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The pirate's gospel

von Janora

Landgang

Uhura bahnte sich ihren Weg durch die Menschen. Es war zwar noch recht früh am Morgen, dennoch war kaum weniger los als am Abend zuvor. Diese dreckige Stadt schien nie zu schlafen.
Sie bog vom Marktplatz aus in eine Seitenstraße ab, hielt sich immer schön in der Mitte des Weges, da man nie genau wissen konnte, was in den Ecken so lauerte. Und sei es nur ein Haufen Unrat. Uhura musste damit keine Bekanntschaft machen. Es stank und sie wollte lieber gar nicht so genau wissen, was da alles in ihre Nase kroch.
Sie war schon öfters hier gewesen und kannte sich aus.
Je weiter sie ins Innere der Stadt kam, in den wirklich verborgenen Teil - den man nur betreten sollte, wenn man auch einen Plan B hatte, um wieder hinaus zu kommen, weil er einen sonst fraß, verschluckte und nie wieder ausspuckte – desto gedämpfter wurden die Geräusche um sie herum. Nicht nur die Stimmen der Menschen, die natürlich darauf achteten, dass ihre Worte, die über dieses oder jenes Verbrechen feilschten, an unliebsame Ohren drang. Selbst wenn sie in einer ganz anderen Sprache redeten. Nein, auch das Fauchen der Katze, der man auf den Schwanz getreten war oder die fernen Kampfschreie zweier Hähne, die aufeinander losgelassen worden waren, klangen dumpfer, als wäre ein Vorhang über das Viertel gelegt worden, damit nichts nach außen drang.
Uhura ließ es sich nicht anmerken, dass sie angespannt war. Sie musste den Eindruck vermitteln, als wüsste sie ganz genau, was sie tat. Nur dann konnte ihr Vorhaben auch funktionieren.
Sie hätte die Mission nicht annehmen müssen. Jim hätte es verstanden, hätte sie es nicht getan. Er verstand vieles. Und er zwang keinen in seiner Crew zu irgendetwas. Das war das besondere an ihm.
Auch hatte er sie zurecht gewarnt, bevor sie losgegangen war. Es war nicht ungefährlich. Trotzdem hatte es sie nicht abgehalten. Denn die junge Frau wusste, dass sie aus der ganzen Crew am besten hierfür geeignet war.

Aus einiger Entfernung hörte sie exotisch-orientalische Musik und wusste, dass sie ganz in der Nähe war.
Kurz darauf schlug sie den schweren Vorhang, der die Tür zu einem Gebäude mimte, zurück und fand sich in einer anderen Welt wieder.
Leicht bekleidete, farbige Frauen und junge Männer bewegten sich tänzelnd zwischen den Gästen, die in verschiedenen Gruppen auf bunten Teppichen und Kissen zusammen saßen, umher, schenkten ihnen Alkohol oder Kaffee nach, oder kümmerten sich um die Kohlen ihrer Wasserpfeifen. Hier lag eine wirkliche Wolke von Rauch in der Luft, direkt unter der niedrigen Decke, und ließ das ganze noch unwirklicher erscheinen.
Es war warm von den vielen Pfeifen und den Körpern, und Uhura konnte süßen Tabak und Kardamom riechen. Eine willkommene Abwechslung zu dem Gestank der Straße.

Sie wusste, dass sie ab dem Zeitpunkt, an dem sie das arabische Kaffeehaus betrat, unter Beobachtung stand. Auch wenn sie nicht sehen konnte, von wem, so musste sie sich doch unauffällig verhalten. Es durfte keine große Show geben. Sie musste rein, holen, was sie brauchte, und wieder raus.
Sie schritt durch die Gruppen der Gäste und sah sich um. Es war kaum ein weißes Gesicht zu sehen. Dafür alle Nuancen zwischen hellem Karamell und dunklem Kakao. Uhura war sich sicher, dass jeder andere der Enterprise Crew nicht mehr als zwei Schritte weit hier herein gekommen wäre.

Die Männer saßen in lange, bunte Gewänder gekleidet zusammen und unterhielten sich leise. Manchmal saßen ein paar der Frauen oder jungen Männer – es waren teilweise fast noch Kinder, - dabei und lachten hin und wieder, wenn ein Witz gemacht wurde, oder sie unterhielten die Männer mit Tanz oder anderem. Manch einer der Gäste hatte sich auch gleich eine ganze Schar der hübschen Accessoires um sich gesammelt, bekam von einer die Schulter massiert, während eine andere auf seinem Schoß kicherte und ihm das Mundstück der Pfeife reichte und eine dritte fütterte ihn mit getrockneten Datteln.
Uhura wusste ganz genau, wo das hinführte, wenn noch ein paar Münzen den Besitzer wechselten und einige heiße Worte in ein Ohr geflüstert wurden.

Genau so einen Mann steuerte sie an. Sie erkannte ihn sofort anhand der Beschreibung wieder. Harry Mudd war weder schön, noch besonders reich. Tatsächlich hatte er einen Hang zum Fettansetzen, schütteres Haar und einen grässlichen Schnauzbart. Dennoch hatte er drei junge, hübsche Frauen um sich gescharrt, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablasen. Er war im Menschenhandel tätig und unter den Schmugglern und Käufern dort gut bekannt, hatte gute Kontakte, weswegen er jede Menge Aufmerksamkeit bekam. Und die genoss er auch.

Nachdem Uhura die Lage kurz eingeschätzt und sie für gut befunden hatte, ging sie zielstrebig auf die Gruppe zu. Unterwegs stibitzte sie einen Teller mit Honigdatteln, Schafkäse und anderen Leckereien, den sie, Hüfte schwingend, mitbrachte.
Frech ließ sich die Dunkelhaarige neben Mudd nieder, bot ihm die kleine Auswahl an. „Darf es etwas für Euch ein sein?“, fragte sie in einem Ton, süß wie der Honig auf ihrem Teller.
Mudd schenkte dem Essen nur kurz seine Aufmerksamkeit, sondern musterte viel interessierter Uhura.
„Das sieht ja wirklich zum Anbeißen aus“, meinte er und nahm sich eine Dattel, die er sich zwischen die Lippen schob, bevor er seinen Arm um ihre Taille legte.
Normalerweise hätte sie ihm dafür ein Messer an die Kehle gehalten. Jetzt setzte sie aber ein falsches Lächeln auf und legte ihre Hand auf seine Schulter, nachdem sie den Teller beiseite gestellt hatte. Mit der anderen Hand drückte sie ihm das Messer gegen die Rippen, vor den Blicken der anderen natürlich verborgen. Gleichzeitig beugte sie sich ein Stück vor, um ihm etwas ins Ohr zu raunen.
„Ich habe dir ein Geschäft vorzuschlagen. Wenn du also so freundlich wärst, dafür zu sorgen, dass wir ungestört sind ...“, sagte sie auf Portugiesisch, von dem sie wusste, dass es seine Muttersprache war.
Harry Mudd erstarrte und warf sowohl ihr, als auch der Klinge einen forschen Blick zu. Dann sah er sich um und fing an zu überlegen, wie wohl seine Chancen wären, wenn er Alarm schlug. Uhura erriet seine Gedanken und drehte das Messer, weiterhin lächelnd, sodass er die Schneide durch seine Kleidung spüren konnte.
„Ich bitte nicht gerne zweimal.“

Mudd war in seinem Metier zwar ein bekannter Mann, aber kein besonders mutiger. Für gewöhnlich machte er sich schnell aus dem Staub, sobald Gefahr drohte. So hatte er es bisher geschafft zu überleben. Und so beschloss er , dass es auch jetzt klüger wäre, nachzugeben und sich nicht buchstäblich ins offene Messer zu stürzen.
Mit einigen Worten hatte er die Mädchen, die um ihn herum gesessen hatten, weggeschickt.
Uhura nickte zufrieden und brachte etwas Abstand zwischen sie, behielt aber weiterhin das Messer in der Hand.
„Was willst du?“, fragte Mudd sie.
„Ich habe gehört, du hast eine bewegliche Himmelskarte.“
Falls dem so war, so verließ Mudd es durch keine Miene veräußern. Hätte Uhura keine Abneigung gegen ihn gehabt, wäre sie eventuell sogar beeindruckt davon gewesen. Vielleicht aber auch nicht.
„Und wenn dem so ist?“, wollte er wissen. Als Antwort bekam er die Klinge gegen seine pure Haut, und lenkte schnell ein. „Okay okay, aber du sagtest etwas von einem Geschäft. Die Karte wird nicht billig“, meinte Mudd und leckte sich nervös über die Lippen.
„Ich zahle gut dafür. Aber erst will ich sie sehen.“
„Ich hab sie nicht hier, sondern bei meinem Lager.“
Uhura verdrehte innerlich die Augen. „Und riskierst, dass sie geklaut wird? Komm schon, ich weiß, dass du klüger bist.“
Mudd musterte sie erneut, griff dabei in das Innere seiner Jacke. „Du redest, als würden wir uns kennen.“
„Ich kenne Leute, die dich kennen“, erwiderte sie vage und griff nach dem Bündel, das er hervor gezogen hatte. Es war eine schmale Rolle aus Bambus, die sie mit einem Schwung öffnete. Dunkle Punkte zu Sternenbildern angeordnet, die sich durch einen Drehmechanismus verschieben ließen, um ihre Positionen den Jahreszeiten anzupassen, zeigten sich ihr. Es war genau das, was Kirk lange Zeit gesucht hatte,
„Was für Leute?“, fragte Mudd und streckte die Hand aus, um die Karte wieder an sich zu nehmen. Uhura rollte sie zusammen.
„Das sage ich dir lieber nicht. Sie sind nicht gut auf dich zu sprechen.“ Mit einer fließenden Bewegung steckte sie die Karte ein und warf ihm einen kleinen Beutel zu. „Hier.“ Während er ihn fing, stand sie auf und machte sich schnell aus dem Staub.
„He!“, rief Mudd, doch Uhura war schlauer, als stehen zu bleiben. Der Goldschmuck in dem Beutel war genug an Zahlung, aber für den Fall, dass der Menschenhändler die Ware gar nicht los werden wollte, verschwand sie lieber.
Das Kaffeehaus verließ sie auf dem gleichen Weg, wie sie es betreten hatte, doch danach nahm sie nicht die kürzeste Strecke zum Hafen, sondern die bevölkerungsreichste. Zwischen den Menschen konnte sie leichter untertauchen. Nur für alle Fälle.

Nachdem Uhura das Viertel verlassen hatte und sich sicher war, dass sie nicht verfolgt wurde, verlangsamte sie ihre Schritte und steuerte den Marktplatz an. Jim würde zufrieden sein. Sie wusste zwar nicht wirklich, was genau er mit der Karte vorhatte, aber bisher hatten sich seine Pläne immer als gut entpuppt. Nun ja, meistens zumindest. Im Notfall hatte es immer Spock gegeben, der an seiner Seite stand und das schlimmste bisher verhindert hatte. Uhura war sich sicher, dass der erste Maat dem Captain irgendwann einmal noch vor dem Galgenstrick retten würde.

Auf dem Markt tummelten sich viele Menschen, boten Ware an oder feilschten lautstark über Preise. Uhura ließ im Vorbeilaufen heimlich eine Apfelsine mitgehen und biss ein paar Meter weiter in das süße Fruchtfleisch. Die hatte sie sich verdient, fand sie.
Am anderen Ende des Marktes hatte sich eine kleine Menschentraube in einem Kreis zusammengefunden. Uhura hatte dort auch das ein oder andere Mal gestanden und im Innere schon alles mögliche gesehen: Boxkämpfe, Ringkämpfe oder einfach, Betrunkene, die sich mitten am Tag beleidigten.
Eigentlich scherte sie sich nicht groß darum, was dort geschah. Das interessanteste daran waren nämlich nur die Wetten um den Sieg. Jetzt sah sie jedoch ihren Steuermann, der seinen Fechtdegen gezogen hatte, in der Mitte stehen. Ihm gegenüber stand ein andere Pirat, Uhura schätzte auf Südamerikanisch, der aber gefühlt doppelt so breit war wie Sulu. Das wäre gewiss ein abwechslungsreiches Duell. Die junge Frau entdeckte auch Chekov in der Nähe. Der Junge trug seinen Arm zwar noch in einer Schlinge, grinste aber schon wieder breit und sammelte das Geld der Wetten für Sulu ein.
Ihre Blicke kreuzten sich für einen Moment und Uhura nickte dem Russen zu. Sie wollte Kirk die Karte bringen, bevor etwas dazwischen kam, und ging weiter.

Die beiden anderen hatten es dagegen weniger eilig.
„Ich mag deine Einstellung“, meinte der Asiate gerade zu seinem Gegner und sah kurz zu Chekov, welcher nickte. „Aber ich glaube, alle Wetten sind abgeschlossen. Also warum fangen wir nicht an?“
Er hob seinen Fechtdegen und sein Gegenüber tat es ihm gleich. Die Menge um sie herum nahm noch einen Schritt Abstand, um nicht Kollateralschaden zu werden.
Dann stürzte der Südamerikaner auch schon auf Sulu zu. Dieser blockte gerade noch rechtzeitig ab und rächte sich für diesen plötzlichen Angriff, wollte den anderen zurückdrängen. Die Klingen kreuzten sich mehrfach, bevor sie zurücktraten und Atem schöpften.
„Ich gebe dir einen kleinen Vorteil“, grinste der Asiate „Du scheinst zu wissen, was du tust.“
Sein Gegner schnaubte verächtlich und sprang ihm entgegen. Ihre Klingen kreuzten sich und es wurde zu einem kurzen Kräftemessen von roher Gewalt, das aber keiner gewann.
„Deine Technik ist gut. Aber wie sieht es mit deiner Fußarbeit aus?“ Sulu ignorierte den Fakt, dass er tot wäre, wenn auch nur einen Moment seine Körperspannung nachließ und er seine Klinge wegnahm, und machte einen Schritt zur Seite, bewegte sich in einem Kreis. Der Südamerikaner tat es ihm gleich, als würden sie geheimen Tanzschritten folgen.
Der Steuermann stoppte und bewegte seine Waffe ein wenig, doch der Südamerikaner blockte ab.
„Sehr gut“, grinste Sulu. „Jetzt lass uns in die andere Richtung gehen.“ Er setzte seinen Fuß zurück, bewegte sich schneller. Doch sein Gegner blockte und verweigerte ihm seinen Willen. Der Asiate verzog das Gesicht. „Ich nehme zurück, was ich eben gesagt habe.“
„Und ich würde lieber kämpfen, anstatt zu reden.“
Der Südamerikaner schwang seine Waffe und griff Sulu mit gezielten Stichen an, erwischte ihn an der Schulter und verpasste ihm einen Schnitt. Der Asiate keuchte auf, wischte sich das wenige Blut, das sofort aus der Wunde trat, ab und blickte seinen Gegenüber beleidigt an. Gut, dann würde er sich jetzt auch nicht mehr zurückhalten.
Ohne Vorwarnung preschte er vor und teilte schnelle Schläge aus. Die ersten konnte sein Gegner noch parieren, aber mit jedem weiteren bekam er langsam Probleme und hing eine halbe Sekunde nach. Zeit, die das Leben kosten konnte.
Langsam ging er einen Schritt nach dem anderen zurück, um Luft zu bekommen, aber Sulu kam Schritt um Schritt hinterher.
Dann ein letzter Schlag und ehe der Südamerikaner sich versah, war es auch schon wieder vorbei. Verwirrt blinzelte er, als er bemerkte, dass Sulu ihm seinen Degen aus der Hand geschlagen hatte und seine Waffe nun ein gutes Stück von ihm entfernt in einem Obststand steckte. Dessen Besitzer funkelte ihn übrigens wütend an, während Sulu dem Südamerikaner die Spitze seiner eigenen Klinge vor die Brust hielt.
„Nun, noch irgendwelche letzten Worte, bevor ich das Ganze beende?“, fragte er unheilvoll.
Sein Gegner wich weder zurück, noch machte er eine andere Bewegung um sich zu verteidigen. „Nein, du hast gewonnen ...“
Der Asiate nickte zufrieden und steckte seine Waffe weg. Chekov machte derweil dasselbe mit den Münzen. Die beiden tauschten einen zufriedenen Blick aus.
„Falls es Euch wieder einmal nach einem Duell steht, lasst es uns wissen“, meinte der junge Russe kess und erntete dafür einen bösen Blick, aus dem er sich jedoch nichts machte.
Nach einem letzten giftigen Schnauben an Sulu, drehte sich der andere Pirat um und ging zu seiner Waffe, um diese wieder aufzusammeln. Sulu ließ ihn dabei nicht aus den Augen und das zurecht, denn der Südamerikaner steckte sein Schwert nicht gleich ein, sondern sah heimlich zu ihm herüber. Es war offensichtlich, dass darüber nachdachte seine Klinge dem Asiaten hinterrücks zwischen die Rippen zu stoßen.
„Das würde ich an Eurer Stelle sein lassen“, mahnte Sulu ihn und hatte plötzlich ein Messer in der Hand, das er scheinbar spielerisch zwischen den Fingern führte. Sein Unterton ließ allerdings keine Zweifel, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war.
Der Andere knurrte leise, sah jedoch ein, dass es klüger war, klein bei zu geben. Er brauchte keine zwei Niederlagen an einem Tag.
Sulu wartete, bis er verschwunden war, bevor auch er sich umdrehte und den Ring verließ. Chekov blieb an seiner Seite.
„Wie viel haben wir gemacht?“, fragte der Asiate ihn.
„Genug“, grinste Chekov. „Die nächsten Abende sind gesichert.“
„Sehr gut.“
Die beiden machten sich auf den Weg zurück zum Schiff, um den Gewinn aufzuteilen.

Auf der Enterprise war natürlich auch der Captain des Schiffes zu Gange. Und dieser war wirklich gut drauf gewesen. Das Wetter war gut, die Verladung verlief reibungslos und Uhura war erfolgreich gewesen. Das war wirklich ein Grund, um den Abend wieder in einer der vielen Tavernen feiern zu gehen. Er suchte Bones auf, um diesen davon zu unterrichten.
Das war der Punkt, an dem er bemerkte, dass der Arzt unauffindbar war. Das war ein merkwürdiges Gefühl, hatten sie doch die letzten Wochen sogar ein Zimmer geteilt und waren immer irgendwie in der Nähe zueinander gewesen. Doch als er darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass er Bones seit der Taverne nicht mehr gesehen hatte. Das gefiel ihm gar nicht.
Er fragte die anderen seiner Crew, die gerade an Bord waren. Aber keiner konnte ihm irgendeine Auskunft über den Arzt geben, seitdem sie angelegt hatten. Ein wenig verloren stand Jim an Deck und haderte mit sich selbst, wohin er gehen sollte.
„Es ist durchaus möglich, dass er uns verlassen hat. Immerhin hat er davon doch stets gesprochen“, kam es von Spock neben ihn. „Seine Tasche ist auch nicht mehr an Bord.“
Jim war drauf und dran, seinen Freund anzufahren, warum er denn von Bones' Habseligkeiten Kenntnis hatte, die übrigens in seiner Kajüte waren, seitdem der Arzt dort quasi eingezogen war, und vor allem, warum er ihm nicht früher erzählt hatte, dass dieser verschwunden war. Doch er schürzte die Lippen und verkniff sich einen Kommentar dazu. Spock hatte recht. Bones hatte es klar und deutlich gemacht, dass er bei nächster Gelegenheit das Schiff verlassen würde. Trotzdem hatte er es nicht wahr haben wollen. Und zumindest hätte er eine Art Abschied erwartet.
„Aber wir brauchen ihn für Chekov“, wandte Scotty ein, der die Unterhaltung verfolgt hatte. Uhura schüttelte, auf einem Fass sitzend, das noch unter Deck verladen werden musste, den Kopf. „Der kommt mittlerweile auch allein zurecht. Aber wir brauchen trotzdem einen neuen Doc an Bord.“ Sie blickte auffordernd zu Kirk, welcher noch in seine eigenen Gedanken versunken war und bloß mit den Schultern zuckte.
„Wir legen morgen ab“, entschied er dann unter dem Knarren der Planken.
„Sehr gut, dann habe ich ja noch einen ganzen Tag, bevor ich wieder auf dieses Todesmeer hinaus muss“, brummte Leonard, der gerade aufs Schiffs getreten war. Alle drehten den Kopf zu ihm um und starrten ihn überrascht an. Er hatte das Gefühl ungeladen in eine Party geplatzt zu sein. An diese Piraten würde er sich nie gewöhnen. „Was?“, fragte er bissiger als beabsichtigt. „Ich hab einen Patienten hier ...“ Es klang, als wäre damit alles erklärt.
Jim ging zu ihm, seine Laune schlagartig verbessert.
„So, so, du kommst also auf eine weitere Überfahrt mit, Bones? Schlägt dich dein Weg zufällig nach Portugal? Im Gegenzug zu deinen Diensten nehmen wir dich gerne mit.“
„Meine Dienste als Arzt“, stellte Leonard die Augen verdrehend richtig.
„Klar, wenn du es so nennen willst. Ich glaube, ich brauche heute Abend eine gründliche Untersuchung.“
Der Arzt seufzte stumm. „Es gibt schlechtere Angebote für Fahrten.“ Davon hatte er seit Morgengrauen einige bekommen. Es war das beste für ihn, mit der Enterprise nach Europa zu segeln. Von Portugal würde er sich seinen Weg schon in den Norden durchschlagen können. Seine Tasche mit einem frisch aufgefüllten medizinischen Vorrat, die er geschultert hatte, brachte er wieder unter Deck.
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