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Nach all den Jahren

von Emony

Kapitel 4

Kapitel 4

"...versuchen Sie so viele Informationen über deren Technik zu sammeln wie möglich. Starfleet wünscht sich schon seiner einer kleinen Ewigkeit mehr Details über die Romulaner zu erfahren. Wir haben hier eine außergewöhnliche Chance, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen." Kirk gab Scotty einen leichten Klaps auf den Arm. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sein Chefingenieur sein Bestes geben würde. "Und sehen Sie zu, dass deren Waffen als letztes online kommen."

"Damit uns der Hund nicht beißt, den wir gesund pflegen. Schon klar", erwiderte Scotty und betrat die Transporterplattform.

Die Tür zum Transporterraum glitt auseinander und McCoy stürmte herein, gefolgt von Schwester Chapel und Tanaka. "Auf ein Wort, Jim."

Kirk sah von Uhura, die neben Scotty und einem seiner Ingenieure auf der Plattform stand zu McCoy. Er hob nur die Brauen und nickte, folgte McCoy nach draußen auf den Korridor, wo sie allein sein würden.

Die Tür hinter ihnen schloss sich und sofort legte der Arzt los: "Hast du deinen verdammten Verstand verloren uns auf dieses Wrack rüberzuschicken? Was denkst du dir nur dabei uns so einer Gefahr auszusetzen?"

"Sie sind wehrlos, Bones. Da drüben sind Verletzte. Das Schiff treibt praktisch tot im All. Wir müssen zusehen, dass unser Verhältnis zu den Romulanern positiv gestärkt wird. Besonders jetzt, wo sich zwischen ihnen und dem Klingonischen Reich ein Krieg anbahnt. Ich stehe ehrlich gesagt lieber auf der Seite der Romulaner. Sie sind doch etwas zivilisierter als die Klingonen." Wäre McCoy nur irgendein Offizier, hätte Kirk seine Entscheidung nicht versucht zu rechtfertigen. Aber er schuldete Bones zumindest das. Er wusste, dass es nicht ganz ungefährlich war. Sie wussten noch zu wenig über die Romulaner. Es war nicht abzusehen, wie der Praetor auf das unerlaubte Eindringen der Enterprise ins Romulanische Sternenimperium reagieren würde.

"Verdammt. Jim, ich kenne mich doch kaum mit der romulanischen Physiologie aus. Mein Wissen ist bestenfalls rudimentär. Wenn ich etwas falsch mache, könnte es mir zur Last gelegt werden. Und nach allem was wir wissen, sind die nicht zimperlich mit der Verhängung der Todesstrafe."

"Niemand lernt so schnell dazu wie du, Bones. Sie es als einzigartige Möglichkeit etwas über die Romulaner zu lernen. Eine solche Chance haben wir nicht alle Tage. Starfleet kann jede Information gebrauchen, egal ob es sich auf Technik, Biologie, Kultur oder sonst was bezieht. Wer seinen Feind kennt, kann sich besser gegen ihn verteidigen."

"Können wir die nicht zu uns beamen? Auf meiner Krankenstation hab ich wenigstens mein eigenes Equipment."

"Daran hab ich auch gedacht. Aber...", sagte Kirk und legte seinem Freund die Hände auf die Schultern, "ich möchte, dass du versuchst dir eine Kopie ihrer medizinischen Datenbank zu beschaffen. Und das geht nur, wenn du auf deren Schiff bist."

"Ich bin Arzt, Jim, kein verdammter Spion!"

"Du bist jedoch auch ein ausgebildeter Starfleet Offizier und ich habe dir einen eindeutigen Befehl gegeben. Das hier ist unser Job, Bones. Du gehst rüber, tust was in deiner Macht steht deren Verwundete zu heilen und bringst mir wenn möglich ein paar hilfreiche Informationen mit. Wir sind im Nu hier fertig und auf dem Weg zur Erde. Dann kümmern wir uns um deine Tochter. Das verspreche ich dir."

McCoy kniff die Augen zusammen. "Unsere Missionen waren bisher nie leicht. Das weißt du so gut wie ich. Aber ich sehe zu, dass ich dir etwas von meinem Ausflug mitbringe."

Kirk versuchte zu lächeln, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen. Er fühlte sich nicht wohl dabei, Bones auf den romulanischen Kreuzer zu schicken. Sein Blick löste sich von seinem Freund, suchte den Korridor ab. Als er sicher sein konnte, dass sie wirklich allein waren, küsste er Bones innig und drücke ihn an sich. "Pass auf dich auf."

Bones nickte und grummelte schließlich ein verdrießliches "Ja". Sie sahen sich noch einen Moment an, dann betraten sie gemeinsam den Transporterraum.

"Ich erwarte regelmäßige Berichte", sagte Kirk und wandte sich damit allgemein an die Führungsoffiziere, die hinüberbeamten. Absichtlich versuchte er nicht in McCoys Richtung zu sehen. Es fiel ihm schwerer als erwartet, lediglich als Captain aufzutreten. Daran würde er noch arbeiten müssen. Seine persönlichen Gefühle durften ihm nicht im Wege stehen.

***

Grünes Blut spritzte Subcommander Sorkal ins Gesicht, als sie von ihrem zornig schreienden Commander grob herabgezogen wurde. Er lag im sterben und wusste es, dennoch warf er ihr eine Salve romulanischer Schimpfwörter an den Kopf, die ihre Wangen zum glühen brachten. Sie zweifelte nicht an ihrer Entscheidung, obgleich ihr Kommandant vollkommen anderer Ansicht war.

"Sind Sie noch bei Verstand die Föderation auf unser Schiff zu lassen? Dafür lasse ich Sie vors Kriegsgericht bringen, Sorkal! Sie hätten die verdammte Selbstzerstörung aktivieren sollen!"

Sorkal sah dem Mann fest in die Augen, der auf dem Krankenbett lag. Aus seinem Mund quoll Blut, ebenso aus mehreren Wunden, die sich über seinen gesamten Körper erstreckten. Er war kaum bei Bewusstsein gewesen, als sie kam um Bericht zu erstatten. Sie hatte nicht erwartet, dass er ihre Worte tatsächlich hören würde. Aber sie fühlte sich schuldig und hatte gehofft, dass er ihre Entscheidung gut heißen würde. Stattdessen drohte er ihr.

"Erschießen Sie jeden, der an Bord beamt und jagen Sie deren Schiff in die Luft. Das ist ein Befehl, Subcommander!"

Sie atmete tief durch und straffte die Schultern, als sie sich seinem Griff entwand und wieder aufrecht stehen konnte. Seine Hände fielen schlapp herunter, als er erneut das Bewusstsein wieder verlor.

Er würde sie wegen Ungehorsam vors Gericht bringen. Es würde ihr Todesurteil sein, daran gab es keinen Zweifel.

"Subcommander, Kirk hat sich gemeldet. Seine Leute sind bereit herüber zu beamen", ertönte die Stimme eines Brückenoffiziers aus dem Lautsprecher.

"Ich bin unterwegs", erwiderte sie schlicht und sah weiterhin ihren sterbenden Kommandanten an. Richtig oder falsch; alles was sie gelernt hatte schien zu verschwimmen. Hatte sie die falsche Entscheidung getroffen? Selbst wenn sie gewollt hätte, sie konnte die Enterprise nicht vernichten. Ihre Waffen waren ausgefallen, ihre Schilde ebenfalls. Ihre Hauptenergie würde ebenfalls bald versagen. Sie würden es nicht mehr aus eigenen Kräften nach Romulus schaffen, selbst wenn sie Glück hätten und nicht erneut in einen Kampf verwickelt werden würden. Und sie war nicht bereit zweihundert Romulaner zu opfern.

***

McCoy hatte erwartet, dass der romulanische Kreuzer dunkel und eng und stickig sein würde. Als er sich rematerialisierte fand er sich jedoch in einem Raum wider, der gar nicht seiner Vorstellung entsprach. Deren Transporterraum unterschied sich nicht allzu sehr von jenem auf der Enterprise. Er war etwas kleiner, die Plattform zentral im Raum gelegen, Konsolen mit Bedienelementen säumten die Wände.

Das Licht war nur etwa halb so stark wie auf der Enterprise. Der Arzt nahm an, dass sie versuchten Energie zu sparen. Mit einem metallischen Geräusch öffnete sich die Tür und eine selbstsicher wirkende Romulanerin betrat den Raum.

"Willkommen auf der Vintra", grüßte sie und blieb vor McCoy und den übrigen Offizieren und Besatzungsmitgliedern der Enterprise stehen. Sie deutete eine leichte Verbeugung an, machte jedoch keine Anstalten einem von ihnen die Hand zu reichen.

"Ich bin Doktor McCoy, Leiter der medizinischen Abteilung, die Krankenschwestern Chapel und Tanaka." Beide Frauen traten etwas vor und nickten zur Begrüßung, während McCoy fortfuhr: "Dies", er deutete zu Uhura neben sich, "ist unsere erfahrenste Linguistin, Lieutenant Uhura. Und dies ist sind Lieutenant Commander Scott und sein Ingenieursteam." Er versuchte diesen Erstkontakt so vorbehaltlos wie möglich zu gestalten. Immerhin war die Föderation - abgesehen von der Narada - nie zu vor in persönlichen Kontakt zu den Romulanern getreten. Die Friedensverhandlungen vor rund hundert Jahren, nach Ende des großen Krieges, hatten stets nur durch Kommverbindungen ohne visuellen Kontakt stattgefunden. So nah wie jetzt war McCoy nie zu vor einem Romulaner gekommen. Und es erschreckte ihn fast ein wenig, wie viel Ähnlichkeit sie zu den Vulkaniern aufwiesen - zumindest auf den ersten Blick.

Ihr Haar war ebenfalls vorwiegend dunkel und kurz geschnitten. Die Ohren spitz, die Haut leicht olivgrün, wodurch er folgerte, dass ihr Blut ebenfalls grün wie das der Vulkanier war. Allerdings hatten sie leichte knöcherne Wülste über den Augenbrauen, die ein bisschen wie ein V auf deren Stirn prangte.

"Es wundert mich, dass Sie unsere Sprache sprechen", sagte Uhura und meldete sich damit erstmals zu Wort.

"Föderationsstandard zu sprechen ist keine Kunst, Lieutenant", sagte Sorkal und klang dabei reichlich überheblich. "Es ist eine einfache Sprache, die jeder Soldat des Sternenimperiums während seiner Ausbildungszeit lernt." Seit ihrem Erstkontakt mit Starfleet vor mehr als hundert Jahren, hatten die Romulaner jede erdenkliche Information über die Menschen gesammelt. Den Schiffsnamen Enterprise hatte sie im ersten Jahr ihrer Grundausbildung zu hören bekommen. Damals natürlich nicht annährend so weit entwickelt, hatte jedoch ein Mensch namens Archer dieses Schiff im Krieg gegen Romulus geführt. Das Ende des Krieges, die Schlacht von Cheron, war für ihr Volk ein schwarzer Tag in der Geschichte gewesen.

"Romulanisch ist eine interessante Sprache", erwiderte Uhura und berührte wie beiläufig McCoy am Arm, um ihm zu signalisieren, dass er sich nicht reizen lassen sollte. Sie kannte McCoys Temperament inzwischen gut und wusste, dass er hin und wieder dazu neigte einige spitze Kommentare von sich zu geben. Sie mussten jede Form von Streit jedoch unbedingt vermeiden. Sie waren hier auf einer friedlichen Mission. "Aber deutlich schwerer zu lernen, wie ich gestehen muss", fügte sie schließlich hinzu. "Und sie gehört bei uns nicht zu den Standardsprachen, weshalb nur Kommunikationsoffiziere sie lernen."

"Ich will ja nicht unhöflich sein", meinte Scotty und trat von der Plattform. "Wie wäre es, wenn Sie mich nun dort hinbringen, wo ich mich nützlich machen kann?"

"Eine sehr gute Idee." McCoy stieg ebenfalls von der Plattform herunter. "Wo finde ich Ihre Krankenstation?"

Sorkal nickte und bedeutete zwei Offizieren, die direkt im Korridor auf sie warteten, die Besucher in die jeweiligen Sektionen zu begleiten. "Wir lassen Sie nicht allein auf unserem Schiff herumwandern. Dafür haben Sie sicher Verständnis."

"Aye, wir würden es nicht anders handhaben", bestätigte Scotty und folgte dem finster drein blickenden Romulaner, nach rechts in den Korridor, während McCoy und sein Team sich in die entgegen gesetzte Richtung aufmachten. Uhura beschloss erstmal dem Arzt zu folgen. Dass er die medizinische Einrichtung bedienen konnte, war zunächst wichtiger als alles andere.

Subcommander Sorkal ging schweigend neben Uhura her. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob es eine gute Idee gewesen war ausgerechnet von einem Schiff der Föderation Hilfe anzunehmen. Andererseits hatte sie das unerwartete Angebot des fremden Captains positiv überrascht. Nach hundert Jahren Feindschaft war es vielleicht an der Zeit für eine friedliche Zusammenkunft.
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