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Nach all den Jahren

von Emony

Kapitel 7

Kapitel 7


McCoy sah sich in der Krankenstation der Vintra um. Abgesehen von Commander Mebok, der noch immer bewusstlos war, hatte er sämtliche Verwundeten versorgt und guten Gewissens entlassen können.

Uhura legte dem Chefarzt der Enterprise anerkennend die Hand auf die Schulter. „Sie haben es geschafft, Doktor.“

McCoy atmete erleichtert auf. „Ich glaube, das war mein persönlicher Rekord. Noch dazu hab ich viel über die romulanische Physiologie in Erfahrung bringen können.“

Die Linguistin schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. „Starfleet wird von Ihren Erkenntnissen sicher profitieren.“

Er nickte schweigend und trat vor Meboks Bett. Die Anzeigetafeln zeigten, dass seine Vitalfunktionen zunehmend stabiler wurden. Die Anästhesie war längst abgeklungen. Eigentlich sollte der Commander jederzeit erwachen. McCoy seufzte.

„Stimmt etwas nicht, Doktor?“, erkundigte sich Uhura, der McCoys offensichtliche Sorge nicht entgangen war.

„Vielleicht hab ich was übersehen. Er müsste allmählich aufwachen.“

Im selben Augenblick kam Sub-Commander Sorkal zurück auf die Krankenstation. „Ihr Captain hat sich eben erneut gemeldet und erwartet nun Ihre Rückkehr.“ Sie blickte abwartend von McCoy zu Uhura.

„Ihr Commander hat das Bewusstsein noch nicht wieder erlangt“, gab McCoy zu bedenken. Ihm war bewusst, dass die zwei Stunden um waren, die Jim ihnen noch gegeben hatte.

„Befindet er sich in akuter Gefahr?“, fragte Sorkal und sah auf ihren Kommandanten hinab, der zwar reglos dalag, aber schon viel besser aussah als noch vor wenigen Stunden.

McCoy schüttelte langsam den Kopf, konnte den Blick jedoch nicht von seinem Patienten abwenden. Er wollte die Möglichkeit nicht ausschließen, etwas übersehen zu haben, das verhinderte, dass der Mann wieder zu Bewusstsein kam. Seine Ethik erlaubte es ihm nicht, die Vintra zu verlassen, so lange er seine Arbeit nicht hundertprozentig abgeschlossen hatte.

„Ihr Captain hat mir sehr nachdrücklich nahe gelegt, Sie beide mögen umgehend zur Enterprise zurückkehren. Und ich halte es ebenfalls für ratsam, dass Sie gehen.“ Sorkal machte eine kleine Pause, ehe sie fortfuhr. „Meine Mannschaftskameraden teilen meine Einstellung nicht, dass es vielleicht an der Zeit ist mit der Föderation Frieden zu schließen.“

„Was wird mit Ihnen geschehen, wenn wir das Schiff verlassen und unseres Weges ziehen?“, wollte Uhura wissen, die nicht weniger besorgt über Sorkals Zukunft war, wie McCoy.

Sorkal zwang sich zu einem Lächeln. „Darüber sollten Sie sich keine Gedanken machen. Ich möchte Sie jedoch eindringlich bitten zu gehen. Zu Ihrem eigenen Schutz.“

McCoy nickte. „In Ordnung.“ Er tauschte einen langen Blick mit Uhura, dann packten sie ihre Sachen zusammen.

***

Sub-Commander Sorkal begleitete McCoy und Uhura persönlich in den Transporterraum zurück. „Ich danken Ihnen aufrichtig für Ihre schnelle und selbstlose Hilfe. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Engagement nicht vergessen wird. Einen Freund werden Sie fortan immer im Romulanischen Imperium haben“, sagte Sorkal schließlich und reichte zuerst McCoy und dann Uhura die Hand zum Abschied.

Die beiden Offiziere betraten die Transportplattform. Im selben Augenblick ging die Tür zum Transporterraum auf und Commander Mebok stand – zur Überraschung der drei -, mit einem Disruptor bewaffnet, im Eingang. „Sie wollen uns schon verlassen?“, fragte der Kommandant der Vintra mit falscher Freundlichkeit.

„Commander…“ Sorkal blieben die Worte im Hals stecken, als ihr Kommandant den Disruptor plötzlich in ihre Richtung schwenkte.

Hinter Mebok kamen drei weitere Offiziere, die nicht weniger gut bewaffnet waren, in den Transporterraum.

„Bitte, Commander… um des Friedens Willen“, versuchte Sorkal an die Moral ihres Vorgesetzten zu appellieren. Nur wenige Schritte trennten sie von der Transporterkonsole.

Mebok schenkte ihr ein eisiges Lächeln. „Wir werden nicht mit leeren Händen heimkehren“, sagte er zu Sorkal. „Runter von der Plattform.“ Sein Befehl galt den beiden Starfleetoffizieren.

McCoy trat schützend vor Uhura. „Lassen Sie sie gehen. Ich bleibe.“

„Nein!“, widersprach Uhura und fing sich daraufhin einen scharfen Blick von McCoy ein, der sich flüchtig zu ihr herumdrehte.

„Sie werden beide bleiben“, antwortete Mebok unbeeindruckt. „Mebok an Brücke. Halten Sie sich bereit auf Warp zu gehen.“

Sorkal erkannte, dass sie keine Zeit mehr zu verlieren hatte. Mit Vernunft würde sie nicht weit kommen. Mit einem langen Sprung hechtete sie zur Konsole, um den Transport durchzuführen. Doch noch ehe sie die Schaltelemente bedienen konnte, brannte sich destruktive Energie in ihren Rücken und ließ sie mit einem Aufschrei zu Boden stürzen.

McCoy machte instinktiv einen Satz nach vorn, wollte Sorkal helfen. Uhura schlug sich erschrocken über die Reaktion Meboks eine Hand vor den Mund, um einen spitzen Aufschrei zu unterdrücken. Als McCoy auf Mebok losgehen wollte, hielt Uhura ihn zurück. „Nicht!“, rief sie ihm zu und sah über die Schulter des Arztes in Meboks hartes Gesicht.

„Hören Sie auf Ihre Freundin, sie scheint sich besser im Griff zu haben, als Sie“, sagte Mebok zu McCoy.

McCoy atmete hastig durch seine Nase ein und wieder aus, versuchte seinen Zorn zu bändigen und blieb stehen. Uhura ließ ihn jedoch nicht los.

„So danken Sie es mir also, dass ich Ihnen das Leben gerettet habe?“, fragte McCoy schließlich sarkastisch.

Mebok schüttelte langsam den Kopf und beachtete die bewusstlose Sorkal nicht weiter, die keine zwei Meter von ihm entfernt lag. „Sie missverstehen das, Doktor. Eben weil ich Ihnen so dankbar bin, leben Sie und Ihre Kollegin noch. Sie werden uns nach Romulus begleiten.“

„Was wird mit ihr geschehen?“, fragte McCoy und nickte in Sorkals Richtung.

„Sie hat ihr Volk verraten. Wenn Sie es lebend bis Romulus schafft, wird sie vor Gericht kommen und vermutlich Ihr Schicksal teilen.“

„Und welches Schicksal wird das sein?“, verlangte McCoy zu erfahren.

Uhura war so fassungslos, dass sie kein Wort über die Lippen brachte. Den Körperkontakt zu McCoy brach sie noch immer nicht ab. Sie fühlte sich dadurch sicherer, auch wenn ‚sicher’ ein sehr relativer Begriff in ihrer Situation war.

„Auf Remus werden immer neue Minenarbeiter gebraucht“, erwiderte Mebok und verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln.

McCoy schluckte, angesichts der Aussichten. Er ließ sich jedoch nicht anmerken, dass er dieselbe Angst wie Uhura verspürte. „Lassen Sie mich Sorkals Wunden versorgen“, bat er schließlich. „Sie schulden es ihr. Immerhin wären Sie nicht mehr am Leben, hätte sie sich nicht dazu entschlossen Starfleet um Hilfe zu bitten.“

Mebok dachte einen langen Moment nach, dann nickte er, senkte die Waffe etwas und trat einen Schritt zurück.

*Das war’s*, dachte McCoy. *Ich werde meine Tochter niemals sehen. Ich werde Jim niemals wieder sehen. Und ich hab es noch nicht mal geschafft Uhura von Bord zu bringen.*

***

„Was dauert da so lange?“, wollte Kirk wissen, der im Transporterraum der Enterprise stand und auf die Rückkehr seiner beiden Offiziere wartete. Alle anderen waren längst zurück. Und allmählich wurde ihm ganz flau im Magen.

„Etwas stimmt nicht“, kommentierte Spock und sah Kirk fest in die Augen.

Hätte Kirk es nicht besser gewusst, würde er meinen Spocks Blick war vorwurfsvoll. Er musste Spock jedoch zustimmen. Er wandte sich an Scott, der an der Transportkonsole stand und fragte: „Können Sie sie erfassen, Scotty?“

Der Ingenieur schüttelte den Kopf. „Nein, das Signal wird gestört.“

Kirk blähte die Nasenflügel als er einatmete. „Rufen Sie die Vintra.“

„Kanal ist offen“, sagte Scott einen Moment später.

„Hier spricht Captain Kirk. Ich erwarte die Rückkehr meiner Besatzungsmitglieder. Wir haben einen neuen Auftrag und müssen daher umgehend weiterfliegen.“ Letzteres war eine Lüge, aber Kirk brachte sie so selbstsicher rüber, dass selbst Spock sie ihm abgekauft hätte. „Gibt es ein Problem bei Ihnen?“

Einige gedehnte Sekunden verstrichen. Kirk spürte sowohl Spocks bohrenden Blick auf sich ruhen, als auch Scotts. Dann erklang eine Stimme, die Kirk bisher noch nicht vernommen hatte. Definitiv männlich… Warum antwortete nicht Sorkal auf seinen Ruf?

„Wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, dass es eine Änderung der Pläne gibt“, sagte die Stimme, die zu Mebok gehörte.

„Schicken Sie meine Offiziere zurück auf mein Schiff“, verlangte Kirk. „Wenn Sie die Auslieferung meiner Leute verweigern, bin ich gezwungen dies als kriegerischen Akt zu betrachten.“

„Na, das hoffe ich doch“, erwiderte Mebok.

Kirk tauschte einen alarmierten Blick mit Spock aus. Scotty versuchte weiterhin die Biosignaturen der beiden Menschen auf der Vintra zu erfassen, jedoch vergebens. „Captain, sie gehen auf Warp!“, schrie der Schotte plötzlich panisch.

Kirk wandte sich zu Scotty um, dachte nicht lange nach. „Kirk an Brücke. Sulu, Verfolgungskurs. Maximum Warp.“ Er wagte es gar nicht, sich herumzudrehen und Spock erneut anzusehen. Er wollte diesen *Hab ich es nicht gleich gesagt?* Blick nicht in den Augen seines Ersten Offiziers sehen.

Dabei waren sie so nah dran gewesen. Er hatte den Frieden schon fast ergreifen können.

Frieden schien jedoch mit dem Romulanischen Imperium nicht möglich zu sein. Die Romulaner mochten denselben Ursprung wie die Vulkanier haben, waren jedoch wesentlich feindseliger.

„Scotty, wenn Sie eine Möglichkeit sehen, beamen Sie die beiden von Bord.“

„Während des Warpflugs?“, wandte Spock ein.

„Was glauben Sie, wie Scotty und ich damals hierher kamen, als Sie das Kommando hatten?“, fragte Kirk süffisant. „Wenn es einem gelingt die beiden unbeschadet herüber zu beamen, dann ihm.“ Er schenkte Scott ein aufrichtiges Lächeln. „Wir sind wieder auf der Brücke.“

„Aye“, sagte Scott nur und spürte wie ihm das Adrenalin durch die Adern schoss. Es war eine Sache sich von einem Fixpunkt auf ein Schiff zu beamen, das sich im Warptransit befand. Eine ganz andere war es die Berechnung von zwei sich mit hoher Lichtgeschwindigkeit bewegenden Objekten anzustellen. Kirk hatten dieses ‚unwichtige‘ Detail offenbar nicht bedacht. Doch noch ehe Scott irgendetwas zu seinem Captain sagen konnte, das seine Bedenken zum Ausdruck brachte, hatte dieser zusammen mit Spock den Transporterraum bereits verlassen.

„Sie gehen ein unnötiges Risiko ein“, sagte Spock, kaum dass sie allein im Turbolift waren.

„Brücke“, wies Kirk den Computer an, dann wandte er sich an Spock, die Hände in die Hüfte gestemmt. „Ich nehme an, Sie haben einen besseren Vorschlag?“

Spock dachte einen Moment nach. „Wir sollten versuchen eine diplomatische Lösung zu finden.“

Kirk kniff die Augen zusammen. „Diplomatisch, Spock? Die Romulaner haben eben zwei meiner Offiziere entführt und Kurs auf Romulus genommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit sich reden lassen.“

„Nicht diese Romulaner, da stimme ich Ihnen zu. Wir sollten versuchen mit dem Prätor in Kontakt zu treten und ihm die Situation erklären.“

Kirk schüttelte den Kopf. „Nein.“ Er machte eine nachdenkliche Pause und fing sich von Spock eine hochgezogene Augenbraue ein. „Sie hatten Recht, Spock. Wir hätten uns von Anfang an raushalten sollen. Ich hatte die hirnrissige Hoffnung, dass man vernünftig mit den Romulanern umgehen könnte – sogar auf friedlicher Basis – und ich wurde eines Besseren belehrt. Dass Sie nicht wild auf einen Kampf sind, wenn Uhura bei denen ist, ist verständlich. Ich will ebenso wenig, dass McCoy etwas geschieht, Spock. Aber es ist unsere Pflicht mit allem, was die Enterprise aufbieten kann, dafür zu sorgen, dass unsere Offiziere zurückgebracht werden.“

„Wenn wir die Vintra angreifen, werden die Romulaner sich vielleicht in die Enge getrieben fühlen und die Geißeln töten.“

„Vielleicht, Spock. Vielleicht auch nicht. Wenn Sie sie hätten töten wollen, hätten sie es längst getan. Vermutlich versuchen sie einfach nicht mit leeren Händen nach Romulus zurückzukehren.“

„Das ist reine Spekulation, Jim“, konterte Spock unnachgiebig.

Der Turbolift erreichte sein Ziel und beiden traten auf die Brücke.

Kirk sah zu Spock, der unbewegt neben ihm stand und keine Anstalten machte zu seiner Station zu gehen. „Ich bin in diesem Fall nicht offen für Diskussionen, Spock.“ Damit war für Kirk alles gesagt. Während er sich in seinen Sessel sinken ließ, konnte er noch Spocks Blick in seinem Rücken fühlen. „Status, Mr. Sulu?“

„Die Vintra hat nur einen geringen Vorsprung, Captain. Und so lange ihre Tarnung nicht funktioniert, sollte es kein Problem sein, an ihnen dran zu bleiben.“

„Können wir nah genug heran, um McCoy und Uhura rauszubeamen?“, wollte Kirk diesmal von Chekov wissen.

„Nahe genug ran können wir kommen, aber wir müssen Ihre Schilde funktionsuntüchtig machen.“

Kirk hörte die unausgesprochenen Bedenken. Es gab nur eine Möglichkeit, die Schilde der Vintra zu zerstören. Einen direkten Angriff. Und das wiederum bedeutete, dass sie auf ein Schiff feuern mussten, auf dem zwei ihrer Leute waren.

Abermals spürte Kirk den Blick seines Ersten Offiziers auf sich ruhen. Er wusste jedoch, dass es vermutlich besser war McCoy und Uhura dieser Gefahr auszusetzen, als dass sie tiefer in das Romulanische Imperium entführt wurden. Die Gefahr, dass die Vintra Verstärkung bekam und eine Rettungsmission – so verzweifelt sie auch sein mochte – aussichtslos wurde, war immens.

Mit Freundlichkeit und Diplomatie war bei den Romulanern jedoch nichts zu erreichen. Sie hatten den Krieg gegen Starfleet verloren und waren seitdem absolut unversöhnlich. Sorkal schien eine Ausnahme zu sein. Doch Kirk musste davon ausgehen, dass sie nicht mehr das Kommando über die Vintra hatte. Er musste sogar davon ausgehen, dass sie nicht mehr lebte.
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