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Der Pakt mit dem Teufel

von CAMIR

VIII

Nach zwei Jahren Pause habe ich mich entschieden, diese Geschichte wieder aufzunehmen. Bitte entschuldige, VGer, dass es so lange dauerte. Viele Dinge sind passiert, aber ich hoffe, ich bekomme sie jetzt fertig.


Es tat so gut, die Krücken nach einem anstrengenden Tag ablegen zu können und sich in einen bequemen Sessel sinken zu lassen. Mit einem wohligen Seufzen griff Kathryn Janeway nach den beiden PADDs neben sich, die zum einen alle von Sól’Dis zur Verfügung gestellten Karten enthielten, und zum anderen noch einmal die Details ihres Plans. Janeway hatte sich Bedenkzeit erbeten, bevor sie endgültig ihre Zustimmung gab. Auf den ersten Blick wirkte das, was die Kitani vorschlug, machbar, aber es bedeutete auch, dass der Captain die Voyager kurzzeitig verlassen musste. Das musste wohlüberlegt sein. Da ihr Bein ebenfalls noch Zeit zum Heilen brauchte, bevor sie auch nur daran denken konnte, bei einer solchen Mission teilzunehmen, konnte sie diese Zeit auch nutzen, um sich mit allen Einzelheiten vertraut zu machen. Der Plan sah vor, Duraugurs Minenunternehmen zu infiltrieren und dort nach den verschwundenen Crewmitgliedern zu sehen, aber das barg auch einige Risiken. Zum einen handelte es sich nach wie vor um einen Verdacht, egal wie gut er auch begründet sein mochte. Zum anderen war unklar, mit wie viel Widerstand zu rechnen war. Sól’Dis beharrte zwar darauf, dass es überraschend wenig Sicherheitsvorkehrungen gab, aber das machte die Sache noch rätselhafter. Warum sollte jemand, wenn er ein so großes Geheimnis hütete, so wenig Wert auf Sicherheit legen? War er sich seiner Sache so sicher? Oder war er am Ende einfach unschuldig? Die Inspektorin hatte behauptet, eigentlich selbst auf dem Weg gewesen zu sein, um sich in der Mine ein wenig genauer umzusehen, als sie auf die Voyager getroffen war. Da auch sie alleine war, schlug sie vor, die Kräfte zu bündeln. Während Janeway noch über den Plan nachdachte, wollte die Kitani ihre Gefangenen befragen, um von ihnen vielleicht etwas über ihren mysteriösen Auftraggeber zu erfahren. Wenn sie sich kooperativ zeigten, konnte aus einem begründeten Verdacht zumindest Sicherheit werden, was aus Janeways Sicht Vieles erleichtern würde. Dass es Sól’Dis bisher nicht geglückt war, Beweise für oder gegen Duraugurs Schuld aus den Daramor herauszuholen, lag nach ihren Angaben daran, dass sie bis zu der Konfrontation auf der Voyager die Söldner niemals mit dem Verschwinden der Schiffe in Verbindung bringen konnte. Das konnte Janeway sogar verstehen. Wenn etwas schiefging, hätte es niemanden gegeben, der ihr hätte helfen können. Sie beide suchten nach Antworten, soviel stand fest. Interessanterweise waren alle verschwundenen Schiffe fremd in diesem Sektor. Niemals war eines der Kitani verschwunden, wenn Sól’Dis’ Informationen vertrauenswürdig waren. Das senkte natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Nachforschungen anstellte und es garantierte, wenn dieser Duraugur wirklich dafür verantwortlich war, dass die kitanischen Behörden ihn gewähren ließen, da deren Interessen nicht wirklich davon berührt waren. Insofern war die Voyager ein ausgesucht glückliches Ziel: niemand hätte das Schiff an Ort und Stelle vermisst. Sie dachte noch einmal über die Geschehnisse nach. Der Modus Operandi war, wie sie nun herausfinden konnten, dass der Verantwortliche zunächst die Crews von den Schiffen entfernte. Auf welche Art und zu welchem Zweck war noch unklar, genauso wenig, wie das was mit den Besatzungen dann geschah. Aber nur so konnte das havarierte Schiff nach Belieben ausgeschlachtet werden, was erklärte, wieso es von den vermissten Schiffen nicht einmal Rückstände gab. Insofern hatte Sól’Dis’ Ermittlungsarbeit aus dem Fall der Voyager zumindest neue Informationen über das Vorgehen des Entführers erhalten. Nun galt es lediglich, diesen in Form von Duraugur zu verifizieren oder zu falsifizieren. Dennoch gab es da etwas, was Janeway seltsam vorkam und nach längerem Nachdenken konnte sie auch den Finger darauf legen: die Daramor! Welche Rolle spielten sie? Und wieso wurden die Gefangenen noch nicht befragt, bevor sie sich blindlings in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang stürzten? Sie tippte an ihren Kommunikator.

„Janeway an Sól’Dis!“

„Sól’Dis hier! Haben Sie schon über meinen Plan nachgedacht, Captain?“

„Ja, aber ich habe noch einige Fragen. Wenn Sie so unsicher sind, ob dieser Duraugur Ihr Verdächtiger ist, wieso befragen Sie dann nicht Ihre Gefangenen?“

„Das habe ich bereits versucht, aber zuerst waren sie nicht ansprechbar und jetzt sind sie tot.“

„Wiederholen Sie das bitte?“

„Sie sind alle tot.“

„Wieso erfahre ich erst jetzt davon? Wieso haben Sie das bei unserer Konferenz nicht erwähnt?“

„Weil ich es selbst noch nicht wusste, Captain. Als ich an Bord kam, waren die meisten Gefangenen bereits von Ihnen betäubt. Diejenigen, die ich erledigte waren ebenfalls betäubt. Da mir Ihre Gesundheit dringlicher erschien, legte ich meine Gefangenen alle in Stasis, um sie bei Gelegenheit zu befragen. Das wollte ich tun, während Sie auf der Krankenstation lagen. Ich weckte also zwei von ihnen auf, aber sie waren nicht ansprechbar. Ich hielt das für einen Effekt der Betäubung und dachte mir nichts dabei. So etwas ist nicht ungewöhnlich und kann mehrere Tage dauern. Als ich von der Konferenz mit Ihnen zurückkehrte waren sie tot. Die anderen dreizehn auch.“

„Informieren Sie sofort den Doktor!“

„Ich war gerade dabei, als Sie mir zuvorkamen!“

„Wir sehen uns auf der Krankenstation.“

Janeway beendete die Verbindung und starrte ins Leere. Was war gerade geschehen? Hatte Sól’Dis unliebsame Zeugen beseitigt oder wurden die Daramor von jemandem getötet, der nicht entdeckt werden wollte? Immerhin trugen sie alle diese seltsamen Implantate, die der Inspektorin fehlten. Waren sie möglicherweise nicht nur kybernetische Verbesserungen? Sie wusste nur eines: es ging nicht mit rechten Dingen zu.

Zähneknirschend griff Janeway nach den Krücken und machte sich auf den Weg.

 

Als sie auf der Krankenstation eintraf, waren der Doktor und Sól’Dis bereits anwesend, aber damit war zu rechnen gewesen. Auf den Biobetten lagen jeweils ein weiblicher und ein männlicher Daramor regungslos. Die Biosignale zeigten keinerlei Aktivität.

„Bericht!“ bellte Janeway.

Der Doktor wandte sich ihr zu. Er stand neben dem männlichen Toten, den Janeway als denjenigen wiedererkannte der ihr ins Bein geschossen hatte. Für einen kurzen Moment verschaffte ihr dieser Anblick grimmige Zufriedenheit, dann jedoch schämte sie sich für diese Gefühle und konzentrierte sich auf das Problem vor ihr.

„Nachdem die Inspektorin mich kontaktierte, kamen wir überein, zwei der Toten hierher zu beamen. Es bestand keine Notwendigkeit alle fünfzehn hier zwischenzulagern.“

Janeway nickte knapp, sodass der Doktor weiterredete.

„Wir sind gerade dabei die Obduktion durchzuführen.“

„Haben Sie irgendetwas an den Leichen vorgenommen, bevor sie hierher gebeamt wurden?“ wandte sich der Captain nun an Sól’Dis. Einen kurzen Moment überlegte Janeway noch, hinzuzufügen dass der Doktor derlei leicht feststellen konnte, entschied sich aber, dies vorerst für sich zu behalten. Ihr lag Mehr an Kooperation denn an Konfrontation.

Sól’Dis schien von dieser Frage nicht überrascht zu sein und sie nahm sie Janeway auch nicht übel.

„Nein,“ erwiderte sie ruhig. „Ich hätte davon keinen Nutzen gehabt, da ich Ihren Bordarzt für kompetent genug halte, so etwas herauszufinden. Wie Sie stehe ich vor einem Rätsel, das ich gerne gelöst bekäme. Aber ich verstehe und respektiere Ihr Misstrauen. Noch konnte ich Ihnen keinen hieb- und stichfesten Beweis für meine Vertrauenswürdigkeit liefern. Aber ich hoffe, dass sich das schnellstmöglich ändert.“
„Ich auch,“ murmelte Janeway. Dann wendete sie sich wieder dem Doktor zu. „Wie lange wird die Obduktion schätzungsweise dauern?“

„Schwer zu sagen, Captain. Aber wenn ich gründlich vorgehen soll, dann rechnen Sie schon einmal mit drei Stunden.“

„Ich bitte darum, dass Sie gründlich vorgehen. Lassen Sie nichts unversucht.“

Sól’Dis machte eine zustimmende Geste. „Das sehe ich genauso.“

„Verstanden, Captain.“ Damit machte sich der Doktor an die Arbeit.

Janeway sah ihm eine Weile dabei zu bis ihre Arme ermüdeten. Vorsichtig humpelte sie zu einem der Biobetten und ließ sich darauf nieder. Die Kitani folgte ihr und lehnte sich an das Biobett.

„Wie ich sehe, geht es Ihrem Bein immer noch nicht gut?“

„Nein, aber schon viel besser, vielen Dank. Morgen früh ist die nächste Behandlung und ich bin zuversichtlich, dass ich übermorgen wieder voll einsatzbereit bin.“

„Das freut mich zu hören. Bedenken Sie, dass ich Sie für meinen Plan auf der Höhe Ihrer Kraft brauche.“

Janeway hob eine Hand.

„Noch habe ich nicht zugestimmt.“

„Das ist wahr, aber ich bin zuversichtlich, dass Sie das Richtige tun werden.“

Sól’Dis lächelte zum ersten Mal und wirkte damit so offen, wie noch nie.

„Wir werden sehen. Ich denke, es hängt auch einiges von den Arbeitsergebnissen des Doktors ab. Da wir gerade davon sprechen: Ich glaube, wir sollten ihn die Arbeit alleine machen lassen. Wollen Sie in der Zeit auf Ihr Schiff zurückkehren oder kann ich Ihnen die Gastfreundschaft der Voyager zuteil werden lassen?“

Sól’Dis zögerte keinen Moment.

„Es wäre mir eine Ehre, etwas mehr über Sie und Ihr Schiff zu erfahren. Aber wenn ich Sie mir so ansehe, glaube ich, wir sollten die große Tour verschieben, bis Sie wieder besser zu Fuß sind.“

„Ich fürchte, Sie haben recht. Aber ich kann Sie in mein Quartier einladen und Ihnen etwas zu Trinken anbieten.“

„Dazu sage ich nicht nein.“

 

Es dauerte tatsächlich etwas mehr als drei Stunden bis sich der Doktor bei Janeway und Sól’Dis meldete. So schnell es ihnen möglich war, hatten sich beide Damen wieder auf der Krankenstation eingefangen. Die Türen hatten sich noch garnicht richtig geöffnet, als Janeway bereits den Bericht einforderte. Sól’Dis folgte ihr auf dem Fuß.

Selbstzufrieden hielt der Doktor ein PADD in der Hand, das er der Kitani reichte, während er auf den toten Patienten wies.

„Erlauben Sie?“

Janeway und Sól’Dis begaben sich beide zum Biobett. Äußerlich hatte der Daramor keinerlei Verletzungen. Darauf wies auch der Doktor hin.

„Ich habe alle Möglichkeiten untersucht, die zum Tode dieses Individuums hätten führen können. Natürlich gibt es immer noch die Möglichkeit einer Abweichung von 6,78%, da er leider keiner in den Datenbanken verzeichneten Spezies angehört. Es besteht aber eine große Übereinstimmung mit der genetischen Struktur von Talaxianern und über die weiß ich dank Mr. Neelix ja bestens Bescheid.“

„Ich verstehe,“ ließ sich Janeway vernehmen, die Kitani schwieg.

„Wie Sie selbst sehen können, liegen keinerlei äußerliche Verletzungen vor. Das habe ich zur Sicherheit aber noch einmal überprüft und verifizieren können. Tod durch Gift kann genauso ausgeschlossen werden, wie Krankheit oder innere Verletzungen.“

„Er starb also eines natürlichen Todes?“ hakte sich Sól’Dis nun ein.

„Ja und nein. Er starb an multiplem Organversagen, genau wie seine liebreizende Partnerin auf dem anderen Biobett, dieses wurde aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit durch sein Implantat ausgelöst.“

„Was genau hat das zu bedeuten? Gab es eine Fehlfunktion?“

Der Doktor schüttelte den Kopf.

„Nein. Es hat zwar etwas gedauert, das zu rekonstruieren, aber es sieht ganz danach aus, als ob sein Tod durch das Implantat gesteuert wurde. Anders ausgedrückt: Jemand hat ihn per Fernsteuerung getötet, genau wie seine komplette Mannschaft.“

„Man könnte auch sagen, jemand hat unliebsame Zeugen vernichtet, bevor diese zuviel sagen konnten,“ schaltete sich Sól’Dis ein und Janeway ergänzte: „zum Beispiel wenn sie mit einer Inspektorin der kitanischen Ordnung reden.“

Die Ausführungen des Doktors belegten eindeutig, dass Sól’Dis diese Tode nicht zu verantworten hatte und das konnte nur eines bedeuten.

„Sól’Dis, ich werde Ihnen bei der Durchführung Ihres Planes helfen!“

Janeway hatte eine Entscheidung getroffen.

 

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