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Nach all den Jahren

von Emony

Kapitel 20

Kapitel 20


„Wir sollten uns da nicht einmischen.“ Spock sah Nyota dabei zu, wie sie ihr Haar vor dem Spiegel kämmte und zu einem straffen Zopf band.

Sie fixierte ihren Verlobten im Spiegel. „Menschen tun das. Unentwegt. Es ist normal für uns, verstehst du? Und ich werde nicht hier sitzen und meine Hochzeit planen, wenn unser Captain – der uns trauen soll – irgendwo da unten auf der Erde ist, sich amüsiert und vermutlich nicht mal begriffen hat, was er da gerade kaputt gemacht hat.“

Spock hob seine patentierte Augenbraue. „Weshalb gehst du davon aus, dass er sich der Situation nicht bewusst ist? Kirk ist ein sehr intelligenter Mann.“

„Ein Mann, richtig“, nickte sie und ignorierte den Teil mit der Intelligenz. Sie drehte sich um und nahm Spocks Hände in ihre. „Ich kann nicht heiraten, wenn ich weiß, dass zwei Menschen, die zueinander gehören, nicht als Paar dabei sein werden. Wie kann ich erwarten, dass sie sich mit uns freuen, wenn sie selbst unglücklich sind?“

„Sie haben sich für diese Trennung entschieden. Der Doktor hat sich dafür entschieden. Das hast du doch vorhin selbst gesagt. Er hat es dir erzählt.“

Uhura rollte die Augen. „Mein Liebster, du verstehst das wirklich nicht. Weißt du, manchmal tun Menschen Dinge, weil sie denken, dass es richtig ist. Und dabei ist es der größte Fehler ihres Lebens. Und genau an dieser Stelle kommen Freunde ins Spiel, die einem den Kopf zurechtrücken. Notfalls mit Gewalt.“

„Hat McCoy dich gebeten mit Kirk zu reden?“

„Nein. Das musste er auch nicht. Ich hab zwischen den Zeilen gelesen“, erklärte sie und lächelte. „Ich weiß, dass du das furchtbar findest und dass du dafür kein Verständnis hast. Aber ich muss das einfach tun. Du kennst die beiden noch nicht so lange wie ich. Ich habe sie an der Academy erlebt. Sie gehören zusammen. Sie sind wie zwei Teile eines Ganzen. Und Kirk… macht das kaputt.“

„Ich dachte, der Doktor hätte die Beziehung beendet.“ Spocks Verwirrung wuchs ins Unermessliche.

„Hat er auch“, versuchte Nyota geduldig zu erklären, „aber nur, weil Kirk ein Feigling ist.“

Spocks Augenbraue kletterte so hoch, dass sie fast unter seinem schwarzen Haaransatz verschwand. „Jim mag alles Mögliche sein, aber er ist kein Feigling.“

„Du verteidigst ihn?“ Nyota konnte ihren Unglauben kaum unterdrücken.

Spock reckte ein wenig das Kinn.

„Er mag als Offizier mutig sein, ja“, gab Uhura dann nach, „aber als Mann ist er ein Feigling.“ Sie sah schon, dass sie noch in Jahren mit Spock über diese Art Themen diskutieren würde. „Lass uns das später klären, in Ordnung? Ich werde mir jetzt erstmal unseren Captain vorknöpfen.“

„Das könnte ein Disziplinarverfahren nach sich ziehen. Du kannst nicht einfach einem vorgesetzten Offizier…“ Weiter kam er nicht.

Uhura lachte auf. „Das wird er nicht wagen.“

„Er ist dein Kommandant.“

„Und mein Freund. Und als Freundin werde ich ihm jetzt die Hölle heiß machen“, sagte sie und grinste diabolisch. „Und du kümmerst dich um den Doktor.“

„Ich?“, fragte Spock sichtlich unwohl.

„Ja, du. Geh und heitere ihn irgendwie auf.“

„Wie soll mir das gelingen?“

„Nutze dein brillantes Hirn und lass dir was einfallen. Ich liebe dich. Bis später.“ Hastig küsste sie ihn auf die Lippen und verschwand.

Spock stand wie angewurzelt da und starrte sein Spiegelbild an. Uhuras Leidenschaft und Engagement für ihre Freunde, erstaunte ihn immer wieder.

***

Kirk rutschte vor Schreck beinahe vom Barhocker, als plötzlich wie ein Geist Uhura neben ihm erschien und ihn finster fixierte. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er hatte sie schon oft zornig gesehen, aber niemals so wie jetzt. Er schluckte und griff nach dem Bier, das er in einem Zug leerte.

„Sie tragen keine Uniform“, stellte er fest, nachdem er sie gründlich von oben bis unten gemustert hatte. Sie trug dunkle Kleidung. Leder, wenn er es in dem schwachen Licht der Kneipe korrekt erkannte.

„Gut, dass Ihnen das auffällt.“

Jim schluckte erneut. „Wollen Sie auch einen Drink? Ich lade Sie ein.“

„Von Ihnen hab ich mir noch nie etwa spendieren lassen, James Kirk, und ich fange heute ganz sicher nicht damit an.“

„Auch gut.“

„Auch gut?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Erlaubnis offen zu sprechen?“

„Wir sind nicht im Dienst“, sagte Kirk und sollte seine Worte gleich darauf bereuen.

Uhura holte Luft. „Sie sind ein Idiot.“

Jims Augen wurden groß. Offenbar hatte er ein Bier zu viel gehabt, beschloss er. Er hatte noch nie erlebt, dass Uhura ihm gegenüber ausfallend wurde. „Wie bitte?“, fragte er ungläubig. Er musste sich einfach verhört haben.

„Wie können Sie nur so eiskalt sein?“

„Was? Und das von der Eiskönigin höchstpersönlich.“

Uhura schluckte. Sie hatte sehr wohl mitbekommen, dass man ihr diesen Spitznamen an der Academy verliehen hatte. „Nur weil ich nicht auf Ihre primitiven Avancen eingegangen bin, bin ich noch lange nicht kaltherzig. Sie dagegen schon. Haben Sie eine Ahnung, was McCoy im Moment durchmacht?“

Kirk wollte ansetzen etwas zu erwidern, schloss den Mund jedoch, ehe auch nur ein Wort über seine Lippen kam. Bones. Sie waren keine sieben Stunden getrennt und er fühlte sich bereits so beschissen wie selten zuvor in seinem Leben. Aber er konnte Bones nicht geben, wonach dieser sich sehnte. Bones hatte Recht, er war noch nicht so weit sich fest zu binden. Nicht wenn diese Bindung ein Bündnis fürs Leben sein sollte. Andererseits konnte er sich sein Leben ohne Bones nicht vorstellen. Nein, er wollte es sich nicht vorstellen.

Das mit uns war toll und ich liebe dich nach wie vor, hörte er wieder Bones’ Worte. Und ich kann genauso wenig wie du dasitzen und warten, Jim.

„Er hat sich von mir getrennt. Ich hätte ihm das nie angetan“, versuchte Kirk sich dann zu erklären.

Uhura presste die Lippen aufeinander.

„Wie haben Sie mich überhaupt gefunden?“

Sie beschloss seine unwichtige Frage zu ignorieren. „Nein, was Sie ihm antun ist schmerzhafter als ein Schlussstrich. Sie halten ihn hin. Und dabei wissen Sie genau, dass Sie ihn lieben. Ich begreife nicht, worauf Sie warten.“

„Ich warte auf gar nichts.“

„Also war er für Sie einfach nur ein Zeitvertreib? Jemand, der Ihnen im All einen warmen Körper bot?“

„Sie vergessen sich, Lieutenant.“

„Wir sind nicht im Dienst“, erinnerte sie Kirk und blieb hart. Jim schwieg und hielt ihrem strafenden Blick stand. „Sehen Sie, genau deshalb habe ich mich nie auf Sie eingelassen. Ich habe genau das in Ihnen gesehen. Sie sind so leicht zu durchschauen. Sie wollten schon immer nur ein kurzweiliges Vergnügen. Und ich wollte das genauso wenig wie McCoy. Der Unterschied ist nur, ich war nie so dumm Sie an mich ranzulassen. McCoy hatte weniger Glück.“

„Sind Sie fertig?“, fragte Kirk und stand von seinem Hocker auf. „Ich hab nämlich noch vor mich etwas abzulenken. Sie können ja gerne mitkommen. Aber ich fürchte in der Art Etablissement, wo ich jetzt hingehe, sind Frauen eigentlich nur auf den Laufstegs gern gesehen.“

Uhura schnappte nach Luft und Kirk konnte sehen, dass sie sich ernsthaft zusammenreißen musste, ihm jetzt keine Ohrfeige zu verpassen. Und im Grunde wünschte sich Jim, dass sie sich nicht so unter Kontrolle hätte. Himmel, er wollte sich gern selbst ohrfeigen. Er meinte es doch gar nicht so. Kein einziges Wort.

„Sie elender Feigling“, fauchte Uhura. „Das ist Ihre Lösung? Sich betrinken und danach in einem Stripclub nach Zerstreuung suchen?“

„Soll ich hier sitzen und heulen wie eine Frau?“

„Nicht nur Frauen weinen, wenn ihnen das Herz gebrochen wird. Aber das versteht nur jemand, der selbst ein Herz hat.“ Uhura schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass ich überhaupt in Erwägung gezogen habe, dass Sie die Trauung durchführen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ schnurstracks die Kneipe.

Was für eine Trauung?, fragte sich Kirk und starrte ihr nach. Was für eine Frau.. Er konnte nicht fassen, wie beeindruckt er von ihrem Temperament war. Er sollte sauer sein, aber er konnte es nicht. Und verdammt, was hatte sie da eben gesagt? Nicht nur Frauen weinen, wenn ihnen das Herz gebrochen wird.

***

McCoy runzelte die Stirn. „Sie wollen was?“ Er musste sich verhört haben.

Spock stand kerzengerade vor ihm, im Eingang zu McCoys Quartier, die Hände auf dem Rücken. „Ich möchte Sie bitten mein Trauzeuge zu werden“, wiederholte Spock geduldig.

„Ich… weiß nicht was ich sagen soll. Sind Sie sicher?“ War das nicht die Ehre, die einem besten Freund gebührte?

„Es ist nur logisch, dass Sie diese Position ausfüllen, Doktor.“

„Logisch? Sie entscheiden so etwas auf Grund einer logischen Schlussfolgerung?“

„Ich bin Vulkanier“, erwiderte Spock stoisch.

McCoy konnte es kaum glauben. Und auch wenn er sich eigentlich schrecklich fühlte, so erfreute ihn die Geste und brachte ihn zum lächeln. „Nur zur Hälfte, Spock.“ McCoy liebte es Spock immer wieder darauf hinzuweisen. „Und da Sie sich das offenbar reichlich überlegt haben, gebe ich Ihnen hiermit meine Zusage. Es wird mir eine Ehre sein.“

Ein winziges Leuchten schimmerte in Spocks Blick und sein Mund zuckte. McCoy erkannte darin ein vulkanisches Lächeln.

„Haben Sie spezielle Wünsche für Ihren Junggesellenabschied?“, fragte McCoy dann und bemerkte, wie Spock sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich.

„Junggesellenabschied?“

McCoy grinste breit. Das war genau die Ablenkung, die er jetzt brauchte. Er legte Spock einen Arm um die Schulter und führte ihn in sein Quartier. „Das ist Tradition, Spock“, sagte er dann und begann ihm die diversen Möglichkeiten zu erläutern.
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