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Jagd nach dem verlorenen Sternenstaub

von Amber, Janora

Prolog

Es gab Tage, da war Leonard McCoy gerne Teil einer Außenmission.
Vor allem, wenn er etwas Sinnvolles zu tun hatte, wie zum Beispiel ein wichtiges Bestandteil einer medizinischen Studie zu besorgen.
An manchen Tagen dagegen wäre er lieber auf seiner Krankenstation geblieben, abseits von jeglichen Störfaktoren, die meinten, ihm auf den Geist gehen zu müssen. Wie etwa ein gewisser Jim Kirk, der ihn unbedingt auf den fremden Planeten hatte begleiten wollen, der diese Beschaffungsmission aber schnell öde fand.

„Hast du nicht langsam genug gesammelt?“, fragte er, seine Langeweile subtil ausdrückend.

„Du wolltest ja unbedingt anstelle von Christine mitkommen“, erwiderte Bones brummend und packte eine weitere Pflanzenwurzel, die er zuvor säuberlich vom Stängel getrennt hatte, ein.

„Aber Bones, wir hatten so lange keinen gemeinsamen Landurlaub mehr. Ich dachte, es wäre schön, wenn wir mal wieder etwas Zeit miteinander verbringen.“

„Das hier ist kein Urlaub, Jim.“

Der Blonde machte eine ausladende Geste. „Eine schöne grüne Landschaft, sauerstoffhaltige Luft ... das ist so gut wie ein Urlaub“, stellte er fest.

„Du musst ja auch nicht die ganze Arbeit erledigen“, murmelte der Arzt kopfschüttelnd.

Der Planet war so unbekannt, dass er nur einige Buchstaben und Zahlen als Namen hatte und bestand zu einem Großteil aus Wald.
McCoy hatte erklärt, dass hier die Wurzel eines speziellen Nesselkrauts wuchs, die Grundsubstanz für ein Mittel gegen Aeroprincipiale Dermatitis, eine der häufigsten Krankheiten bei mehrjährigen Raumfahrten war. Der Arzt war dabei, aus der Pflanze einen besseren Impfstoff zu entwickeln, wenn er es nur schaffte, sie richtig aufzuschlüsseln.
Christine Chapel wäre ihm auf der Mission also wahrscheinlich die größere Hilfe gewesen. Aber es stimmte schon, dass er in letzter Zeit nicht viel von seinem Freund gesehen hatte und deswegen hatte er dessen Begleitung zugestimmt.

Nach einer Weile waren sie zurück am vereinbarten Treffpunkt, von dem aus sie wieder auf das Schiff gebeamt werden sollten. Es war eine kleine Lichtung, die den Blick zu dem verdunkelten Himmel frei gab.
Während Leonard noch seine Ausrüstung sortierte und wieder sicher in seine Umhängetasche verstaute, kontaktierte Jim die Enterprise.
Kurz darauf wurden sie beide von den Beamstrahlen erfasst. Bones fühlte das vertraute Ziehen in seinem Bauch, das vor allem daher kam, dass er diese Art des Reisens nicht sonderlich schätzte, und hielt die Luft an.
Bevor jedoch die Landschaft um sie herum verschwand und mit dem Transporterraum der Enterprise tauschte, brach das Licht plötzlich ab und ließ sie auf der Lichtung zurück.
Die beiden blickten sich verwundert an.

Als nichts weiter geschah, zückte Kirk erneut seinen Kommunikator.
„Was sollte das denn sein, Scotty?“, fragte er den Ingenieur.

Als Antwort kam ein abgehacktes Fluchen mit schottischem Akzent.

„Elektromagnetische Interferenzen, Captain. Ein Atmosphärensturm blockiert unsere Transportsysteme.“

„Na, ganz toll“, brummte McCoy. Eine Sache, die er noch weniger leiden konnte, als in seine Einzelteile zerlegt und über weite Strecken transportiert zu werden, war, nicht in seine Einzelteile zerlegt und über weite Strecken transportiert werden zu können und deswegen auf einem fremden Planeten festzusitzen.

„Ich kann versuchen, einen Verstärker einzubauen“, fuhr Scotty fort „Aber das kann ein paar Stunden dauern. Vielleicht haben wir Glück und der Sturm verzieht sich bis dahin von selbst.“

„Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als zu warten“, erwiderte Jim. „Haltet uns auf dem Laufenden. Wir sehen uns derweil noch ein wenig um.“

„Aye, Captain.“

Kirk klappte den Kommunikator wieder zu und steckte ihn weg, bevor er zu seinem CMO schaute, der den Blick wenig erfreut erwiderte.

„Also“, fing Kirk vorsichtig an „Wo möchtest du die Sightseeing Tour beginnen?“

Leonard seufzte schwer und massierte sich den Nasenrücken. „Da wir wohl nicht darum herum kommen ... lass uns mit dem Wald hier anfangen.“

„Das ist die richtige Einstellung, Bones!“

Sie gingen denselben Weg, den sie bereits vorhin eingeschlagen hatten, um sich nicht zu verlaufen.
Der Wald war teilweise mehr ein Dschungel und obwohl sie versuchten die Flora so wenig wie möglich zu beeinflussen, so sah man doch deutlich, wo sie sich ihren Weg durch das Unterholz geschlagen hatten. Jim bereute es ein wenig, kein PADD mitgenommen zu haben, um einige der besonders ungewöhnlich Pflanzen zu fotografieren und vielleicht eine Probe für Spock mitzunehmen. Der Vulkanier erweitere ja gerne sein Wissen und hätte in diesem Fall bestimmt auch das Interesse von Sulu zu diesen Pflanzen gehabt.

„Fass das ja nicht an“, wurde er von Bones ermahnt, als er sich einer riesigen, gelben Blüte näherte.

Jim verdrehte die Augen. „Danke. Ich weiß sehr wohl, wie man sich gegenüber unbekannten Objekten verhält.“

„Ach, so wie das eine Mal auf ,..“ Der Arzt unterbrach sich selbst und horchte auf, als er in einem Gebüsch ganz in der Nähe plötzlich Bewegung und Geräusche wahrnahm. „Verdammt, ich dachte der Planet sei unbewohnt“, fluchte er und rückte zu Kirk, der bereits seinen Phaser gezogen hatte und auf das Grün richtete.


***


Gut gelaunt pfeifend schlenderte Chief Miles O'Brien ins „Quarks“ und hielt zielstrebig direkt auf die Bar zu. Dort saß bereits sein Freund und Kollege Doktor Julian Bashir und grinste ihm erwartungsfroh entgegen.

„Bereit?“

„Aber immer!“, erwiderte der Chief und ließ sich neben Bashir auf einen Barhocker fallen. „Wir haben aber noch Zeit für ein Bier, oder?“

Wie auf ein Stichwort erschien Quark; Ferengi, Inhaber und Namensgeber des Etablissements. „Chief, Doktor! Schön, Sie zu sehen. Noch einen Drink, bis Ihre Holosuite frei wird?“ Er wartete das bestätigende Nicken kaum ab, stellte den beiden Offizieren bereits ein Glas Bier vor die Nase und musterte deren Aufmachung. „Heute kein Alamo?“

„Nein.“ O'Brien schüttelte den Kopf, stieß mit Bashir an und trank einen Schluck.

„Miles hat gerade seine Liebe zu alten terranischen Filmen des 20. Jahrhunderts entdeckt“, klärte Bashir auf. „Sein aktueller Favorit ist die Geschichte über einen Archäologen, Indiana Jones, der sich in wilde Dschungelabenteuer begibt, Rätsel löst und Gefahren bezwingt, um am Ende den Schatz in den Händen halten zu können.“

„Da hast du aber ziemlich gekürzt, Jules“, foppte O'Brien gespielt empört. „Da steckt so vieles mehr dahinter! Es geht um historische Abenteuer und Rätsel. Um Mut und Einfallsreichtum und ...“

„Ja, ja“, winkte Bashir lachend ab, trank sein Bier aus und erhob sich. „Los, das Abenteuer ruft! Bis später, Quark!“

Quark indes schüttelte nur den Kopf, warf den beiden Gestalten in ihren khakifarbenen Hemden und Hosen, den unmöglichen Schlapphüten und den Rucksäcken, an denen tatsächlich historisch anmutende Peitschen hingen, einen halb amüsierten, halb genervten Blick hinterher. Aber, dachte er grinsend die 47. Erwerbsregel, Spaß habende Kunden sind zufriedene Kunden sind wiederkehrende Kunden.


***


„Miles, mit keinem Wort hast du die vielen Stechmücken und die unerträgliche Schwüle erwähnt!“ Der Arzt wischte sich, keine zwanzig Minuten nachdem sie die Holosuite betreten hatten, den Schweiß von der Stirn und schlug halbherzig nach einigen besonders aufdringlichen Insekten. Dennoch, er konnte nicht umhin, die Landschaft um sich herum zu bewundern.

Grüntöne in allen Schattierungen zeigten sich von dem dunklen Farn am Boden über halbhohe hellere Büsche bis hin zu den mächtigen Bäumen, die sich in der Höhe dicht an dicht schmiegten und die Sonnenstrahlen nur vereinzelt durchließen. Und überall raschelte, summte und knisterte es, sei es von kleineren oder größeren Tieren, einem schwülen Windhauch oder auch den Wassertropfen, die von oben langsam und träge herab fielen.

O'Brien brummte nur unbestimmt und drehte die Karte in seiner Hand. „Schau mal, irgendwo hinter einem Felsen, der aussieht wie ein Kegel, müsste ein Wasserfall sein … da könnte der Eingang zur Höhle sein.“

Bashir schmulte auf den Fetzen Papier mit den bunten Strichen und Kreuzen und einigen krakeligen Zeichnungen, den O'Brien überzeugt und liebevoll „Karte“ nannte. „Ooookay, ich folge dir einfach ...“

Plötzlich erbebte der Boden so stark, dass O'Brien sich haltsuchend an Bashir klammerte, der sich an dem nächstbesten Baumstamm abstützte. Dann wurde es abrupt dunkler um sie herum und für einen kurzen Moment sahen sie nur die leere Holosuite, bevor das Programm wieder startete.

„Was war das denn jetzt?“, wollte der junge Arzt wissen.

„Keine Ahnung. Vermutlich ein kurzer Energieausfall“, vermutete der Chief. „Ich werde nachher mal nach den Energiespulen sehen. Scheint ja wieder zu funktionieren. Also, weiter!“

Von Bashir gefolgt, machte O'Brien sich auf den Weg durch das Dickicht. Mit der Zeit wurde es immer schwieriger, durch das tiefe Gestrüpp zu gelangen und die Luft wurde noch schwüler und dicker. In der Ferne grollte ein tiefer Donner, sämtliche Laute von Tieren verstummten nach und nach.

„Miles“, wisperte Bashir plötzlich und hielt seinen Freund an der Schulter fest. „Da hinten im Gebüsch hab ich Stimmen gehört.“

„Unsinn“, entgegnete O'Brien. „Das Szenario sieht keine Begegnungen mit Personen vor, also kann ...“ Er verstummte, hatte er doch plötzlich auch zwei Stimmen vernommen. Beunruhigt tauschte er einen Blick mit seinem jüngeren Kollegen und signalisierte ihm, lautlos hinter ihm herzukommen.

Behutsam näherten sie sich dem Gebüsch, hinter dem sie die Stimmen vermuteten und vorsichtig, ohne ein allzu lautes Geräusch dabei zu machen, teilte O'Brien das Geäst auf Augenhöhe, um einen Blick … - KNACK! Erschrocken drehte er sich zu Bashir um, der schuldbewusst zusammenzuckte.

„Jules!“, raunte der Chief mahnend. „Still!“

„Entschuldige“, flüsterte der Arzt zurück. „Bin auf einen Ast getreten.“


***
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