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The pirate's gospel

von Janora

Sturm

Das obligatorische Seefahrerkapitel über ein Unwetter. Heihoo!
Leonard beobachtete Jim beim Studieren der Karten. Ihre Abfahrt von Tortuga war reibungslos verlaufen und der neue Kurs nach Europa stand. Leonard war wieder in die Kajüte des Captains eingezogen und niemand schien sich großartig darüber zu wundern.
Dennoch nagte noch immer dieser erste Abend in der Piratenstadt an ihm. Denn auch wenn er sich immer wieder einzureden versuchte, dass es ihm gleichgültig war, so hatte er doch lange überlegt, ob er auf die Enterprise zurückkehren sollte. Eigentlich hatte er seine Sachen mitgenommen, um dieses Schiff nie wieder zu betreten. Aber irgendetwas hatte ihn hierher zurück gezogen. Zu diesem blonden Seeteufel mit den strahlend blauen Augen.
Und es war nicht nur der Mangel an attraktiven anderen Angeboten gewesen. Leonard wusste, dass ihn weitaus schlimmere Gründe bewegt hatten.
„Welche Stadt werden wir anpeilen?“, fragte er Jim, um sich von seinen Gedanken abzulenken.
„Tavira wahrscheinlich“, erwiderte dieser und deutete auf den Süden Portugals, als Leonard neben ihn trat.
„Schuldest du dort auch noch jemanden Geld?“
„Was meinst du?“ Kirk sah ihn verwirrt an.
„Die Blonde“, erklärte Leonard mit einer vagen Geste, als sei damit alles gesagt.
Jim blickte nicht schlauer drein und runzelte die Stirn. Er öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als es Klick machte. „Oh, du meinst Carol?..“
„Schon möglich, dass sie so hieß. Ihr habt euch jedenfalls sehr gut verstanden.“ Leonard verschränkte die Arme.
„Wir haben geschäftliches besprochen.“
„Ja, das sagte Spock auch. 'Geschäftliches'.“ Der Arzt betonte dieses Wort so sarkastisch, dass Jim ihn einen Augenblick lang einfach nur anschaute. Dann musste er lachen. Leonard blickte ihn mit zusammengezogenen Brauen an.
„Was?“
„Du bist eifersüchtig.“
„Bin ich nicht.“
„Was immer du sagst, Bones.“ Jim lachte noch lauter.
„Pah!“, erwiderte der Arzt beleidigt, hatte aber auch kein Gegenargument.
Langsam beruhigte Jim sich wieder. „Bones, ich kaufe Munition von Carol und ihrem Vater. Wir haben uns wirklich nur damit befasst.“ Noch immer breit grinsend, legte er ihm die Hand auf die Schulter.
„Seit wann 'kauft' ein Pirat etwas?“, fragte Bones noch immer schnippisch.
„Hey, auch wie müssen hin und wieder unsere Vorräte auffüllen. Und Marcus macht einen guten Preis. Dafür frag ich nicht, wo er das Zeug her hat.“
„Piratenpack“, brummte Bones, doch ihm war mit einem Mal viel leichter ums Herz. Jim nahm ihm die Beleidigungen nicht übel. Ganz im Gegenteil: auch er war zufrieden.
„Heißt das, du zeigst mir jetzt nicht mehr die kalte Schulter?“, fragte er.
„Ich zeig dir nicht die kalte Schulter“, kam es prompt von Leonard zurück, der sich allerdings bewusst war, dass er Jim die letzten beiden Abende sehr wohl abgewiesen hatte.
„Klar.“ Jim klopfte ihm auf den Rücken und wandte sich wieder seinen Karten zu. Er wusste, was er in der Nacht vorhatte.
Der Arzt wollte protestieren, noch etwas erwidern. Dann besann er sich jedoch eines Besseres und schwieg. Am Ende würde er sich nur noch mehr hineinreden. Stattdessen ging er hinaus, um ein wenig frische Luft zu schnappen.


Leonard vermisste das Land bereits wenige Tage, nachdem sie abgelegt hatten. Er vermisste es, jeder Zeit von Bord gehen zu können. Sich die Beine zu vertreten.
Aber er hatte auch die Ruhe der Nächte auf dem Meer vermisst. Es fiel ihm erst auf, als er in der Dunkelheit an Deck saß und in den sternenklaren Himmel blickte. Das leise Rauschen der Wellen gegen die Schiffswände, die frische, klare Luft. Es gefiel ihm, auch wenn er es nie für möglich gehalten hätte. Ebenso wie das dumpfe Poltern von Stiefeln auf Holz, die sich näherten.
Leonard drehte den Kopf zu Jim, als dieser sich neben ihm nieder ließ. Der Pirat reichte ihm eine Flasche Schnaps, die dieser nahm, einen Schluck daraus trank und dann zurück gab.
„Das hier scheint dein Lieblingsplatz geworden zu sein“, meinte Jim „Hier bist du immer zu finden, wenn man dich sucht.“ Außer das eine Mal auf Tortuga, als Jim dachte, er wäre gegangen. „Ich bin froh, dass du mit an Bord bist“, gab er zu, als Bones nicht antwortete.
Daraufhin zeigte dieser dann die erste verbale Reaktion.
„Ach?“
„Ja, sonst müsste ich ja schon wieder einen neuen Schiffsarzt entführen“, scherzte der Blonde. Er setzte die Flasche an die Lippen, ließ sie dann aber wieder sinken. „Außerdem liegt mir etwas an dir...“
Das war viel ernster aus ihm herausgekommen, als er es beabsichtigt hatte. Und darauf wusste Leonard erst recht nichts zu sagen. Musste er aber auch nicht. Er betrachtete Jim eingehend. Dieser wich seinem Blick sorgfältig aus, fuhr ein wenig nervös mit den Fingern Kreise über den Boden der Flasche. Erst als er Leonards Hand auf seiner Schulter spürte und den Kuss auf seinen Lippen, schlug er die Augen wieder hoch.
Es blieb bei dem kurzen Kuss, doch damit war alles gesagt. Beide blickten wieder zu den Sternen und dorthin, wo man den fernen Horizont erahnte.
Einfach nur hier zu sitzen, zusammen, zu trinken und die stille Aussicht zu genießen, das erschien perfekt.


Die Tage vergingen überraschend schnell. Zumindest kam es Leonard so vor und er nahm es als Zeichen, dass er sich mittlerweile an das Leben auf einem Schiff gewöhnt hatte.
Endlich kam die Zeit, an dem er Chekov den Verband abnehmen wollte. Der Junge löcherte ihn bereits seit einigen Tagen mit der Frage danach und er gab endlich nach. Außerdem sah er auch keinen Grund, der dagegen sprach. Chekov zeigte keine Anzeichen mehr von Schmerzen oder sonstigen Beschwerden.
Jetzt saß er wieder auf seiner Pritsche und hielt aufgeregt die Luft an, während der Arzt den Verband langsam abwickelte. Dieser war seit einiger Zeit nicht mehr gewechselt worden und klebte ein wenig an der Haut. Chekov verzog das Gesicht, denn das Gefühl beim Abziehen war merkwürdig.
Das Fleisch, das darunter zum Vorschein kam, war blass vom fehlenden Sonnenlicht und schmächtig aus Bewegungsmangel. Doch es hatte keine hässlichen Verfärbungen mehr und auch keine Schwellungen.
„Beweg deine Finger“, forderte Leonard ihn auf. „Einen nach dem anderen.“
Chekov tat, wie geheißen, ballte anschließend eine Faust und öffnete sie wieder. Der Arzt nickte zufrieden.
„Jetzt greif etwas.“
Der Junge bewegte seinen Arm und griff nach dem Henkel eines Wassereimers. Es ging ohne Probleme. Das Gefühl in seinem Arm war noch etwas schwach, weil er ihn so lange ruhig gehalten hatte, aber er konnte ihn endlich wieder benutzen.
„Schön. Überanstrenge den Arm nicht gleich wieder. Und tu mir den Gefallen, dir keine Knochen mehr zu brechen“, ermahnte McCoy ihn.
Chekov nickte munter. „Aye!“ Damit war er entlassen und sprang auch gleich auf, um aufs Deck zu laufen, während Leonard seine Sachen wieder zusammen räumte.
Er war sich sicher, dass der Junge sofort wieder irgendwelche Maste hinaufklettern würde.

~~

Wenn man so lange auf der See unterwegs war wie Spock, dann lernte man, kleinste Anzeichen von Veränderungen zu deuten. In der Vergangenheit hatte sich das bereits mehrfach als nützlich erwiesen.
Spock hatte bemerkt, dass der Wind sich drehte, und dass die Luftfeuchtigkeit sich änderte. Es war nichts außergewöhnliches. Dennoch fiel es ihm auf und sein Verstand sagte ihm, dass es keine guten Veränderungen waren. Er unterrichtete Jim von den Fakten, doch dieser sah eine Lappalie darin. Er klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und gab ihm den Rat, dass er 'nicht immer die fehlende Schuppe im Fisch suchen sollte'. Eine sehr bildliche Ausdrucksweise. Aber nichts desto trotz traf Spock seine eigenen Vorkehrungen, auch wenn diese leider begrenzt waren.

Eine Woche später bewahrheitete sich Spocks Verdacht: es war absolut nichts los. Sie waren in eine Flaute gekommen und das Schiff dümpelte bloß seicht vor sich hin. Die Sonne schien warm vom Himmel, während kaum ein Lüftchen wehte, das das Schiff vorwärts bringen konnte.
Das schlimmste war, dass es bei solchem Wetter kaum etwas zu tun gab und die Tage schrecklich ereignislos verliefen. Daher saß die Crew tagelang auf dem engen Raum begrenzt zusammen und fing an, sich zu langweilen.
Chekov war sogar von seinem Krähennest runter gekommen, weil da oben die Sonne hinein brannte und es sowieso nichts zu sehen gab, da sie kaum von der Stelle kamen. Stattdessen befand er sich mit Sulu und Uhura an einem schattigen Plätzchen an Deck und sie spielten mehr oder weniger interessiert mit Würfeln.

Nach einer Weile trat Kirk, der gerade an Deck gekommen war, zu ihnen.
„Was gibt es neues?“, fragte er.
Sulu salutierte grinsend und sagte: „Captain, melde gehorsam, wie haben tote Hose. Kein Lüftchen wagt sich in unsere Segel.“
Kirk verdrehte die Augen. „Ich wollte wissen, was es neues gibt. Dass Flaute herrscht, weiß ich bereits seit Tagen.“
Uhura, die den Scherz ebenfalls wenig witzig fand, seufzte leise. Sie waren alle angespannt und das Wetter zerrte an ihren Nerven.
Der Captain wandte sich ab und ging die Stufen hinauf zum Steuerrad, an dem Spock stand. Er strahlte seine stoische Ruhe aus, die ihm zu eigen war, dennoch hatte Jim den Eindruck, dass er ein wenig zu selbstzufrieden wirkte.
„Zum Glück haben wir unsere Vorräte gerade erst aufgefüllt“, meinte er Blonde, als er neben ihm stand.
„Dennoch werden wir, wenn wir hier raus sind, früher irgendwo anlegen müssen, als geplant.“
„Was schlägst du vor?“, fragte Jim seinen Freund.
Dieser blickte ihn an. „Nun, es bleibt uns wohl nur, einen von dir sogenannten 'Kurzurlaub' einzulegen. Hätten wir früher reagiert, hätten wir diesen an einem der nahen Inselstrände machen können. Das hatte allen Crewmitgliedern, mir eingeschlossen, wahrscheinlich mehr zugesprochen.“
Das war wohl Spocks Art 'Ich habs dir ja gleich gesagt, aber du wolltest ja nicht auf mich hören' zu formulieren. Jim zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht begegnet uns ein Handelsschiff, mit dem wir uns ablenken können.“
Spock bezweifelte dies. Aber er hatte zu diesem Thema genug gesagt und lenkte seinen Blick wieder auf die ruhige See.

Und tatsächlich kam kein Handelsschiff vorbei. Auch die Wetterlage änderte sich nicht und sie trieben fast eine Woche ohne Sicht auf Land auf dem Ozean.

„So eine Flaute kann schlimmer sein als ein holpriger Ritt über die Wellen“, meinte Sulu und Kirk nickte.
„Aye. Wenn du willst, kannst du Mitchell wecken und dich selbst etwas auf's Ohr hauen“, erwiderte er dann.
„Nein, ich bin noch putzmunter und-..“
„Das war ein Befehl. Nur nett ausgedrückt.“
Sulu musste lachen und ließ die Hände sinken. „Aye, Captain.“
Jim ergriff das Ruder, bis Gary Mitchell erschien und übernahm.
Eine weitere Nacht war hereingebrochen, doch da die Sterne hell vom Himmel leuchteten und sie sich eh kaum bewegten, wurden keine Laternen an Bord entzündet. So lag die Enterprise wie ein großer Schatten im Wasser.
Jim blieb noch eine Weile an Deck und unterhielt sich mit Mitchell, bevor auch er sich in seine Kajüte begab. Leonard schlief bereits und Jim kletterte zu dem Arzt ins Bett, kuschelte sich dicht an ihn, um die Nase in seiner Halsbeuge zu vergraben. Kaum, dass er Bones Geruch auf der Zunge liegen hatte, schlossen sich seine Augen beruhigt und er döste langsam weg. Leonard bewegte sich im Halbschlaf ein wenig, ließ sich aber sonst nicht davon stören.
Dieser Tage gab es auch für ihn wenig zu tun, wodurch seine Laune erheblich gesunken war. Er mochte es einfach nicht auf so engen Raum herumzutigern und darauf zu warten, dass etwas passierte. Das war auch der Grund, weswegen er Jim aus dem Weg ging. Aber er hatte den Eindruck, dass es andersherum ähnlich war, denn der Pirat und er hatten sich in der letzten Woche noch mehr gezankt als sonst. Und auch wenn ihr Ton üblicherweise etwas rauer dabei war, so war er jetzt geradezu bissig geworden. Die Ruhe zerrte eben an den Nerven aller.
Nur nachts kamen sie dann wieder zusammen, auch wenn einer von ihnen meist schon am Schlafen war. Oder zumindest so tat.

Leonard schreckte auf, als irgendetwas aus Glas mit einem lauten Schlag zu Bruch ging. Alarmiert blickte er auf, brauchte einen kurzen Moment, bis er realisierte, dass ihm nicht schwindelig war, sondern, dass wirklich alles hin und her schwankte und sämtliche Gegenstände, die nicht wie der Tisch oder die Schränke festgeschraubt waren, durch das Zimmer rollten.
Von draußen hörte er laut die Wellten gegen die Planken brechen. Ein Sturm hatte sie erfasst und neigte die Enterprise immer wieder besorgniserregend zur Seite.
Auch Kirk war davon erwacht und mit einem Satz war der Captain aus dem Bett. Das Schiff nahm gerade eine weitere Welle und er ruderte mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und umzufallen. Schnell schlüpfte der Blonde in seine Stiefel, bemerkte dabei, dass Bones ebenfalls auf war, sich aber noch nicht entscheiden konnte, ob ihm übel war oder nicht.
„Du bleibst hier drin!“, befahl Kirk ihm. Immerhin hatte der Arzt noch nie einen solchen Sturm mitgemacht.
Er lief so schnell es eben bei diesem Wellengang ging, ohne zur Seite zu fallen, zur Tür. Als er diese öffnete, prasselte ihm bereits der Regen entgegen. Und nach zwei Schritten hinaus, war er beinahe komplett durchnässt. Der Wind heulte über das Deck und der Captain sah, dass seine Mannschaft bereits auf den Beinen war und versuchte das Großsegel einzuholen. Aber der Lärm um sie herum war so laut, dass er kaum etwas von ihnen hörte.
Als er die Treppe vom Achterdeck herab kam, musste er sich gut am Geländer festhalten, um nicht den glitschigen Boden unter den Füßen zu verlieren.
„Captain!“, brüllte Spock, der mit einem Mal neben ihm stand, entgegen seiner sonstigen Art, doch selbst die lauten Worte waren bei dem Pfeifen des Windes kaum zu hören. „Ein Mast ist gebrochen und wir sind vom Kurs abgekommen!“ Eine erneute Welle ließ sie übereinander stolpern, doch sie konnten sich schnell wieder fangen.
„Ich übernehm das Ruder!“, rief Jim gegen den Wind und deutete auf selbiges, woraufhin Spock nickte.

Jim brauchte eine gefühlte Ewigkeit für den Weg. Unterwegs knüpfte er ein Seil los, das an der Bordwand festgeschnürt war, und nahm es mit.
Es war nicht sein erster Sturm, aber mit einer der heftigsten. Ein Blitz erhellte die Umgebung für den Bruchteil einer Sekunde und fast im gleichen Augenblick rollte das Donnergrollen wie das überlaute Knurren eines wütenden Seeungeheuers über sie hinweg.
Endlich beim Steuerrad angekommen, band sich Jim das Seil um die Hüften und das andere Ende am Rad fest. Die nächste Welle türmte sich seitlich von ihnen auf und drohte, den Segler umzuwerfen, oder zumindest zu untergraben. Mit aller Kraft stemmte sich der Blonde gegen das Holz und versuchte die Enterprise zu drehen.

Währenddessen öffnete sich die Tür zur Kajüte des Captain ein zweites Mal. Sie in diesem Sturm wieder hinter sich zu schließen, erforderte übrigens einen ziemlichen Kraftaufwand von Leonard. Er hatte beschlossen, seine Übelkeit zu vergessen und nicht einfach in dem kleinen Zimmer eingeschlossen darauf zu warten, bis alles vorbei war, während der Rest hier draußen ihre Leben riskierten.
Nach nur einem Schritt hinaus war er sich sicher, dass er sich den Tod bei diesem Wetter holen würde und fluchte leise. Dennoch rutschte und stolperte er über das gefährlich schwankende Deck.
Ein Blitz schien direkt neben dem Schiff ins Wasser einzuschlagen und der gleichzeitige Knall ließ alle Männer an Deck kurz taub werden. Das Schiff hob und senkte sich, neigte sich zu allen Seiten, während Kirk sein Bestes gab, sie lebendig durch diesen holprigen Ritt zu bringen. Mehr als einmal verlor er das Gleichgewicht und fiel. Schnell packte er dann das Seil und zog sich wieder zum Steuerrad. Wäre der Segler ohne Ruder, würden sie früher oder später in den hohen Wellten kentern.

Leonard hatte ein Fiepen im Ohr. Das Rauschen des Unwetters war so unglaublich laut, dass er nicht einmal seinen eigenen, lauten Atem vernehmen konnte.
Gerade wollte er sich auf die Treppe zum Steuerdeck stützten, als eine weitere Welle das Schiff erfasst. Von oben bis unten durchnässt, da ihn die Gischt voll getroffen hatte, spuckte er Salzwasser. Dann rutschte er aus. In diesem Moment bäumte sich das Schiff gegen die Wellte auf und er fiel zur Seite weg. Er sah sich auf die Reling zustürzen und war schon der festen Meinung, über Bord zu gehen, als zwei feste Arme ihn packte. Grob wurde er zurück gezogen und stolpernd wurde er unter Deck gebracht. Erst jetzt, als der Regen ihn nicht mehr die Sicht nahm, fiel sein Blick auf ein Paar spitzer Ohren.
Spocks Kleidung klebte an ihm wie eine zweite Haut und seine Muskeln hatte sich vor Kälte versteift. Dennoch ließ er sich davon kaum etwas anmerken, sondern schenkte McCoy einen missbilligten Blick.
„Ihr solltet lieber in der Kajüte des Captains bleiben, Doktor“, tadelte er ihn und sah so aus.
„Ich sitze bestimmt nicht untätig da drin herum, während hier draußen die Hölle tobt“, schimpfte McCoy entrüstet, wobei der erste Maat gerade nicht so aussah, als wäre ihm nach einer Diskussion darüber. Aber er ging mal davon aus, dass der Pirat ihm gleich an die Kehle springen würde. Auch wenn dieser den Eindruck erweckte, als wäre dies eine sehr reizende Option.
„Ich muss darauf bestehen“, erwiderte Spock stattdessen aber mit Nachdruck. „Ihr habt keine Erfahrung mit solchen Situationen.“
Während sie sprachen neigte sich das Schiff in alle erdenkliche Richtungen und die beiden mussten sich immer wieder festhalten, um nicht umzufallen oder auch Dingen ausweichen, die nicht festgetäut waren und nun munter durch die Gegend fielen. Außerdem war es auch hier mittlerweile rutschig und nass.
Gerade wollte Leonard laut werden, noch lauter als er ohnehin schon reden musste, damit er gehört wurde, als die Enterprise einen Ruck nach links machte und er fiel. Leider befand sich in seinem Weg zum Boden ein Holzpfeiler und direkt daneben die Treppe zum oberen Deck. Der Arzt haute seinen Kopf an und blieb dann für kurze Zeit besinnungslos liegen.
Spock blickte ihn einen Moment an. Dann nutzte er die Situation und brachte McCoy dahin zurück, wo er, seiner Meinung nach, die ganze Zeit hätte sein sollen, bevor er wieder an Deck ging.
Wie der Rest der Crew tat er sein bestes in diesem Unwetter. Ein Mast war zwar verloren, aber es galt, einen weiteren zu schützen.
Unterdessen war Sulu bei Jim aufgetaucht und half ihm, das Ruder zu halten. Als Steuermann sah er es als seine Pflicht. Der Captain rief ihm zu, dass er von hier oben verschwinden sollte. Er selbst hatte sich schließlich nicht ohne Grund festgebunden. Doch Sulu verstand ihn in diesem Getöse nicht, blickte bloß fragend zu ihm. In diesem Moment schwappte eine Welle über das Deck und riss beide von den Füßen.
Der Asiate schaffte es gerade noch, sich am Ruder zu halten und sah, wie das Seil des Captains sich straffte. Also stemmte er sich zunächst alleine gegen das Holz des Rades, das das Schiff in eine ganz andere, gefährliche Richtung drehen wollte. Mit dem Ärmel versuchte er, sich ein wenig Nässe aus dem Gesicht zu wischen, aber der Effekt war gleich null. Stumm fluchend, da er nicht noch mehr Wasser schlucken wollte als ohnehin schon, ließ er das nächste Donnergrollen über sich ergehen und fragte sich, wo der Captain denn blieb. Als er sich umblickte, sah er, dass das Seil schlaff auf dem Boden lag und ein eiskalter Schauer, der nichts mit dem Sturm zu tun hatte, überkam ihn. Ohne das Steuer loszulassen, zog er mit dem Fuß das Seil zu sich, bis er das andere Ende bei sich hatte. Es war durchgerissen.
Der Captain war über Bord.
Sulu rief nach Spock. Er wusste, dass es lächerlich war, weil ihn niemand hören würde, aber brauchte den ersten Maat.

Dieser trat gerade erst wieder ans Deck. Er versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Sie waren noch nicht gesunken, das war gut. Aber es war noch kein Ende des Sturms in Sicht.
Sulu erlangte seine Aufmerksamkeit und er sah ihn winken und rufen, doch er hatte jetzt keine Zeit auf das Deck zu klettern. Da er aber bemerkte, dass der Steuermann alleine da oben stand, schickte er Gary Mitchell, der gerade an ihm vorbei stolperte, hinauf. Er gab Sulu mit einer Geste ein Zeichen, doch dieser schüttelte den Kopf. Spock legte den Kopf schief und fragte sich gerade, wo Jim denn abgeblieben war, als er eine andere Bewegung wahrnahm und aufschaute. Ein Tau hatte sich aus den Segeln gelöst und wirbelte unkontrolliert in der Luft herum. Direkt in die Richtung des Steuermannes. Spock rief eine Warnung aus, hörte sich aber selbst kaum.
Dann wurde Sulu auch schon getroffen und sackte zur Seite. Führungslos drehte sich das Steuerrad, bevor Mitchell dort war, und die Enterprise kippte unvorbereitete zur Seite, ließ die Männer umfallen. Spock wurde vom Wasser erfasst und mit einer solchen Kraft gegen die Holzwand geworfen, dass ihm die Luft aus der Lunge gedrückt wurde. Er fiel zu Boden, wollte sich aufrappeln, doch durch Mitchells Gegenlenken neigte sich das Schiff zur anderen Seite und der Pirat fiel mit. Er bekam das Relingnetz zu fassen. Der Lärm des Sturmes wurde leiser. Zumindest in seinem Kopf. Betäubt blickte er auf, schmeckte das salzige Wasser auf der Zunge, konnte aber schon nicht mehr die Dunkelheit des Meeres und des Himmels mit der Dunkelheit in seinem Kopf auseinander halten.
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