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Der Pakt mit dem Teufel

von CAMIR

IV

 

Die Taktik schien aufzugehen. Kathryn Janeway blickte auf drei weitere betäubte Aliens hinunter und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Noch Acht…“ murmelte sie. Diese drei hatte sie in der Nähe des Maschinenraums konfrontiert. Sie hatten keine Chance gehabt. Insgesamt hatte Janeway nun ein wenig mehr als dreißig Minuten bis jetzt gebraucht.

 

Wie weit der Doktor wohl mit seiner Arbeit war? Auch wenn Janeway vor Neugier platzte, bewahrte sie besser Funktstille. Wer konnte schon wissen, inwieweit die Fremden sich in die Funktionsweisen ihres Schiffes eingearbeitet hatten oder welche Signale sie sonst noch empfingen.

 

Überhaupt hatte sie das Gefühl, dass man langsam nervös wurde, zumindest ging das au aus den Konversationen auf der Brücke hervor, in die sie immer einmal wieder hineinlauschte.

 

Sie fesselte auch diese Fremden und brachte sie an einen schlecht einsehbaren Platz, dann beschloss sie, wieder einmal zu hören, wie die allgemeine Stimmung auf der Brücke war. Der Computer kam ihrer Aufforderung sofort nach.

 

„Es muss jemand an Bord sein!“ Die wütende Männerstimme von vorhin

 

„Wir haben keine Beweise dafür, Shatan!“ Wieder die ruhigere Stimme.

 

„Nach und nach verlieren wir den Kontakt mit unseren Spähtrupps. Kali, Ajron und Noru  haben sich zur verabredeten Zeit nicht zurückgemeldet. Das würden sie nie tun, sie kennen das Protokoll genauso gut wie du und ich. Ich glaube nicht mehr an einen Zufall, Irai. Die Scans waren uneindeutig. Es ist jemand an Bord und er kennt sich sehr gut aus.“

 

„Was waren die letzten Aufenthalte der Spähtrupps, Neeva?“

 

Zum ersten Mal hörte Janeway die dritte Person auf der Brücke, ebenfalls eine Frau.

 

„Sie befanden sich auf den Decks acht, sieben und elf.“

 

„Das ist doch unmöglich,“ wandte Irai ein. „Sie waren zu mehreren und schwer bewaffnet. Zudem befanden sie sich auf unterschiedlichen Decks. Niemand kann so schnell sein.“

 

„Ich gehe kein Risiko ein,“ beharrte Shatan. „Neeva, ist es nicht möglich, sich schneller in dieses Computersystem einzuarbeiten? Mit den schiffsinternen Sensoren lösen wir dieses Rätsel bestimmt.“

 

„Ich bin dabei…“ kam gepresst die Stimme der Frau. „Ich habe noch nie so ein Schiff gesehen. Meine Implantate brauchen Zeit, sich an das System anzupassen. Vielleicht noch zehn zakeen.“

 

Janeway unterbrach die Verbindung wieder. Ein Gefühl der Übelkeit machte sich breit. Sie hatte die Implantate ganz vergessen. Mit ihnen hatten die Fremden eine reelle Chance, den Schiffscomputer zu bedienen. Wenn sie nur wüsste, welche Zeiteinheit zakeen waren und wieviel Spielraum ihr dadurch noch blieb. Noch zwei Patrouillen befanden sich außerhalb der Brücke, eine auf Deck vier und eine auf Deck sechs, sodass vorerst keine Gefahr für die Krankenstation von ihnen ausging. Mit dem was sie belauscht hatte, stellte sich die Frage, ob es sinnvoller war, so weiterzumachen, wie bisher. Wenn sie Glück hatte, konnte sie noch eine Gruppe betäuben, aber vermutlich blieb ihr für eine andere keine Zeit mehr, bevor man sie endgültig entdeckt hatte. Dann hätte sie es entweder mit fünf oder sechs Feinden zu tun, die ihren Aufenthaltsort nun genauestens bestimmen konnten und dann vermutlich gemeinsam Hatz auf sie machten. Gegen mehr als vier Gegner auf einmal konnte ihr auch der elektromagnetische Puls nichts mehr helfen, dafür war der Tricorder zu schwach. Und das setzte voraus, dass sie aus dem Hinterhalt agieren konnte. Wenn die Fremden nur halb so clever waren, wie sie sie einschätzte, konnten sie zudem noch einen anderen Weg wählen: den schiffsinternen Transporter. Sollte das geschehen, hätte sie keinerlei Chance mehr.

 

Der einzige Weg war, die Transporter vorläufig zu deaktivieren. So mussten die Eindringlinge es immer noch auf die althergebrachte Art mit ihr aufnehmen, und konnten sie nicht einfach fortbeamen. Immerhin blieb ihr die Gewissheit, vorerst mit den Transportern des fremden Schiffs nicht erfasst werden zu können, da dessen Sensoren sie nicht finden konnten. Und beide Sensorensysteme kurzzuschließen dauerte wiederum.

 

Dieser Kampf war sowieso nur durch Schnelligkeit zu gewinnen, insofern bedeutete alles, was die Eindringlinge an ihrem Fortschritt hinderte, potentiellen Erfolg.

 

Sie machte sich in Richtung Transporterräume auf und schaltete auf dem Weg dorthin wieder zur Brücke, um über die Fortschritte informiert zu werden.

 

 

 

Wann alles genau begonnen hatte, auseinanderzubrechen, wusste Kathryn Janeway auch nicht mehr. Ihr Herz raste, der Schweiß lief ihr in Strömen und sie wusste genau, dass es nur noch eine letzte Hoffnung gab: den Doktor. Wieso ließ er sich nur soviel Zeit?

 

Sie hatte die Transporter erfolgreich deaktiviert, doch schon kurze Zeit später war es dieser Neeva gelungen, die Sensoren der Voyager anzuzapfen. Das war der Moment, als es begonnen hatte. Der Spähtrupp auf demselben Deck war nun alarmiert und weitere sollten folgen. Den Weg zu den Sensorkontrollen auf dem selben Deck war dadurch versperrt, sodass es nicht mehr möglich war, ihnen diesen Vorteil wieder wegzunehmen. Neeva und Shatan hatten sich auf der Brücke verschanzt, auf alles vorbereitet, während nun sechs schwer bewaffnete, kybernetisch verstärkte Fremde gezielt Jagd auf Janeway machten. Mit dem genauen Wissen ihrer Position war es ein Leichtes, sie ausfindig zu machen und auszuschalten. Und auf diesem Weg waren sie nun. Die Jefferiesröhren, zuvor noch willkommenes Versteck und Weg durch das Schiff, waren zur Todesfalle geworden, genau wie der Turbolift. Sie musste auf diesem Deck verbleiben, den Feind bereits im Nacken. Ihr Wunderwaffe nutzlos, ging es jetzt um das blanke Überleben. Sie musste einen Raum erreichen zu dem es nur einen Zugang gab und sich darin verbarrikadieren. Und dann hoffen, dass jemand anders ihr half.

 

„Doktor, verdammt!“ zischte sie außer Atem, als sie die Gänge der Voyager entlanghastete. Sie kamen unaufhaltsam näher und der Captain war auf sich alleine gestellt.

 

Mit letzter Kraft erreichte sie schließlich Frachtraum zwei, der sich auf diesem Deck am besten für ihr Vorhaben eignete. Hinter riesigen Kisten konnte sie sich verstecken, in Deckung gehen und wenn es sein musste, noch möglichst viel Schaden anrichten. Sie verriegelte die Tür hinter sich und suchte sich dann eine Kistenformation, die sie am geeignetsten hielt. Dahinter kauerte sie sich, legte ihr PADD gut sichtbar auf den Boden und lud ihr Phasergewehr. Den Tricorder behielt sie ebenfalls noch in Reichweite, für den Fall, dass sich die unwahrscheinliche Gelegenheit noch einmal ergeben sollte, einen solchen Stoß abzufeuern.

 

Sie schloss die Augen, lehnte sich an die Kisten und versuchte ihre Atmung wieder zu normalisieren. Sie konnte nur noch warten, die schwitzigen Hände und das Rauschen ihres Blutes in den Ohren ignorierend.

 

Es konnte so nicht enden, es durfte nicht…

 

Die Punkte auf dem PADD, die die Eindringlinge auf dem Deck darstellten waren inzwischen auf sechs angestiegen und auf dem Weg zu ihrer Position. Sie griff das Gewehr fester.

 

Die Sekunden fühlten sich an wie Minuten und die Minuten fühlten sich an wie Jahre, bis sich die Tür zum Frachtraum öffnete. Die Verriegelung würde sie verlangsamen, aber nicht aufhalten. Die Uhr lief.

 

Als sich die Türen zum Frachraum schließlich öffneten, brach die Hölle los.

 

Zwei Schüsse wurden in ihre Richtung abgefeuert, die neben und über ihr in den Kisten einschlugen.

 

Projektilwaffen! Sie nutzen Projektilwaffen! Ein Treffer, egal wo, konnte tödlich sein, wie Janeway mit Entsetzen feststellte. Sie durfte keinen Fehler machen.

 

Vorsichtig wagte sie sich aus der Deckung und gab einen Schuss ab, verfehlte aber. Die Feinde hatten sich inzwischen genauso hinter den Kisten versteckt, wie sie. Es kam nun darauf an, wer das längere Durchhaltevermögen hatte. Früher oder später, wenn sie merkten, dass sie ermüdete, würden sie ihre Überzahl ausnutzen und gemeinsam auf sie zukommen. Das musste sie, so lang es ging, verhindern.

 

Eine Zeitlang geschah garnichts, dann begann das Spiel vom vorne.

 

Ein Schusswechsel folgte zunächst auf den nächsten, ohne Ergebnis.

 

Plötzlich übertönte die monotone Stimme des Computer die Kampfgeräusche.

 

„Warnung, Eindringlinge auf Deck 1!“

 

Nicht noch mehr! Nein, bitte nicht noch mehr…

 

In diesem Moment fühlte sich Janeway zum ersten Mal besiegt. Hatte sie bis eben noch einen Rest Hoffnung gehabt, vom Doktor aus ihrer Lage befreit zu werden, war diese nun ein für alle Mal zerstört. Wenn einmal Verstärkung kam, dann würde wieder jemand kommen. Kein Betäubungsgas dieser Welt konnte das Unvermeidliche noch aufhalten. Sie wurden überrannt.

 

Diese Aussichten hatten sie für einen Augenblick unaufmerksam werden lassen. Welche Aussichten hatte sie denn noch? Ein stechender Schmerz in ihrem rechten Bein durchfuhr sie jäh. Ungläubig blickte sie an sich herunter.

 

Man hatte sie getroffen! Ein Geschoss hatte ihren Oberschenkel durchschlagen und hellrotes Blut quoll aus der Wunde.

 

„Verdammt…“

 

Sie ließ sich wieder in die Deckung zurückfallen, bevor sie in sich zusammensank. Sofort presste sie ihre Hände auf die Einschussstelle. Sie hatte nichts zum verbinden und es hätte auch nichts genutzt. Ihre Handflächen waren in Sekundenschnelle komplett verfärbt. Der Blutfluss deutete auf eine Hauptschlagader hin, er wollte und wollte nicht aufhören, egal wie sehr sie sich zusammenkrümmte und versuchte, die Blutung zu stoppen.

 

Sie biss die Zähne zusammen und nahm die Hände von der Wunde. Sie konnte ja doch nichts ausrichten. Stöhnend richtete sie sich auf und versuchte das Stechen und Klopfen in ihrem Bein aus ihrem Bewusstsein zu verbannen. Dann griff sie erneut ihr Gewehr, rote Abdrücke darauf hinterlassend. Sie ging nicht unter, ohne noch jemanden mitzunehmen, auch wenn es ihr von Sekunde zu Sekunde schwerer fiel, sich zu konzentrieren. Eine kleine rote Lache hatte sich inzwischen unter ihr gebildet. So also endete es.

 

Ein letztes Mal lugte sie aus ihrer Deckung hervor und schoss. Dann wurde alles schwarz.

 

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