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Nach all den Jahren

von Emony

Kapitel 9

Kapitel 9

„Ich habe etwas auf den Sensoren“, meldete sich Chekov nach einer scheinbaren Ewigkeit von seiner Station und drehte sich zu Kirk um.

„Die Vintra?“

Chekov nickte. „Ja. Wie es aussieht funktioniert ihre Tarnung noch nicht.“

Kirk bestätigte dies mit einem kleinen Nicken und dankte im Geiste Scotty für dessen Genie. Er vermochte es kaum sich vorzustellen, wie schwer es gewesen sein muss vollkommen fremde Technologie so zu manipulieren. Er verstand ohnehin nicht allzu viel von diesen Dingen. Scotty dafür umso mehr. Er war ein absolut brillanter Ingenieur. Und gerade jetzt, wo sie die Vintra aufgespürt hatten, war es mehr als nützlich, dass die Romulaner sich nicht tarnen und einfach wie sonst üblich in der Schwärze des Alls untertauchen konnten.

„Wie viel Vorsprung haben sie noch?“, erkundigte sich Kirk und wandte sich damit an seinen Steuermann.

Sulu erwiderte, ohne den Captain anzusehen: „Bei gleichbleibender Geschwindigkeit haben wir sie etwas mehr als einer Stunde eingeholt, Captain.“

„Können wir nicht noch etwas schneller fliegen?“

„Davon ist abzuraten, Captain, sofern Sie nicht vorhaben den Warpkern zu überlasten“, mischte sich nun Spock von seiner Station aus ein.

Kirk drehte sich zu ihm um, dann öffnete er einen Kanal zum Transporterraum. „Scotty, können Sie noch ein bisschen mehr aus der Enterprise rausholen?“ Es war nicht so, dass er Spock nicht vertraute oder an seinen Fähigkeiten zweifelte. Aber Spock war Wissenschaftler, kein Ingenieur. Und in dem Fall zog er erneut Scottys Expertise vor.

„Wir fliegen bereits mit Maximumwarp, Captain. Wenn wir versuchen das Schiff weiter zu beschleunigen, könnte der Warpkern überlastet werden und durchbrennen. Wenn das geschieht, muss ich ihn offline nehmen und es wird Stunden dauern, bis ich ihn erneut hochfahren kann. Außerdem ist es riskant noch schneller zu fliegen, da das auch Folgen für die Hüllenintegrität des Schiffes haben könnte“, erklang die vom schottischen Dialekt Scottys getragene Stimme durch die interne Komanlage.

„Wann erreichen die Romulaner ihre Heimatwelt?“, wandte sich Kirk zerknirscht wieder an Sulu. Er hatte gehofft, dass Spock erneut übervorsichtig war und dass Scotty einen Weg fand, noch ein klein wenig mehr Geschwindigkeit aus der Enterprise zu kitzeln.

„In dreieinhalb Stunden“, kam es nach einem Moment von Sulu. „Vorausgesetzt, sie fliegen bereits mit Höchstgeschwindigkeit.“

„Mehr geht nicht“, erklang wieder Scottys Stimme. Der Schotte war nach wie vor zugeschaltet und hatte Kirks Frage mitgehört. „Dafür hab ich gesorgt.“

„Dafür haben Sie was gut bei mir, Scotty“, grinste Kirk. Wieder einmal war er froh Scotty aus dieser Eishölle heraus und auf sein Schiff geholt zu haben. Auch wenn nicht all seine Entscheidungen immer richtig waren; diese war es gewesen.

„Eine Flasche saurianischer Brandy würde mir reichen“, erklang die leise lachende Stimme Scottys.

„Einverstanden“, erwiderte Kirk. „Kirk Ende.“ Diesmal dachte er daran die Verbindung abzuschalten. Er stand von seinem Sessel auf und ging zu Spock hinüber. „Können Sie schon Lebenszeichen ausmachen?“

„Dafür ist die Entfernung noch zu groß“, antwortete Spock und Kirk glaubte Bedauern in seiner Stimme zu hören.

So lange sie die Lebenssignale ihrer Offiziere nicht scannen konnten, war es ungewiss, wie es um sie stand. Kirk legte Spock eine Hand auf die Schulter. „Bones wird sicher auf Uhura aufpassen.“

Die beiden Männer sahen sich einen Moment lang fest in die Augen. Kirk war sich nicht wirklich sicher, dass es McCoy überhaupt möglich war auf Uhura aufzupassen. Romulaner waren unberechenbar und Bones nun mal ein Mediziner und kein Sicherheitsoffizier. Er liebte Bones, aber er wusste auch, dass der mürrische Südstaatler keine wirkliche Kämpfernatur war. Nicht so wie er selbst oder Spock oder selbst Chekov, der noch fast ein Kind war.

Dabei wollte Kirk selbst so gerne glauben, dass McCoy stark war und sowohl auf sich selbst als auch auf Uhura zu achten. Würde ihr etwas zustoßen, würde Spock ihm die Entscheidung, die sie ursprünglich auf die Vintra geführt hatte, sicher niemals vergeben. Und wenn Bones etwas zustieß, so wusste Kirk mit absoluter Sicherheit, würde er es sich selbst niemals verzeihen.

Dennoch versuchte er Zuversicht auszustrahlen. Denn das wurde von einem Captain erwartet. Ganz gleich wie schlecht die Chancen auch standen, er musste der Leuchtturm auf der Klippe sein, der seiner Crew stets den rechten Weg zeigte und sie vor allen Widrigkeiten beschützte. Doch war dies überhaupt möglich? Stellte er zu hohe Ansprüche an sich selbst?

Er hatte niemals Verantwortung tragen wollen. Er hatte es niemals gelernt. Hatte niemals einen Vater gehabt, der ihm beibrachte wie man ein großer Mann war, ein Führer, jemand dem andere vertrauen konnten. Allerdings besaß er mehr als genug Kampfgeist und er war fest entschlossen zu lernen ein Captain zu werden, dem seine Crew vertrauen konnte.

Nach einer scheinbaren Ewigkeit nickte Spock schließlich und versuchte die Zuversicht zu erwidern. Sie beide spielten sich etwas vor. Und Kirk konnte Spock ansehen, dass dieser sich der Tatsache mindestens so bewusst war, wie er selbst.

***

McCoy saß mit dem Rücken an der Wand gegenüber der Tür zu ihrem Gefängnis. Uhura lehnte erschöpft mit dem Kopf an seiner Schulter. Die Stunden vergingen so schleichend, dass sie beiden wie eine kleine Ewigkeit vorkam. Sie schwitzten und hatten Durst und absolut niemand kam, um nach ihnen zu sehen.

„Uhura, sind Sie eingeschlafen?“, fragte er flüsternd gegen ihr dunkles Haar. Ein sanfter blumiger Duft ging davon aus. Es war so ungewohnt für ihn, einer Frau dermaßen nahe zu sein. Und es überraschte ihn, dass er den Moment auf eine Weise genoss wie schon lange nicht mehr.

„Nein, ich döse nur“, erwiderte sie leise.

McCoy lächelte. In den Stunden ihrer Gefangenschaft und eigentlich auch schon davor, aber besonders durch die letzten Stunden, war McCoy sich einer Sache bewusst geworden. Uhura war eine ganz besondere Frau. Wenn es eine Frau gab, zu der er Vertrauen hatte, dann zu ihr. Etwas, von dem er geglaubt hatte, dass es für immer zerstört worden war. Jocelyn hatte ihm seinen Glauben an das sanfte, warme andere Geschlecht vollkommen zunichte gemacht. Natürlich änderte seine Freundschaft zu Uhura nicht, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte, aber er lernte durch sie Schrittweise sich wieder zu öffnen. Und es hatte ihm sehr gut getan sich auch mal wieder an vergangene Zeiten zu erinnern, die von Jocelyns Schatten vollkommen verdunkelt worden und beinahe vergessen worden waren. Es gab Frauen, die er mochte, die voller Verständnis waren und gütig. Emony war so eine Frau gewesen, Uhura war es definitiv und auch zu Christine Chapel begann er ein zunehmend gutes Verhältnis aufzubauen, auch wenn sie ihm ein wenig zu mütterlich wirkte.

Zögerlich gestattete er es sich, seinen Kopf an Uhuras zu lehnen. Dösen schien ihm ein verlockender Gedanke. Vielmehr konnten sie im Augenblick ohnehin nicht tun.

Während McCoy in Gedanken war und sich erlaubte die Augen zu schließen, fragte sich Uhura was Spock wohl gerade tat und ob er und Captain Kirk ihnen wie gehofft folgten. Wie sie die beiden Männer kannte, würden sie nichts unversucht lassen, sie und McCoy zu retten. Aber war es klug die gesamte Mannschaft der Enterprise in Gefahr zu bringen, um zwei Menschen zu retten?

Während ihrer Ausbildungszeit hatte sie viel über Situationen wie diese gelernt. Darüber, dass es wichtig war die Kräfte zu schonen, um möglichst lange durchzuhalten. Natürlich ging Starfleet davon aus, dass alle Völker ihre Gefangenen gleich gut behandelten. Dass dies nur Wunschdenken war, wurde Uhura mit jeder vergehenden Minute klarer. Ihr Hals fühlte sich furchtbar trocken an.

Erneut musste sie an Spock denken, der in dieser Situation vermutlich kaum leiden würde. Als Vulkanier war es ihm möglich tagelang ohne Flüssigkeit auszukommen. Nun ja, nicht so viele wie es bei einem Vollblut der Fall wäre, aber dennoch. Sie hatte schon nach wenigen Stunden in der erhöhten Temperatur das Gefühl verdursten zu müssen.

Es schien ihr so unwirklich, dass Vulkanier und Romulaner den gleichen Ursprung hatten. Beide Spezies unterschieden sich in sämtlichen Wesenszügen so immens voneinander, dass sie es einfach nicht glauben wollte. Andererseits war die rein optische Ähnlichkeit bemerkenswert.

Bei dem Gedanken schweifte Uhuras Blick zu Sorkal. Sie hatte sich seit Stunden nicht geregt. Sie… Uhuras Atem stockte. Sie richtete sich auf und sah die Romulanerin gründlich an. „McCoy“, sagte sie und sah den Arzt alarmiert an.

Der kam sofort auf die Knie und krabbelte hinüber zu Sorkal. „Sie hat aufgehört zu atmen“, bestätigte er, was Uhura eben bemerkt hatte.

„Aber…“

„Stabilisieren Sie sie“, bat McCoy, der den Kopf der auf dem Rücken liegenden Romulanerin leicht nach hinten winkelte, um die Atemwege freizumachen.

Uhura hielt den Kopf der Bewusstlosen sanft zwischen ihren Händen. Dann begann McCoy nach dem Herz der Frau zu tasten. Mit Uhuras Hilfe versuchte er Sorkal wiederzubeleben. Während er die Herzmassage durchführte, beatmete Uhura die Bewusstlose, doch es schien vergeblich.

Uhura beendete eine weitere Beatmung, als die Tür aufging und zwei romulanische Offiziere den Raum betraten.

„Schnell, ihr Herz hat vor einigen Minuten aufgehört zu schlagen“, sagte McCoy zu den Männern, in der Annahme, dass diese via Bioscan erfahren hatten, dass Sorkals Lebensfunktionen ausgesetzt hatten.

Die Zenturio sahen sich an, dann zuckte einer von ihnen die Schultern und riss Uhura auf die Beine und fort von Sorkal, anstatt seiner Mannschaftskameradin zu helfen. „Sie kommen mit“, sagte der Offizier und hielt Uhura so fest am Arm, dass sie Schmerzen bekam.

„Lassen Sie sie los, Mann. Sehen Sie nicht, dass Sie Sorkal sofort helfen müssen. Bringen Sie mir ein Medkit, dann kann ich sie wiederbeleben.“

„Sie hatten Ihre Chance ihr zu helfen.“

McCoy sah den Mann fassungslos an, der Uhura Richtung Tür zerrte. Der andere Romulaner baute sich vor McCoy auf, als dieser Anstalten machte Uhura zu folgen. „Wo wollen Sie mit ihr hin?“, blaffte er den Zenturio vor sich an, unbeeindruckt von dessen offensichtlicher Überlegenheit.

Erst nach einem weiteren Augenblick wurde sich McCoy der Tatsache bewusst, dass der Zenturio einen Disruptor auf seine Brust gerichtet hielt. Und etwas sagte ihm, dass die Waffe nicht auf betäuben eingestellt war.

„Sie soll verhört werden“, bekam er die gefürchtete Antwort.

„Verhört?“, fragte McCoy ungläubig. „Was glauben Sie von ihr erfahren zu können? Sie ist nur ein Kommunikationsoffizier.“ Es war ein schwacher Versuch Uhuras Fähigkeiten in ihrer Bedeutung herabzusetzen, aber viel mehr Möglichkeiten hatte er derzeit nicht. „Sie weiß sicher nichts. Ich bin zudem ranghöher als sie.“

„Aber Sie können keine Codes knacken“, erwiderte der Romulaner schlicht und war drauf und dran McCoy damit einfach so stehen zu lassen.

„Sie werden sie nicht mitnehmen“, beharrte McCoy und schob sich an dem Zenturio vorbei Richtung Uhura. „Lassen Sie sie sofort los!“ Er schaffte es eine Hand von Uhura zu greifen und zog sie zurück zu sich. Vergessen war in dem Augenblick die gerade verstorbene Sorkal, die zwischen den Anwesenden auf dem Boden lag, als wäre sie nicht existent.

„Machen Sie sich keine Sorgen, Doktor“, versuchte Uhura wiederum ihn vor den Romulanern zu schützen. Wenn sie mitgehen würde, wäre die Chance wesentlich höher, dass sie beide unbeschadet aus dieser Sache herauskamen.

McCoy malte die Zähne vor Wut aufeinander, sodass seine Wangenknochen deutlich hervortraten, gleichzeitig blähten sich im Zorn seine Nasenlöcher. „Auf keinen Fall lasse ich zu, dass die Sie mitnehmen.“ Er sah noch, wie Uhura die Augen aufriss und seinen Namen schrie, dann spüre er einen harten Schlag gegen seinen Hinterschädel, ehe ihn absolute Finsternis einhüllte.

„Vielleicht brauchen wir ihn noch“, sagte der Mann, der McCoy mit dem Disruptor niedergeschlagen hatte.

Uhura war hin und hergerissen zwischen Erleichterung und Sorge um McCoy. Natürlich war sie erleichtert, dass die Romulaner ihn nur bewusstlos geschlagen hatten, anstatt ihn zu erschießen. Aber sie war auch besorgt, da sie aus dem Verhalten der Offiziere gegenüber ihrer eben verstorbenen Kollegin schloss, dass die Romulaner abgebrühter waren als sie zunächst angenommen hatte. Sobald sie selbst oder auch McCoy keinen Nutzen mehr bargen, würden die Romulaner sicher nicht zögern sie ebenfalls zu töten.
Lasst mir doch ein paar Zeilen da, wenn euch das neue Chapi gefallen hat. Feedback wirkt wahre Wunder bei meiner Muse. ;)

Wollt ihr Torture oder nicht? Ich bin noch unentschlossen. *evilgrin*
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