährlich nahe an ihr Ohr. „Du gehörst jetzt mir.“

Dann wandte er sich abrupt ab und bellte seine Wachen an: „Führt sie ab!“

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