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Nach all den Jahren

von Emony

Kapitel 10

Kapitel 10

Dunkelheit.

Schmerz.

Ein stechender Schmerz. Er sollte aufhören. Es fühlte sich an, als würde sein Schädel gesprengt werden.

Eine Flut von Bildern explodierte hinter seiner Stirn. Verstärkte den stechenden Schmerz um ein Vielfaches. Verursachte zu allem Überfluss Übelkeit.

Fetzen von Bildern zuckten so rasch an seinem inneren Auge vorbei, dass er Schwierigkeiten hatte sie zu erkennen. Lichtblitze, vermengt mit Rauch. Körper. Grünes Blut. Das besorgte Gesicht einer schwarzen Frau in einem roten Kleid.

Uhura!

Er zwang sich die Augen zu öffnen und wünschte sich im selben Moment es nicht getan zu haben.

Grelles Licht überlastete seine Netzhaut, stach wie mit tausend kleinen Nadeln durch die Linse.

Er schirmte die empfindlichen Augen vor der Helligkeit ab, die von den Lampen an der Decke kam und blinzelte einige Male. Langsam lösten sich die tanzenden Punkte vor seinen Augen auf.

Ächzend und nur unter größter Mühe gelang es McCoy sich langsam aufzusetzen. Der stechende Schmerz in seinem Schädel pochte heftig und er spürte, wie sein Magen sich gegen jede noch so kleine Bewegung wehrte. Und noch ehe er sich wieder hinlegen konnte, drehte er den Kopf ruckartig zur Seite und übergab sich mehrmals.

„Verdammte Grünblüter!“, fluchte er und wischte sich den Mund. Die Übelkeit ließ nach, nicht jedoch das Pochen hinter seiner Stirn. Längst war ihm klar, dass er durch den Schlag auf den Schädel von dem Romulaner eine Gehirnerschütterung hatte. „Diese elenden, hinterhältigen…“

„Aaahhhhhhhhhhh!“

McCoy hielt mit seiner Schimpftirade abrupt inne als ein gellender Schrei durch die Tür zu ihm drang. Entweder war die Schallisolierung der Romulaner mist, oder jemand litt noch wesentlich mehr als er selbst, überlegte McCoy. In anbetracht der Situation war letzteres wahrscheinlicher und ihm schwante Schlimmes, als ein erneuter Schrei bis zu ihm durch drang.

„Uhura!“

Seinen eigenen Schmerz ignorierend begann er wie besessen an die Tür zu hämmern.

„UHURA!“

Er schrie immer wieder ihren Namen, verfluchte die Romulaner und hämmerte so lange gegen die Tür, bis seine Fäuste taub wurden.

„LASST SIE ZUFRIEDEN!“

Niemand reagierte auf ihn. Es war als hätte man ihn in seinem Gefängnis vergessen.

„UHURA!“

Wie zur Antwort, schrie sie erneut. Nicht seinen Namen, nein. Es war einfach ein weiterer Schmerzensschrei, der sich für immer in McCoys Gehörgang einbrennen würde.

Was für Unheuer waren diese Romulaner eigentlich, dass sie sich an einer schwachen Frau wie Uhura vergriffen?!

Verlassenen Mutes und jedweder Hoffnung beraubt irgendetwas bewirken zu können, sank McCoy mit dem Rücken an der Tür hinab. Wenn Uhura etwas geschehen würde, was sollte dann aus Spock werden? Auch wenn er nicht immer allzu gut mit dem Halbvulkanier auskam, so hatte er ihn doch zu schätzen gelernt und er wusste, wie schwer es Spock fiel mit dem Tod seiner Mutter zurechtzukommen. Nicht auszudenken, wie er auf einen möglichen Verlust Uhuras reagieren würde.

Was würde Jim in so einer Situation tun? Ihm würde es vermutlich irgendwie gelingen auszubrechen und Uhura zu retten.

McCoy sah sich in dem Raum um. Suchte nach irgendetwas, das es ihm ermöglichen würde das Panel neben der Tür zu öffnen. Wenn es ihm gelänge, die Tür kurzzuschließen, dann… Ja, was dann? Sollte er unbewaffnet gegen eine ganze Crew von Romulanern kämpfen?

Jim würde es tun, daran hatte McCoy keinen Zweifel.

Auf allen Vieren kroch er zu Sorkals Leichnam hinüber. Ihre Mannschaftskameraden hatten sich nicht mal die Mühe gemacht sie hier herauszuholen. Offenbar hatten sie auch nicht vor sie anständig zu bestatten. McCoy schüttelte innerlich traurig den Kopf.

Sorkal trug dieselbe Uniform wie ihre Kollegen. Dazu gehörte auch ein Gürtel mit einer Metallschnalle. Möglicherweise konnte ihm die Gürtelschnalle irgendwie von Nutzen sein. „Vergeben Sie mir“, sagte er zu der Toten und öffnete ihren Gürtel, um ihn behutsam abzuziehen. Er kam sich wie ein Leichenfledderer vor.

Gerade als er sich daran machen wollte, das Panel an der Wand neben der Tür zu öffnen, hörte er Stimmen von draußen.

Rasch legte er sich, wo er stand, auf den Boden, den Gürtel unter sich, damit ihn niemand finden würde und gab sich bewusstlos.

„Du wirst es dir noch anders überlegen“, hörte McCoy eine gefühllose Männerstimme sagen, wagte aber nicht mal die Augen auch nur einen Spalt breit zu öffnen.

Seine ganze Konzentration lag in seiner Atmung, die er versuchte flach zu halten. Das Pochen seines Schädels trieb ihm Tränen in die Augen. Er versuchte sie zu unterdrücken.

Dann hörte er, wie jemand neben ihm strauchelte und zu Boden fiel. Leises Stöhnen, ähnlich einem Wimmern, erklang nahe bei ihm. Und dann erkannte er Uhura schließlich an ihrem Parfüm. Instinktiv wollte er sich aufrichten, sie untersuchen, ihr helfen. Aber das durfte er sich nicht erlauben.

Nur ein paar Sekunden. Nur ein paar Sekunden länger, sagte er sich die ganze Zeit. Dann hörte er wie jemand gegen einen Körper trat und etwas sagte, das wie ein Fluch klang. Aber es war romulanisch und so verstand er die Bedeutung nicht. Und da er kein Stöhnen oder ein vergleichbares Geräusch hörte, nahm er an, dass Sorkal den Tritt erhalten hatte und fühlte Erleichterung in sich aufwallen, für die er sich im selben Moment schämte. Es war in höchstem Maße verwerflich eine Leiche mit Füßen zu treten, aber er war froh, dass sich der Zorn des Romulaners nicht gegen Uhura richtete.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ging die Tür wieder zu.

„McCoy.“ Ihre Stimme war schwach und rau.

Er öffnete die Augen und blinzelte abermals gegen das grelle Deckenlicht an. „Uhura.“

Sie sah ihn aus besorgten dunkelbraunen Augen an. „Sind Sie in Ordnung?“

„Ich?“ Der Arzt setzte sich auf und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Was haben die Ihnen angetan? Ich habe Sie schreien gehört. Ich…“ McCoy hielt beschämt inne. Er hätte ihr so gerne geholfen.

„Sie wollten, dass ich die Nachricht übersetze, die sie von den Klingonen abgefangen haben. Ihr Linguist ist bei dem Gefecht ums Leben gekommen“, fügte sie erklärend hinzu. „Sie bestehen nur noch aus einer Rumpfcrew. Ein paar Offiziere waren wohl auf Sorkals Seite und stellten die Entscheidung ihres Kommandanten infrage. Besonders nachdem sie von Sorkals Tod erfuhren.“ Uhura machte eine bedeutungsschwangere Pause und fuhr dann mit bebender Stimme fort: „Sie wurden exekutiert.“ McCoys Augen weiteten. „So viel Grausamkeit…“ Sie begann zu weinen.

McCoy nahm sie in die Arme und hielt ihren zitternden Körper. „Sind Sie verletzt?“, fragte er dann nach einer Weile.

„Nichts Schlimmes“, sagte sie schluchzend und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, nachdem sie sich aus McCoys Armen gelöst hatte.

McCoy sah sie sich genau an. Sie hatte einige Kratzer und Prellungen im Gesicht. Routiniert hob er ihren rechten Arm und testete sämtliche Gelenke, bis in die Fingerspitzen. Alles soweit in Ordnung. Dann untersuchte er auf dieselbe Weise den linken Arm. Als er ihren Ellenbogen leicht durchdrückte, verzog sie das Gesicht.

„Ich bin gestürzt, als ich mich gewehrt habe mich auf diesen seltsamen Stuhl setzen zu lassen.“

„Was für ein Stuhl?“, fragte McCoy und untersuchte ihre Hand weiter. Sie schrie auf, als er die Gelenke ihres kleinen und des Ringfingers testete. „Können Sie die beiden bewegen?“

Uhura schüttelte den Kopf.

„Sie könnten gebrochen sein.“ Uhura nickte nur. „Was für ein Stuhl?“

„Ich weiß nicht genau. Sie haben mich damit verkabelt und mir irgendwas gespritzt. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.“

„Die haben Ihnen was gespritzt?“ Eine Salve von Flüchen schoss McCoy durch den Sinn, doch er ließ sie nicht über seine Lippen. Diese vollkommen dilettantischen Romulaner gaben einem Menschen irgendetwas, von dem sie nicht wussten, wie er darauf reagieren könnte und das auch noch ohne einen Arzt im Beisein, der das ganze wenigstens beobachtete und das Schlimmste abwenden könnte! Diese vermaledeiten, grünblütigen Bastarde!

„Ich glaube es ist eine Art Wahrheitsserum gewesen.“

„Hat es gewirkt?“

Uhura zuckte die Schultern. „Ich erinnere mich nicht. Ich weiß nur, dass ich alles verschwommen gesehen habe. Und ich weiß noch, dass sie mir einige Ladungen Elektroschocks verpasst haben.“

„Oh Gott, Uhura. Das…“ Er schluckte.

„Ich lebe noch“, sagte sie und schüttelte leicht den Kopf. „Machen Sie sich keine Vorwürfe. Sie hätten es nicht verhindern können.“

„Ich hätte es versuchen müssen. Ich hätte mehr tun müssen.“

„Dann säßen Sie jetzt nicht hier, Doktor.“ Diesmal legte Uhura ihm eine Hand auf die Schulter. Als sie sich bei Starfleet eingeschrieben hatte, war sie nicht davon ausgegangen, dass alles nur Glanz und Gloria und ein einziges spaßiges Abenteuer sein würde. Dass sie einmal gefoltert werden würde, hatte sie sich jedoch auch nicht ausgemalt. Nichtsdestotrotz traf McCoy wahrhaft keine Schuld. Aber er war eben auch nur ein Mann, der ständig glaubte, das ‚schwächere’ Geschlecht beschützen zu müssen. Uhura zwang sich zu einem Lächeln. „Wenn wir erst wieder auf der Enterprise sind, dürfen Sie mich wieder zusammenflicken.“

McCoy schnaubte und verdrehte die Augen. „Sofern wir hier herauskommen.“

„Was ist das?“, fragte Uhura als ihr Blick hinter McCoy fiel, als dieser seine Sitzposition änderte, um seine Untersuchung fortzuführen.

Er blickte hinter sich. „Damit wollte ich versuchen die Tür aufzubrechen, um zu Ihnen zu gelangen.“

Uhura hob eine Augenbraue. McCoy kam flüchtig in den Sinn, dass sie offenbar schon zu lange mit Spock liiert war. Sie ahmte bereits seine Gesichtsregungen nach. „Mit einem Gürtel?“

„Na ja, ich… Ja. Ich wollte es damit versuchen. Etwas Besseres konnte ich nicht finden.“

Uhura nahm den Gürtel und sah sich die Schnalle genau an. „Das könnte sogar klappen.“

„Hätte klappen können“, verbesserte er sie. „Jetzt ist es ja erstmal nicht mehr nötig.“

„Wir könnten an sich versuchen zu fliehen.“

„Und wo sollen wir hin?“

„Egal. Solange uns die Romulaner auf ihrem eigenen Schiff suchen müssen, können sie uns nichts anhaben. Und Captain Kirk und Spock gewinnen etwas mehr Zeit.“

McCoy zog die Stirn kraus. „Kein schlechter Gedanke.“ Seine Mundwinkel zuckten und deuteten ein Lächeln an, das aber im Bruchteil einer Sekunde wieder seinem üblich ernsten Gesichtsausdruck wich. „Aber erst muss ich Ihre Finger schienen.“

Uhura nickte. Sie wusste, dass er sich das nicht ausreden ließ.

Gesagt, getan. Wenige Minuten später stand Uhura mit notdürftig geschienten Fingern und wackeligen Knien – eine Nachwirkung des Wahrheitsserums? – neben McCoy, der das Panel neben der Tür öffnete.

„Scheiße. Wo ist Scotty, wenn man ihn mal braucht?“, grummelte McCoy. Dann machte er sich daran einige Verbindungen umzustecken. Nichts geschah. Aus dem stechenden Schmerz in seinem Schädel war mittlerweile ein dröhnendes Brummen geworden. Nicht unbedingt besser, aber gleichmäßiger und dadurch erträglicher. Nach einer gefühlten Ewigkeit und zahllosen Varianten war er schon kurz davor aufzugeben, als er vor Wut einfach den Metallstift des Gürtels, der für gewöhnlich durch eine Öse selbigen geschoben wurde, in einen Verbindungsschlitz rammte. Die Folge war ein elektrischer Schlag, stark genug, dass McCoy durch den Raum flog und auf der anderen Seite gegen die Wand knallte.

„Doktor!“ Uhura rannte zu ihm. „McCoy?“

Dieser verdrehte die Augen und kämpfte darum nicht bewusstlos zu werden. Nach einigen Sekunden gewann er die Oberhand und schaffte es Uhura anzusehen. Zunächst hatte sie zwei Köpfe, doch dann schoben sie sich übereinander und wurden zu einem. Sie sah zutiefst besorgt aus.

„Sind Sie ok?“

„Ich lebe noch“, krächzte er feixend.

„Das war eine dumme Idee von mir“, sagte sie und half ihm auf die Beine.

Als McCoy über sie hinwegblickte und die offene Tür hinter ihr sah, schüttelte er lächelnd den Kopf. „Keineswegs. Sehen Sie mal.“ Er nickte Richtung Tür.

Sie folgte seinem Blick. „Es hat geklappt.“

„Nichts wie weg, ehe die Romulaner das merken.“ Er nahm sie bei der Hand und rannte hinaus in den Korridor.

Die überheblichen Romulaner hatten nicht einmal Wachen vor der Tür postiert. Offenbar trauten sie es einem Arzt und einer Linguistin nicht zu, auszubrechen. Und in diesem Fall war McCoy sehr froh, dass es so war.


***

In der Kommandozentrale der Vintra wechselte unterdessen die Beleuchtung in ein tiefes Dunkelrot als der Alarm ausgelöst wurde. Sirenengeheul drang aus den Lautsprechern an den Wänden.

Sofort sprang Mebok von seinem Sessel auf. „BERICHT!“, donnerte er.

Der Zenturio an der taktischen Station ließ seine Finger über die Konsole fliegen und sog dann scharf die Luft ein. „Es scheint, dass unsere Gefangenen einen Kurzschluss verursacht haben.“

Mebok drehte sich einem wirbelnden Geschoss gleich zu dem Offizier um. „Finden Sie sie. SOFORT!“

Der Zenturio nickte und verließ nur Sekunden später die Zentrale.

Zähneknirschend und mit geballten Fäusten ließ sich Mebok wieder in seinen Sessel sinken. „Wie lange noch, bis wir die Heimatwelt erreichen?“

„30 Minuten“, erwiderte der Navigator sofort.

Mebok wusste, dass ihnen die Zeit davon lief. Die Enterprise war ihnen dicht auf den Fersen. Und zu allem Überfluss waren ihm jetzt auch noch die Geißeln entwischt. Auf seinem eigenen Schiff! Dafür würden Köpfe rollen und er würde dafür sorgen, dass es nicht sein eigener sein würde.
Suche immer noch jemand, der meine STXI Stories betalesen würde. *liebschau*
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