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Der Nebel

von Janora, Wolf

Prolog

Zufrieden seufzte McCoy, als er einen Blick auf das Chronometer der Krankenstation warf. Es ging auf die Mittagspause zu. Er sah hinüber zu Christine Chapel und wollte sie darauf hinweisen, als ein heftiger Ruck durchs Schiff ging, der in ein ungleichmäßiges Rütteln überging. Schnell suchte er irgendwo Halt. Die Anzeigen in der Krankenstation flimmerten und Funken stoben aus dem Medikamenten-Synthetisierer, den Mr. Scott erst vor ein paar Tagen repariert hatte. Das Schauspiel hielt für etwa eine Minute an, die sich aber viel länger anfühlte. Erst dann konnte McCoy sich wieder vollständig aufrichten und das Biobett loslassen. Mit einem genervten Gesichtsausdruck zog er sich sein Hemd straff.
“So viel zu Sulus viel gepriesenen Flugkünsten”, murmelte er zu sich selbst und ließ kurz den Blick durch die Station schweifen, ob irgendetwas von Wert runter- oder umgefallen war.
Glücklicherweise nicht.

“Ruhiger Tag heute, was?”, fragte Christine ihn von ihrer Seite aus, als hätte es den Vorfall gerade eben gar nicht gegeben. So war das eben in den Untiefen des Weltalls, in dem schon etwas mehr passieren musste, um eine Krankenschwester aus der Fassung zu bringen.

“Bis gerade eben schon.” McCoy konnte sich durchaus vorstellen, dass irgendein ungeschickter Depp - namentlich höchstwahrscheinlich ein Rothemd - bei der Erschütterung aus einer Jeffriesröhre gefallen war und sich irgendetwas gezerrt oder geprellt hatte. Eigentlich wartete er nur darauf, dass sich die breite Tür öffnete und irgendwer ein Pflaster brauchte.

Doch niemand kam. Ebenso wenig gab es irgendwelche Rufe an die Krankenstation. McCoy war zwar froh darüber, fand es aber auch ungewöhnlich.
An einem anderen Tag wäre es ihm vielleicht aufgefallen, aber Tatsache war, dass er heute das Frühstück hatte ausfallen lassen und jetzt wirklich hungrig war.
“Ich hole das Essen”, bot er daher an.
Es war heute nicht viel los, weswegen er Christine und die andere junge Ärztin, die noch vollkommen grün hinter den Ohren war, getrost für ein paar Minuten alleine lassen konnte. Und wenn es einen Notfall gäbe, konnten sie ihn über Interkom erreichen.
Er ging zur Tür, die sich mit ihrem üblichen Ton öffnete, und blieb erst mal verwundert stehen.
“Was zum…?”
“Brennt es?”, fragte jetzt auch Christine verwirrt, als sie die hellen Schwaden sah, die sich hinter der Tür gestaut hatten und jetzt langsam hereingewandert kamen.
“Wenn man es atmen kann, dann nicht”, hörte man den Kommentar aus dem Laborraum nebenan und einen Moment später stand die junge Ärztin Joan Weiss in dem Durchgang, um zu sehen, was los war.

Der Nebel war hell, fast schon weiß und definitiv geruchlos.
“Also bis jetzt merk ich nichts”, antwortete McCoy mit einem scharfen Unterton. Trotzdem schloss er die Tür so schnell wie möglich wieder.
“Vielleicht stimmt etwas mit der Belüftung nicht”, vermutete Chapel.
Bevor sie weitere Mutmaßungen anstellten, die sie sowieso nicht weiterbrachten, trat der Arzt an die Interkom und drückte den Knopf.
“McCoy an Brücke.”
Nichts passierte.
Leonard drückte den Knopf erneut, aber nicht mal das gewohnte, leise Rauschen war zu hören. Das war gar nicht gut. Während die beiden Damen einen beunruhigten Blick austauschten, zückte Leonard seinen Kommunikator.
“Jim, kannst du mich hören?” Keine Antwort, also probierte er es auf einer anderen Frequenz. “Mr. Scott, was verdammt nochmal ist da los?!”
Leider war auch diese Leitung tot und nach einigen Sekunden erfolglosen Anstarrens, steckte er das Gerät wieder weg.
“Nichts zu machen”, unterrichtete er Chapel und Weiss. “Scheint eine größere Geschichte zu sein.”
“Vielleicht hat es etwas mit dem Geruckel zu tun.” Christine schürzte die Lippen. “Möglicherweise ein größerer Maschinenschaden. Der Strom läuft jedenfalls noch.”
Wenn sie auf Notenergie umgeschaltet hätten, hätten sie es mitbekommen.
“Weiss, holen Sie mir einen Tricorder”, sagte McCoy. Er meinte damit natürlich einen wissenschaftlichen Tricorder, denn da der Nebel nicht lebte war mit einem medizinischen nichts anzufangen.
Weiss zögerte nicht und verschwand wieder ins Labor und kam mit dem gewünschten Instrument zurück. Sie reichte es McCoy.
“Ich werde jetzt da rausgehen, vielleicht gibt es Verletzte auf dem Deck. Sie bleiben hier, falls jemand hierherkommt.” McCoy scannte den Flur hinter der Tür und las das Display mit einer hochgezogenen Augenbraue. Keine der Anzeigen wies darauf hin, dass der Nebel ihm Schaden würde.
“Ich komme mit”, widersprach Christine. McCoy überlegte noch an einem Gegenargument, da fuhr sie fort. “Es wäre äußerst unklug, wenn Sie alleine da raus gehen.”

McCoy war nicht übermäßig euphorisch, stimmte dann aber doch zu. Er wusste nicht, was da draußen los war und es war gut möglich, dass er ihre Hilfe gebrauchen konnte. Weiss alleine mit der Station zu betrauen, war allerdings auch nicht perfekt, denn es gab Dinge, für die man mindestens zwei Leute brauchte, aber immer noch die beste Option unter den gegebenen Umständen. Einerseits wollte er sie nicht mit in den unbekannten Nebelschleier nehmen, andererseits war ihm auch nicht wohl dabei, wenn sie alleine auf der Station zurückblieb.

“Meinetwegen. Kommen Sie hier zurecht?”, fragte er aber sicherheitshalber an die jüngere Ärztin gewandt, welche nickte. Gerne hätte er ihr gesagt, sie sollte ihn kontaktieren, falls es einen Notfall gäbe, aber leider war ja keine Kommunikation möglich.
“Wir kommen in regelmäßigen Abständen zurück. Stellen Sie sich darauf ein, dass wir womöglich Verletzte mitbringen.”
“Ja, Doktor.”

McCoy und Chapel hängten sich jeweils eine der medizinischen Notfallausrüstungen um, die eigentlich für Außenmissionen gedacht waren, und der Arzt nahm zusätzlich einen Tricorder mit, diesmal einen medizinischen.
“Bereit?”, fragte er die Schwester dann und gab ihr eine letzte Möglichkeit, um doch noch hierzubleiben. Aber die Krankenschwester war in solchen Dingen ein genauso großer Dickkopf wie er selbst, erwartungsgemäß nickte sie daher nur.
Also gingen sie zu zweit zur Tür, die sie manuell öffneten und auch wieder hinter sich schlossen, damit nichts von dem Nebel in die Krankenstation kam.

Der Gang war komplett und beinahe bis zur Decke in den Dunst gehüllt. Er war an den meisten Stellen nicht besonders dicht, so dass man ohne Probleme atmen und einige Meter weit sehen konnte.
Christine streckte die Hand aus, nahm aber nur eine kühle Feuchtigkeit war.
“Fast wie Nebel.”
“Wie soll denn Nebel auf’s Schiff kommen?”, fragte McCoy, verdrehte jedoch nicht die Augen, wie er es vielleicht getan hätte, wenn jemand anderes diese Aussage von sich gegeben hätte. Stattdessen wandte er sich nach rechts, in Richtung des nächsten Turbolifts.
Sie gingen eine Weile in Schweigen gehüllt, trafen jedoch auf nichts Ungewöhnliches.
“Wir sehen erst auf diesem Deck nach und gehen dann eines weiter hinauf”, entschied der Arzt.
“Nicht hinunter, Richtung Maschinenraum?”
McCoy schüttelte den Kopf. “Das sind zu weit weg. Ich will erst zum Captain. Vielleicht hat er eine Ahnung, was hier vor sich geht…. Was ist los?” Er blieb stehen und blickte zu Christine, die zuerst angehalten und sich umgedreht hatte.
“Nichts”, erwiderte sie nach kurzem Zögern. “Ich dachte nur, ich hätte etwas gesehen.”
Der Arzt runzelte die Stirn und ging ein paar Schritte in die Richtung, in die sie gewandt war und für einen kurzen Moment dachte auch er, eine Bewegung im Dunst wahrgenommen zu haben. Vermutlich spielte ihm seine Wahrnehmung nur einen Streich, doch auch der Nebel selbst schien durch einen Bewegung in Schwung gekommen zu sein. Wahrscheinlich hatte er ihn durch seinen verursachten Luftstrom durcheinander gewabert.

Der erste Gedanke, der ihm in den Sinn kam, war, dass sie hier irgendein Halluzinogen einatmeten, aber das hätte ihm doch der Tricorder verraten, oder? Außerdem wäre dies höchst unwahrscheinlich.
Er schüttelte den Gedanken ab und drehte sich wieder in Richtung des Lifts, da nahm er selbst einen Schatten war, menschengroß und ein paar Meter entfernt. Diesmal war er sich sicher.
“Brauchen Sie Hilfe?”, fragte er, in normaler Lautstärke und zu der Gestalt gewandt.
Doch die Person schien genauso erschrocken zu sein, zuckte zusammen und verschwand mit hastigen Schritten aus dem Sichtfeld.
Merkwürdig. Mit einer kurzen Geste bedeutete er Christine, ihm zu folgen und sie gingen der Gestalt nach. Als sie jedoch um die nächste Ecke bogen, war nicht mehr zu sagen, wohin sich der- oder diejenige gewandt hatte.
Leonard warf der Schwester einen fragenden Blick zu.
“Ich hab’s auch gesehen”, bestätigte sie, als ahne sie seinen Gedanken und dämpfte ihre Stimme dabei.

Beide wussten, dass es für die Flucht nur eine logische Erklärung gab und die gefiel keinem von ihnen.
“Wenn jemand eingedrungen ist und das hier verursacht hat…” Die Schwester verlieh ihren Gedanken als erstes Ausdruck, doch Leonard schüttelte den Kopf.
“Dann haben wir eine kompetente Crew, die sich darum kümmert”, setzte er ihren Satz fort. Immerhin waren sie beide eigentlich rausgegangen, um nach Leuten zu suchen, die Hilfe benötigten.
“Weiter.” Er nickte nach vorne und sie setzten ihren Weg fort.

Wer auch immer dort vor ihnen geflohen war, er hatte sich wohl irgendwo versteckt oder einen anderen Weg genommen. Zumindest liefen sie ihm nicht mehr über den Weg. Allerdings schien der Dunst auch etwas dichter zu werden, je weiter sie sich in ihm fortbewegten, daher war es auch möglich, dass sie den Unbekannten einfach übersahen.
Nach einer Weile scannte McCoy noch einmal die Umgebung, doch es war noch immer nichts Ungewöhnliches festzustellen. Was auch immer den Nebel erzeugt hatte, oder woraus er sich bildete, er schien keine Substanz zu haben, war aber immerhin auch nicht schädlich. Eben einfach wie Nebel.
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